Ein Iglu für zwei (German Edition)
ist, vergesse die einsame Straße, vergesse alles um mich herum. Ich befinde mich gerade in anderen Sphären. Nur der plötzlich einsetzende Regen hindert mich am Davonschweben. Erst nur vereinzelte Tröpfchen, dann aber scheinen alle Wolken über New York auf einmal auf uns herabzustürzen.
Der Wolkenbruch kündigt sich durch einen kräftigen Donnerschlag an und lässt es fast im selben Augenblick für einen kurzen Moment taghell erscheinen. Lachend laufen wir zur Kreuzung und finden einen kleinen Schutz bringenden Unterstand. Kaum stehen wir unter diesem winzig kleinen Dach, lässt Danny keine Zeit verstreichen, um mich erneut zu umarmen. Ich kann es nicht glauben. Wo ist meine Mauer? Mein Schutz vor Verletzungen dritten Grades?
Wieder naht ein gelbes Auto. Danny läuft auf die Straße und hebt seinen Arm.
„Taxi!!“, ruft er in den Regen hinein.
Das Taxi fährt vor und Danny öffnet die hintere Tür. Rasch komme ich unterm Dach hervor und springe in den Wagen. Danny folgt mir kurz danach und knallt die Tür zu. Bevor ich etwas sagen kann, übermittelt er dem Fahrer eine Adresse, die nicht die meine ist. Die Regentropfen prasseln so laut auf das Dach, als würden sie durch die Decke hindurchschießen wollen. Ich weiß, dass sie es nicht schaffen werden. Ich könnte mich also sicher fühlen. Trotzdem beunruhigt mich etwas.
„Wohin fahren wir?“, frage ich aufgeregt. Meine Finger beginnen ein nervöses Spiel und zappeln unruhig auf meinem Schoss.
„Lass dich überraschen!“, antwortet Danny verschlagen.
Angespannt lasse ich Dannys bereits fast selbstverständlich gewordene Umarmung wieder zu. Meine Unbeschwertheit, die mich eben noch überwältigt hat, löst sich mit jedem Kilometer, den wir ins Unbekannte fahren, auf. Ich mag keine Überraschungen. Schon gar nicht, wenn ich sie nicht kenne. Nun ärgere ich mich, dass ich Dannys Annäherungen nicht einfach von Anfang an abgeblockt habe. Bisher bin ich doch ganz gut damit gefahren, keine Beziehungen mehr in meinem Leben zuzulassen. Ich hatte fünf komplikationslose Jahre. Keine Kompromisse, keine Verletzungen. Wozu brauche ich einen Mann in meinem Leben? Das letzte Mal hatte es mich meine beste Freundin und mein gewohntes Leben gekostet. Wer zahlt schon gern so einen hohen Preis für ein bisschen Glück? Und überhaupt … was soll ich mit einem Rockstar? Ich bin total unmusikalisch. Das einzige Instrument, das ich spielen kann, ist eine Triangel. Also, was soll ich mit einem Rockstar? Und was soll er mit mir?
„Halten Sie bitte sofort an!“, rufe ich dem Taxifahrer zu.
„Wie bitte?!?“, staunt Danny. „Auf keinen Fall. Fahren Sie weiter!“
„Anhalten!“, versuche ich es erneut.
„Hören Sie nicht auf sie. Sie weiß nicht, was sie will.“
Aber sicher weiß ich das!!! Oder etwa nicht? Jedenfalls wusste ich das die letzten Jahre ganz genau. Weshalb sollte es jetzt nicht mehr so sein? Möchte ich etwa in meinem tiefsten Inneren wirklich etwas anderes, als ich will?
„Dann sag mir bitte auf der Stelle, wohin wir fahren!“, fordere ich Danny nachdrücklich auf.
„Wir fahren zu mir“, beantwortet er mir nun widerwillig meine Frage, um mich offensichtlich ruhigzustellen.
Moment mal. Das geht mir jetzt doch ein bisschen schnell. Oder interpretiere ich in diese Sache mehr als nötig hinein? Könnte es nicht sein, dass mir Danny nur seine Gitarrensammlung zeigen möchte? Warum sträube ich mich mit einem Mal gegen seine Nähe? Eben habe ich sie noch genossen. Ich baue gerade meine Mauer um mich herum wieder auf. Wenn nicht gleich was passiert, bin ich damit fertig, bevor wir sein „Zu-mir“ erreicht haben. Als würde Danny meine Gedanken kennen, rückt er wieder näher, um mich an den Schultern zu sich heranzuziehen.
„Du bist rätselhaft. Die meisten Fans würden einiges dafür geben, um jetzt mit dir tauschen zu können. Ich tue dir schon nichts.“
Doch. Du hast mir bereits was getan. Meinen Schutzwall durchbrochen. Ich wüsste zu gern, warum ich das zugelassen habe? Na ja, eigentlich konnte ich nichts dagegen machen. Es ist einfach so passiert.
Wir fahren eine halbe Unendlichkeit durch mir unbekannte Straßen. Da mir allerdings achtzig Prozent der Straßen New Yorks unbekannt sind, ist dies nicht weiter ungewöhnlich. In einer ruhigeren Villengegend, fast am Stadtrand, hält das Taxi vor einem beeindruckenden Domizil. Danny drückt dem Fahrer einen Schein in die Hand und steigt aus. Skeptisch sitze ich im Wagen und bestaune mit
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