Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
durchführten, der als der absolute Experte für Weiße Haie galt.
Unglücklicherweise sagte er uns einen Tag, bevor wir mit ihm aufs Meer hinausfahren sollten, ab. Offenbar hatten ihm irgendwelche Ölbarone eine unanständige Summe dafür geboten, dass er sie an genau jenem Tag begleitete. Den Termin verschieben konnten wir nicht, und MTV machte uns klar, dass wir nur dann außerhalb des Käfigs mit den Weißen Haien schwimmen durften, wenn er das beaufsichtigte. Wir waren total enttäuscht, denn innerhalb eines Schutzkäfigs herumzuschwimmen war völlig witzlos.
Pontius und ich nahmen uns dieses Problems an, wie wir es immer taten: Wir gingen in eine Bar und ließen uns volllaufen. Dort schmiedeten wir dann einen Plan. Eine Sache war, dass die Aufnahmen vom Käfig aus gemacht werden mussten, doch wir wollten auf der anderen Seite des Boots ins Wasser springen und von da aus zum Käfig schwimmen, bevor wir dann auch hineinschlüpften. Auf diese Weise würden wir wenigstens etwas Zeit außerhalb des Käfigs mit den Haien verbringen können. Neben uns saß ein Typ, der unser Gespräch zufällig mitbekam und uns Ratschläge gab, die ziemlich schlau klangen.
»Wenn ein Weißer Hai euch entdeckt, wie ihr da herumschwimmt, wird er neugierig und knabbert euch an«, sagte er. »Da ihr ihm nicht schmeckt, wird er euch zwar nicht auffressen, doch ihr würdet verbluten. Aber ein Weißer Hai kann seinen eigenen Körper nicht sehen, weil seine Augen so dicht an der Nase liegen. Wenn ihr aus dem Boot direkt auf den Hai oder ganz dicht neben ihn springt, erschreckt ihr ihn damit und er flüchtet.«
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile mit diesem Typen, nahmen begierig sein Wissen auf, bis er sich schließlich vorstellte. Es war Andre Hartman. Rein zufällig trank er ein Glas in derselben Bar, in der wir uns gerade aufhielten. Im Laufe des Abends, nachdem noch ein paar Drinks geflossen waren, überzeugten wir ihn schließlich davon, seine Verabredung mit den Ölbaronen abzusagen. Am nächsten Morgen nahm er uns in seinem Boot mit und Pontius und ich hüpften kaum einen Meter von einem Weißen Hai entfernt ins Wasser. Die Moral, die ich aus dieser Geschichte zog, lautet: Sich die Probleme in einer Bar von der Seele zu trinken, ist manchmal genau der richtige Weg, sie zu lösen.
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Als ich zurück in L. A. war, zog ich aus meiner Bude mit Schliz aus und mit Candy in eine neue Wohnung. Wir hatten gerade genug Zeit, unser Gepäck abzustellen, da ging es auch schon mit der Lollapalooza-Tournee 6 los. Die Veranstalter hatten eine Reihe von Shows gebucht, und alles verlief gut. Bei dieser Gelegenheit war ich zum ersten Mal in einem Rock- ’ n ’ -Roll-Tourneebus unterwegs. Dadurch war es einfacher als je zuvor, permanent besoffen zu sein. Wegen öffentlichen Urinierens wurde ich einen Tag lang eingesperrt, und dann schmiss ich zusammen mit einem Kumpel auch noch einen Fahrradständer durch die Fensterscheibe einer Hotellobby. Das spielte sich noch am gleichen Tag ab, an dem uns erklärt worden war, dass in jenem Hotel kein Zimmer mehr frei sei. Eigentlich unglaublich, dass ich wegen dieses Tobsuchtsanfalls im Suff nie belangt worden bin.
Dann nahm MTV das Wildboyz -Projekt auf und ich verbrachte einen großen Teil des Sommers und des Frühherbstes mit Reisen für die Dreharbeiten an der ersten Staffel. Zuerst ging es nach Alaska, Australien, Neuseeland und Florida, bis wir schließlich im Verlauf der Produktion aller vier Staffeln der Show mit Ausnahme der Antarktis jeden Kontinent bereist hatten.
Nachdem Candy erst einmal nach Kalifornien gezogen war, fing es an, zwischen uns zu kriseln. Ich hatte den Eindruck, dass sie vom Bazillus des Ruhms angesteckt war und selbst ein Star werden wollte. Das war an und für sich kein Problem, doch meinte ich zu spüren, dass sie mich zunehmend als eine Art Hindernis sah, als jemand, der sie zurückhielt. Gleichzeitig vermittelte sie mir das Gefühl, dass sie alles besser könne als ich. Es ist durchaus möglich, dass ich mir das alles nur einbildete. Diese Vorstellungen konnten genauso gut eine Projektion meiner Empfindungen sein, dass ich für Candy nicht gut genug war. Doch selbst wenn dies ausschließlich meiner Einbildung entsprang, die Atmosphäre zwischen uns war damit jedenfalls bald vergiftet.
Obgleich mir Candys Alter zunächst nichts ausgemacht hatte, stieg in mir doch nach und nach das Gefühl auf, ich würde sie verderben. Sie war jung und hatte ihr ganzes Leben noch vor
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