Ein Iglu für zwei (German Edition)
keine sinnvolle Verwendung dafür hätte“, widerspreche ich sofort.
Inzwischen bin ich nicht ganz unvermögend durch den Erfolg meiner Bücher, aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen, mir nutzlosen Wohnraum zuzulegen. Geschweige denn, mich mit Dingen zu umgeben, deren Einzelwert es mit einem Kleinwagen aufnehmen könnte. Meine Eltern lehrten mich, die Qualität des Lebens nicht an materiellen Gütern zu bemessen, sondern die Lebensfreude zum Beispiel in der Betrachtung eines Sonnenunterganges, einer blühenden Blume oder in der bloßen Wahrnehmung der eigenen Existenz zu finden. Meine Lebensphilosophie ist eine ganz andere. Geld spielt in meinem Leben eine untergeordnete Rolle.
„Du schaffst es noch, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, nur weil ich lebe, wie ich lebe. In deinem zarten Alter muss man wohl noch so wirklichkeitsfremde Standpunkte vertreten. Das wird sich auch noch ändern. Zeig mir einen vermögenden Menschen auf diesem Globus, der freiwillig in einer Bruchbude haust, um seinen Idealen nicht untreu zu werden.“
„Das ist meine Lebenseinstellung und keine wandelbare Meinung. Ganz sicher wird sich daran nichts mehr ändern. Auch nicht, wenn ich plötzlich steinreich wäre.“
Dannys beharrliches Lächeln über meine Betrachtungsweise der Dinge gibt mir das Gefühl, wieder für naiv gehalten zu werden. Bald fühle ich mich tatsächlich wie eine Neunzehnjährige.
„Ich hole dir jetzt was zu trinken. Darfst du schon Alkohol trinken oder sollten wir erst deine Eltern um Erlaubnis fragen?“
Deine dummen Bemerkungen kannst du dir sparen!
„Danke, aber ich trinke keinen Alkohol. Es ist mir lieber, wenn ich weiß, was ich sage.“
„Ist das auch eine deiner vielen Lebenseinstellungen?“, erkundigt er sich provozierend und verlässt den Raum.
Unbeeindruckt davon gehe ich zum Fenster, das so groß wie die Eingangstür meiner Wohnung ist, und sehe in den dunklen Hof des Vorgartens. Wieso bin ich hier? Was erwarte ich von dieser Begegnung mit Danny? Es gibt Parallelen zwischen uns und doch ist er ganz anders als ich. Seine Welt ist so unwirklich und nicht greifbar für mich. Möglicherweise bin ich einfach nur neugierig darauf. Möchte wissen, wer er wirklich ist. Aber was will er von mir? Weshalb hat er mich mit zu sich nach Hause genommen? Er möchte bestimmt nichts über mich herausfinden, er denkt doch, bereits alles über mich zu wissen. Ich verstehe mich selber nicht. Mir ist doch klar, warum Danny mich mit hierhernahm. Ein Mann in seiner Position, der alles hat und alles bekommt, was er will, möchte bestimmt nicht nur mit mir reden. Und ich? Will ich morgens in einem Bett aufwachen, in dem bereits etliche Frauen zuvor aufgewacht sind? Mich in einen Mann verlieben, der sich später nicht mal mehr an meinen Namen erinnern kann? Vielleicht weiß er ihn jetzt schon nicht mehr. Er hat ihn nicht ein einziges Mal wieder in den Mund genommen.
Ich bin eine Frau mit Prinzipien und sollte ich mich jemals wieder verlieben wollen, dann nur, wenn es eine Aussicht auf Zukunft gäbe. Das hier ginge über eine Liaison nicht hinaus und wäre daher absolut indiskutabel. Ich sollte jetzt gehen!
Als ich mich umdrehe, lande ich überraschend in Dannys Armen, der eine Weile unbemerkt hinter mir gestanden haben musste. Bevor ich etwas sagen kann, spüre ich seine warmen Lippen auf meinen und erstarre vor Verblüffung. Mir bleibt die Luft weg. Ich versuche zu atmen, aber es geht nicht. Meine Gedanken laufen Amok, als seine Hand meinen Rücken hinabfährt. Meine Körperfunktionen setzen aus. Alles läuft nur auf Stand-by. Es gelingt mir nicht, seinen Kuss zu erwidern. Ich bin total blockiert. Wie eine Asthmakranke röchle ich nach Sauerstoff und versuche, ihn von mir wegzudrücken. „Was ist los mit dir? Muss ich dir etwa noch erklären, wie ein Kuss funktioniert?“, erkundigt er sich lachend.
Wie? Jetzt interpretiert er schon wieder alles falsch.
„Ich weiß sehr wohl, wie man küsst!“, verteidige ich mich.
„Ah ja? Und was hindert dich daran? Sollen wir besser solange warten, bist du volljährig bist?“
Jetzt platzt mir gleich der Kragen!
„I C H bin, wie ich bereits erwähnte, achtundzwanzig und deine taktlose Geringschätzung meiner Person möchte ich nicht länger erdulden müssen! Daher schlage ich vor, dass ich jetzt gehe.“
Gereizt versuche ich, mich aus seinen Armen zu kämpfen, aber seine Umarmung gleicht einer Fesselung.
„Hey, du kannst ja direkt wütend werden. Hab ich es
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