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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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deshalb mit Pfefferspray unschädlich gemacht worden. Danach brachten sie mich in die psychiatrische Station eines Krankenhauses. Weil ich nackt war, zog ich mir einen kleinen Kittel über, der aber meinen Körper nicht ganz bedeckte, sodass mein Hintern herausguckte. Als ich wieder nüchtern war, wollte ich zurück zu meinem Hotel, konnte mich aber nicht mehr an den Namen erinnern. Ich jammerte also herum: » Leute, lasst mich raus. Ich muss die Latin Video Music Awards moderieren! « Schließlich fanden sie heraus, wo ich untergebracht war, und setzten mich mit diesem blöden kleinen Kittel am Leib vor dem Hotel ab.
    Pontius und ich moderierten die MTV-Veranstaltung tatsächlich noch, allerdings musste ich auf die Bühne getragen werden. Danach verbrachte ich noch ein paar Tage damit, auf Krücken in Miami herumzuhumpeln, bevor ich nach Boca zurückfuhr, um Mama zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt war sie aus dem Krankenhaus nach Hause verlegt worden, allerdings nicht, weil sich ihr Gesundheitszustand verbessert hätte. Die Ärzte konnten schlichtweg nichts mehr für sie tun.
    Uns wurde gesagt, wir sollten versuchen, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Als eine Krankenschwester kam und Mama untersuchte, meinte sie, dass Mamas körperliche Verfassung wirklich gut sei. Trotzdem sie seit Jahren ans Bett gefesselt war und unter den wundgelegenen Stellen und anderen Beschwerden litt, war Mama verglichen mit anderen tatsächlich in einem guten Zustand. Die Schwester wollte damit natürlich zum Ausdruck bringen, dass sich jemand vorbildlich um Mama gekümmert hatte.
    Diese Feststellung berührte und schockierte mich zugleich. Ich hatte gedacht, dass Mamas Leben zu jenem Zeitpunkt schlimmer gar nicht hätte sein können und dass sie sich am kleinsten, beschissensten Halm festhielt, den Gott ihr gerade anbot. Seit Jahren war sie kaum noch bei klarem Verstand und ständig hatte sie Schmerzen. Für mich war das die Hölle auf Erden. Ich konnte mir nach allem, was ich bisher erlebt hatte, kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Und dann war da diese Krankenschwester, die einzig und allein damit beschäftigt war, sich um Menschen zu kümmern, die schon auf dem Totenbett lagen, und erklärte, dass Mama eigentlich noch zu denen gehörte, die »Glück« hatten. Einerseits war ich echt stolz, dass Cindy und ich – vor allem aber Cindy – offenbar das Bestmögliche für Mama getan hatten. Doch die Vorstellung, dass zum Leben auch diese Form einer qualvollen Existenz gehörte, mit einem Leiden, das sogar noch weit über das hinausging, was Mama durchgemacht hatte, verschreckte mich zutiefst.
    Das Bewusstsein, dass das Ende kommen und auch nicht schön sein wird, hat mich seit jeher durchdrungen. Seit dem Teenageralter beherrschte mich der Gedanke, dass dieses Eine, das wir am meisten fürchten – der Tod –, das Einzige im Leben ist, von dem wir genau wissen, dass es eintreten wird. Für mich war das irgendwie ungerecht, denn es verlieh dem Leben schon von vornherein eine so negative Aussicht. Der Umstand, dass man die grausige Verfassung, in der sich Mama in ihren letzten Wochen befand, noch als glückliche Fügung betrachten sollte, ließ jeglichen Gedanken an die Zukunft nur noch furchterregender erscheinen.
    Mama starb schließlich am 7. November 2003. Als sie ihren letzten Atemzug tat, saß Cindy neben ihr und hielt ihre Hand. Ich wollte nicht dabei sein. Ich war zwar im Haus, hatte jedoch das Gefühl, dass Mama zu stolz war und in jenem Moment keine Zuschauer haben wollte. Cindy empfand anders und wollte da sein, um sie zu trösten. Ich war mir nicht sicher, wer von uns beiden das Richtige tat, doch ich nehme an, unsere unterschiedlichen Einstellungen gegenüber diesem letzten Moment spiegelten auch die verschiedene Art und Weise wider, in der wir von Anfang an mit Mamas Aneurysma umgegangen sind.
    Das überwältigende Gefühl, das mich danach überkam, war Erleichterung. Das Ende war nicht annähernd so traumatisch wie die fünf Jahre, die ihm vorausgegangen waren. Zumindest musste sie nun nicht mehr leiden. In jenen letzten Tagen war uns bewusst, dass das Ende nahe war, es war nur noch eine Frage des Zeitpunkts. Ich schäme mich, zugeben zu müssen, dass ich in diesen Tagen viel Zeit damit verbracht habe, mich mit Drogen zu betäuben. Ich weiß noch, dass ich mir an einem jener Tage bei Mama eine ganze Flasche mit GHB – Liquid Ecstasy – reinzog.
    Oft habe ich darüber nachgedacht, ob es – für Mama, für mich, für

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