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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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schmiss. Kaum hatte ich ihm erzählt, dass ich das Clown-College von Ringling Bros. and Barnum & Bailey absolviert hatte, fragte er schon, ob ich gleich am nächsten Tag anfangen könne. Dann meinte er noch, er würde mir 500 Dollar pro Woche zahlen.
    Der Zirkus der Hanneford-Familie war ein Traditionsunternehmen mit großem Zirkuszelt und wurde von einer berühmten Zirkusdynastie betrieben. Doch um das Jahr 2000 hatte den Zirkus das Glück ein wenig verlassen. Zu der Zeit traten noch eine Akrobatenfamilie, eine russische Dame mit abgerichteten Hunden und Katzen und eine andere Frau auf, die sechzig Hula-Hoop-Reifen gleichzeitig wirbeln lassen konnte. Der Zirkus hatte sogar drei Elefanten und einen Tiger, obgleich der Zirkusdirektor George Hanneford III. mit einem Auge stets über seine Schulter zu lugen und Ausschau nach Tierschützern zu halten schien. Als ich aufkreuzte, hatten sie keinen festangestellten Clown und suchten händeringend genau danach. Dementsprechend ließen sie mir im Prinzip alle Freiheiten, zu tun, was ich wollte. Ich spuckte Feuer, balancierte Leitern auf meinem Kinn und führte all meine üblichen Tricks vor.
    Zehn Shows pro Woche standen auf dem Plan, was ganz schön anstrengend war. Doch mithilfe von Kokain ging mir nie die Energie aus. Hinter den Kulissen nahm ich meine Clownsnase ab und zog mir, das Gesicht noch voller Schminke, in meiner provisorischen, mit einer Plane abgedeckten Garderobe Kokslinien rein. Wahrscheinlich hatte das Ganze etwas Morbid-Komisches, aber glücklicherweise sollte ich nicht mehr allzu lange dabei sein.

10

In diesem Kapitel werde ich von einem Hai gebissen
    13. Juni. An diesem Tag veränderte sich mein Leben endlich zum Guten. Ich kann mich so gut an das Datum erinnern, weil es mein Geburtstag war. Ich weiß noch, dass ich an jenem Tag ziemlich niedergeschlagen war – ich war jetzt 26 Jahre alt und hatte, so blöd das auch klingen mag, das Gefühl, langsam alt zu werden. Ich beschloss, Tremaine anzurufen und ihm mitzuteilen, dass ich Geburtstag hatte – als ob ihn das interessiert hätte. Eigentlich wollte ich nur sichergehen, dass er mich nicht vergessen hatte. Ich erinnere mich ganz genau, dass er am Telefon als Erstes sagte: »Es ist keine Pilotsendung mehr.«
    Mir war gleich klar, was das bedeutete. Tremaine forderte mich auf, ab sofort Ideen zu sammeln, denn im August wollten sie nach Florida kommen, um zu filmen. Außerdem sollte ich ihm all meine Stunt-Videos zuschicken, sodass sie die Erlaubnis einholen könnten, das Filmmaterial für die Show zu verwenden. Letztlich war jedoch nichts von meinem Filmmaterial gut genug für die Show, es entsprach nicht den Standards und Produktionsrichtlinien von MTV. Doch Jackass lief an, und ich war dabei.
    Es ist schwer zu beschreiben, was ich empfand, als ich diese Nachricht hörte. Fast zwanzig Jahre lang war ich einem Traum nachgejagt, der – ehrlich gesagt – ziemlich verrückt war. Spätestens seit Tracie Smith mit mir Schluss gemacht hatte, versuchte ich ständig, meine Überzeugung aufrechtzuerhalten, dass es möglich war, berühmt zu werden, indem man abgefahrene Dinge vor einer Kamera vollführte. Diese Überzeugung war im Laufe der Jahre gelegentlich ins Wanken geraten. Es gab Momente, zum Beispiel als ich im Gefängnis saß und meine »Memoiren« schrieb, da war ich absolut sicher, dass ich es schaffen würde. Doch dann gab es auch Augenblicke wie jenen, als ich auf diesem Feld voller Kuhfladen stand und auf die Trümmer meines Ford Tempo blickte, da erschien mir das alles als absolut aussichtsloses Unterfangen.
    Die meiste Zeit über konnte ich mir noch nicht einmal so recht vorstellen, wie dieser Erfolg eigentlich aussehen sollte. So landete ich auf Skateboard-Kongressen und am Clown-College und ging mit meinen Nummern bei zahllosen Bars für freie Drinks hausieren. Mir schien es manchmal vergleichbar mit einer religiösen Überzeugung, denn viel mehr als der blinde Glaube daran, dass ich auf dem richtigen Weg war, blieb mir ja gar nicht. Es gab ja auch niemanden auf dieser Welt, auf den ich hätte verweisen und sagen können: »Der macht genau das, was ich auch machen will.« Ich kannte keinen vergleichbaren Fall. Ich will damit nicht behaupten, dass ich all die verwegenen Stunts, die ich abzog, erfunden hatte oder dass ich der Einzige war, der sie bringen konnte, aber als MTV die Pilotsendung erst einmal akzeptiert hatte, empfand ich das als jene Bestätigung, die ich so lange ersehnt hatte.

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