Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
tatsächlich so. Aber in dieser Geschichte wurde auch behauptet, dass ich meine Mutter missachten würde, weil ich ihr Haus nutzte, um Stunts aufzuführen, während sie im Koma lag. Das tat verdammt weh. Dieser Autor hatte nicht das Recht, sich ein Urteil bezüglich der Situation meiner Mutter zu machen. Außerdem fand ich es verlogen von Big Brother , die Zeitschrift von vorn bis hinten mit Fotos von mir zuzupflastern und mich dann in der Story derart auseinanderzunehmen. Sie konnten mich doch gar nicht so sehr hassen, wenn sie mich auf die Titelseite der Zeitschrift hoben.
Rückblickend betrachtet denke ich, dass ich mich von dieser Geschichte wahrscheinlich stärker beleidigt gefühlt habe, als sie eigentlich Anlass gegeben hätte. Es waren nur ein paar Passagen, die mich derart aufbrachten, doch die psychischen Wunden, die Mamas Krankheit geschlagen hatte, waren noch frisch und tief, da musste man nicht auch noch Salz hineinstreuen.
Natürlich brachte mir diese Titelgeschichte auch viel Gutes. Zunächst einmal verschaffte sie mir einen Job. Oder eine Art Job. In den Tagen, als diese Ausgabe der Zeitschrift erschien, zog ich nach Miami. Und eines Abends war ich in einem Club, der »Chili Pepper« hieß. Da kam plötzlich die Managerin auf mich zu und fragte: »Sind Sie Steve-O von Big Brother ?« Das war das erste Mal, dass mich jemand in der Öffentlichkeit erkannte. Dann erzählte sie mir, dass sie ein großer Fan von Big Brother sei und mich engagieren wolle, um ausgeflippte Sachen in ihrem Club zu machen.
Ich wartete nicht einmal ab, bis sie mir Geld anbot, sondern rief gleich: »Na klar!« Also richteten sie jeden Freitag- und Samstagabend einen Scheinwerfer auf mich, und ich führte in meinem Clownskostüm Rückwärtssaltos mit Feuerspucken vor, den Trick mit dem Bierglas auf der Stirn oder was ich gerade so draufhatte. Dafür bekam ich jeden Abend 70 Dollar und freie Drinks. Für freie Drinks hatte ich in Clubs schon mal Tricks vorgeführt, doch diesmal hatte ich das Gefühl, richtig Geld zu machen.
Ein paar Monate nachdem ich mit meinen Auftritten im »Chili Pepper« begonnen hatte, rief mich ein ehemaliger Ringling-Bros.-Clown an. Er hatte zusammen mit ein paar anderen Clowns Ringling verlassen und nun waren sie dabei, eine Truppe zusammenzustellen, die auf Kreuzfahrtschiffen der Royal Carribean auftrat. Sie suchten noch einen Clown und hatten ein Video von mir gesehen, das ich Klassenkameraden vom Clown-College geschickt hatte.
Zuerst war ich nicht besonders an dieser ganzen Unternehmung interessiert, denn zum einen hatte ich ja schon meine Auftritte im »Chili Pepper« und zum anderen würde dieser Job bedeuten, dass ich monatelang nicht in Florida wäre. Das hieße auch, wieder einmal das College abzubrechen und Mama und Cindy mehr oder weniger hängen zu lassen. Dennoch meinte ich zu dem Clown-Kollegen: »Ich mach hier gerade professionelle Auftritte in einem Nachtclub« – ich tat mein Bestes, um meine eher mäßig bezahlte Show nach einem Supergeschäft klingen zu lassen –, »warum kommt ihr nicht mal vorbei, wenn ich auftrete, schaut euch meine Nummer an, und dann reden wir darüber?«
Die Zirkusclown-Veteranen reisten tatsächlich an, kamen ins »Chili Pepper«, sahen mir bei meiner Nummer zu und beschlossen, mich unbedingt in ihrer Truppe haben zu wollen. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt, gab aber zu, dass ich mir nicht sicher sei, ob das wirklich was für mich wäre. Dann meinten sie jedoch, dass mein Anfangshonorar bei 625 Dollar pro Woche läge.
Heilige Scheiße! Ich war ja schon happy, dass ich für einen Abend 70 Dollar und freie Drinks bekam. Das änderte natürlich alles. Ich stimmte sofort zu, mitzumachen.
Ich war total begeistert, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig Geld verdienen würde, doch als ich im Juni 1999 mit dem Training für diesen Kreuzfahrtschiff-Job begann, beherrschten mich ziemlich gemischte Gefühle. Mama war bettlägerig, dauerhaft behindert und litt an schweren körperlichen Schmerzen. Und Cindy stand nachts alle paar Stunden auf, um Mama zu drehen, sie zu füttern, ihre Windel zu wechseln und ihre Liegewunden zu reinigen. Darüber hinaus erledigte sie tagsüber auch noch einen Fulltime-Job. Und ich sollte einfach abhauen, um in der Karibik zu kreuzen und fetten Touristen Rückwärtssaltos vorzuführen?
Auch wenn ein Teil von mir dachte, dass ich meine Familie ausgerechnet in einer Zeit im Stich lassen würde, in der sie mich am meisten
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