Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
zu jenem Zeitpunkt schien Knoxville eher als eine Art Moderator dabei zu sein. Vor dem Stunt setzten wir uns auch tatsächlich hin und machten ein Interview, das zunächst als Element der Show gedacht war, anscheinend aber gestrichen wurde, als die Show schließlich auf Sendung ging. Mein schöner Stunt ist übrigens nie von MTV gesendet, eigentlich nirgendwo ausgestrahlt worden – allerdings ist er auf YouTube zu finden, wenn man lange genug sucht. Doch Tremaine und Knoxville waren nicht nur von der Komplexität und Kreativität dessen, was ich geboten hatte, beeindruckt, sondern auch von der Initiative, die ich ergriffen hatte, um die ganze Sache zu verwirklichen. Ich war auf eigene Kosten mit dem Flieger von weither angereist, schleppte meine Stelzen im Gepäck mit mir herum und hatte alles so organisiert, dass auch Simonetti und Hahn parat standen. Sie konnten sehen, dass ich voller Tatendrang war.
Knoxville: Steve unternahm alles, was in seiner Macht stand, um aus dieser Sache einen sendefähigen Beitrag zu machen, aber er lief dann doch nicht. Damals hatten wir echt noch keine Ahnung, wie Jackass aussehen sollte. Wir gaben einfach nur eine Menge Schüsse ins Blaue ab.
Tremaine: Damals sprachen wir das, was wir drehten, gar nicht so richtig mit MTV ab. Wir arbeiteten einfach drauflos, wie wir das für Big Brother getan hatten. Da hatten wir jede Idee, die uns gefiel, einfach umgesetzt. Wir hatten eine dilettantische Sicherheitstruppe und keine Ahnung, wie wir das Feuer an Steve-O löschen sollten, außer vielleicht mit ein paar Eimern Wasser und einem Feuerlöscher. Die langen Hosen erwiesen sich als extrem brennbar, und wenn die erst mal angezündet waren, brach gleich so eine Art Panik aus. Doch wir konnten die Flammen löschen und er erlitt keine schweren Verbrennungen. Der Stunt war cool, wir durften ihn aber nicht mal senden, weil MTV in Zusammenhang mit der Serie Beavis and Butthead mit Feuer ziemlich üble Erfahrungen gemacht hatte. Feuer war bei diesem Sender ein klares No-go!
Während der letzten Jahre habe ich oft darüber nachgedacht, ob ich diesen bedeutsamen Umbruch nur einer glücklichen Fügung zu verdanken hatte. Denn wäre ich bei der Royal Carribean nicht rausgeschmissen worden, hätte ich an Bord der Voyager of the Seas mit Orangen jongliert, statt meinen Arsch quer durchs Land zu bewegen, um bei Tremaine Eindruck zu schinden. Hätten sich diese anderen Clowns nicht hinter meinem Rücken gegen mich verschworen, damit ich gefeuert wurde, wäre ich nie zu Jackass gekommen.
Nach Neujahr kehrte ich dann nach Florida zurück – in eine ernüchternde Realität. Gut, ich hatte bei der Produktion einer Pilotsendung für MTV mitgemischt, dennoch war ich zunächst einmal noch immer ein arbeitsloser Trunkenbold. Nachdem ich das Kreuzfahrtschiff verlassen hatte, zog ich mit Cindy und Mama in Mamas Haus in Boca ein. Mamas Zustand hatte sich nicht gebessert, dennoch erzählte ich ihr all die Neuigkeiten im Zusammenhang mit meinem Stunt in Kalifornien und der Pilotsendung für MTV. In ihren seltenen klaren Momenten verstand sie, was ich sagte, gut genug, um darüber lachen und auf meine Kosten Scherze machen zu können, und das machte mich unglaublich glücklich.
Da ich nicht nur herumsitzen und warten wollte, bis ich etwas von dieser Fernsehshow hörte, die vielleicht nie realisiert würde, versuchte ich, neue Möglichkeiten aufzutun, und schickte jeder einzelnen Talentagentur in Florida Päckchen mit Fotos und Videos. Keine wollte auch nur das Geringste mit mir zu tun haben. So langsam stieg in mir das Gefühl auf, dass sich die Geschichte mit der Pilotsendung genauso schnell wieder in Luft auflösen würde, wie sie über mich hereingebrochen war. Im März saß ich viel in Mamas Haus herum und tat dabei nichts, außer in Depressionen zu verfallen.
Cindy bestand schließlich darauf, dass ich meinen Hintern bewegen und etwas tun sollte. Sie war entsetzt darüber, wie viel Zeit, Geld und Energie ich vergeudet hatte, um Clown zu werden, ohne nun mehr vorweisen zu können als einen Schrank voll teurer Ausstattung. Sie erzählte mir von einem Zirkus auf einem Flohmarkt im nahen Ft. Lauderdale und schlug vor, dass ich mich dort nach einem Job umsehe. Ich war zwar skeptisch, doch wir gingen hin und guckten uns die Show an, die eigentlich ganz toll war.
Nach der Vorstellung sprach ich eines der Showmädchen an und sie stellte mir einen alten Typen namens George Hanneford II. vor, der den ganzen Laden
Weitere Kostenlose Bücher