Ein Iglu für zwei (German Edition)
endlich geschafft, dich aus der Reserve zu locken, Malina.“
Verdutzt gebe ich meine Gegenwehr auf. Er hat gerade meinen Namen ausgesprochen. Als hätte er zuvor meine Gedanken gelesen.
„Ach, du kennst meinen Namen noch? Ich hätte nicht gedacht, dass du dich an solche Nebensächlichkeiten erinnerst“, gebe ich nun streitsüchtig von mir.
Was ist los mit mir? Meine sonst so selbstverständliche Friedsamkeit gerät außer Kontrolle. Ich bin auf Angriff programmiert. Noch eine provokante Bemerkung und du bekommst den Krieg, den du heraufbeschwörst.
Dannys Gesichtszüge entgleiten. Sein Lächeln gefriert.
„Was denkst du von mir?“, fragt er gekränkt. Seine Verwandlung bleibt unbemerkt bei mir. Zu sehr bin ich mit meiner Kampfbereitschaft beschäftigt, die mir unbekannt ist. Neuerdings lerne ich mich von einer ganz neuen Seite kennen. Ich erblicke mein Spiegelbild in einer silbernen Vase und gehe darauf zu. Ein verzerrtes Gesicht biegt sich mir entgegen. Wer bin ich eigentlich? Ich möchte meine Prinzipien über Bord werfen und mich einfach meinen Gefühlen hingeben. Er will nur eine Nacht? – Die soll er haben!
Lucy würde garantiert auch nichts anbrennen lassen. Morgen lebe ich wieder mein altes Leben und er seines. Keiner würde in das Leben des anderen passen, aber es spricht nichts dagegen, einmal auszubrechen und zu vergessen, wer man ist und wohin man gehört. Also gut, Danny Greyeyes, ich spiele dein Spielchen mit. Ich löse mich von meinem Spiegelbild und gehe lächelnd auf Danny zu. Aber auf halbem Wege kommen mir schon wieder Zweifel und ich bleibe stehen.
„Was geht da gerade in deinem Köpfchen vor?“, fragt sich Danny laut und übernimmt die andere Hälfte des Weges.
Seine Arme legen sich um mich herum und bandagieren meine Hüften förmlich, während er mich kräftig an sich herandrückt. Wie elektrisiert warte ich auf die Berührung seiner Lippen, aber er sieht mich nur mit einem ausdrucksvollen Blick an.
„Malina. Was für ein schöner Name. Kennst du denn auch seine Bedeutung?“
Ich dachte, du willst mit mir schlafen und nicht mit mir reden?
„Es ist der Name der Sonnengöttin meines Heimatvolkes“, antworte ich und hoffe nun auf Fortführung leidenschaftlicher Maßnahmen.
Auf einmal aber bricht Mr. Greyeyes in schallendes Gelächter aus. Habe ich was Falsches gesagt? Was ist daran so komisch?
„Darf ich fragen, was dich so erheitert?“
Danny fängt sich nur mühselig wieder ein und setzt sich erschöpft auf einen Sessel.
„Du bist gut darüber informiert, dass meine Eltern Inuit waren, aber dass du meine Herkunft nun als die deine verkaufst, ist ja wohl haarsträubend“, gibt Danny zweiflerisch von sich.
Fassungslos stehe ich da und verdaue die soeben erlangten Informationen über Danny Greyeyes, die wieder eine nichtsahnende Parallele aufdecken. Ist das alles Zufall? Kaum zu glauben.
„Aber es ist tatsächlich so“, versuche ich zu erklären, werde aber kurzerhand unterbrochen.
„Tatsachen verdrehen ist anscheinend deine Spezialität. Erst dein falsches Alter und nun tischst du mir noch solche Lügen auf.“
Jetzt hab ich aber endgültig genug!
„Es spielt doch überhaupt keine Rolle, was ich dir über mich erzähle, da du mir sowieso nichts glaubst“, werfe ich ihm enttäuscht an den Kopf. „Und was du nicht über mich weißt, reimst du dir zusammen. Du glaubst, ich wäre ein dummes, einfältiges Mädchen und ...“
„Ich glaube nicht, dass du ein dummes, einfältiges Mädchen bist“, unterbricht er mich empört. „Im Gegenteil. Würde ich das glauben, wärst du heute Abend nicht hier.“
Nicht? Nun durchblicke ich gar nichts mehr. Das wird mir langsam zu kompliziert. Ich sollte unbedingt gehen. Zielstrebig gehe ich zu dem Stuhl, auf dem meine Handtasche liegt, und greife nach ihr. Auf dem Weg zum Ausgang drehe ich mich noch einmal um. Danny sitzt immer noch in seinem Sessel und schaut mir fragend nach. Was für ein verrückter Tag!
Also doch nicht, oder doch?
Ich laufe durch den unbeleuchteten Vorgarten und überlege, wie ich es schaffen kann, das Tor am Ende des Gartens zu durchqueren, ohne einen Vorschlaghammer zu benutzen. Denn leider habe ich versäumt, mir die Fernbedienung aus Dannys Besitz zu erbeuten, und stehe jeden Augenblick vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Als ich das Tor erreicht habe, höre ich leises Tapsen hinter mir. Ein grimmiges Knurren lässt mich zusammenzucken. Zögernd drehe ich mich um und blicke in die
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