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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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guter, aber ein einigermaßen eleganter Skifahrer, habe es spät gelernt, im Alter von 30  Jahren, und weil ich ja überhaupt keinen Sport treibe, ist es für mich eine richtige Herausforderung. Wenn ich aus Portugal zurück bin, werde ich zehn Tage lang Ski fahren in Österreich, und ich weiß, wenn ich oben stehe und erschrocken den Hügel herunterschaue und mir vornehme, das zu schaffen, und es auch wirklich schaffe, dann bin ich richtig stolz auf mich. Ich mag die Ruhe, die beim Skifahren herrscht, nur ab und zu dieses Zischen von anderen Fahrern, das Knirschen des Schnees, wenn man in Kurven den Berg hinabfährt. Der Strand ist immer laut, die Piste ruhig, fast meditativ. Als ich kürzlich in Bayern gedreht habe, in Ramsau in den Bergen, habe ich gemerkt, wie gut einem das tut da oben. Wenn der Bergbauer kommt und mir einen 6 -Kilo-Käse schenkt, »für di Madel, i mog di«, dieses Direkte, das mag ich auch. Ich habe auch eine Sennerin kennengelernt, sie war 78  Jahre alt. Diese Frau lebt sieben Monate im Jahr oben bei den Tieren und macht ihre Arbeit. Ihr Mann war ein dreiviertel Jahr vorher gestorben, sie hat mir Bilder von ihm gezeigt. »Des war fei a schöner Mo«, ein schöner Mann, so hat sie es gesagt. Und dann hatte sie keine Zeit mehr für mich, weil sie sich um die Milch kümmern musste.
    Warum hat Sie die Sennerin so fasziniert?
    Es ist wahrscheinlich die Sehnsucht nach einem solch überschaubaren Leben. Wir können jetzt nicht weiter reden, die Milch muss runter! Die Frau war nicht verbittert, sie hat vom Herrgott gesprochen, der dafür sorgen wird, dass sie ihren Mann wiedersehen wird. Sie wusste nicht, wer ich bin, »a Film macht’s da, ah so, des is a große Arbeit«. Die Natur hat auch unsere Dreharbeiten bestimmt, einmal lag so viel Schnee, dass wir für einen Tag unterbrechen mussten. Da bekommt man einen kurzen Einblick in das Leben dort oben.
    Wie feiern Sie Weihnachten?
    Ganz sentimental. Weihnachten ist eine der direktesten Verbindungen in meine Kindheit. Weihnachten verbinde ich mit dem Gefühl, in viel Wärme eingepackt zu sein.
    Für viele ist Weihnachten der blanke Horror.
    Für mich nicht, im Gegenteil. Meine Oma hat zum Fest immer alle ihre sieben Kinder zu sich nach Hause eingeladen, und die sind wiederum mit ihren Kindern gekommen. Wir durften lange nicht ins Wohnzimmer, weil das Christkind hinter der Tür war. Ich erinnere mich, auf dem Schoß meiner Oma zu sitzen, und sie liest mir die Weihnachtsgeschichte vor. Alle sitzen an einem großen Tisch und essen zusammen und reden.
    Was gab es zu essen?
    Daran kann ich mich kaum erinnern. Das Essen war einfach, Kartoffelsalat, Würstchen. Sie dürfen nicht vergessen, es war Nachkriegszeit. Viel wichtiger war, dass Oma Plätzchen gebacken hatte, dass wir zusammensaßen, die ganze Familie. Ich träume heute noch davon, die Bilder habe ich ganz genau vor Augen, die Wohnung, alles. Sie hatte nur zwei Räume, einer war abgeschlossen, weil das Christkind drin war. Der Tannenbaum stand immer auf einem Tisch und ging bis direkt an die Decke, darunter lagen die Geschenke. Diese Wärme spüre ich bis heute. Und deshalb habe ich es selbst über all die Jahre genauso gehalten, die Familie beisammen zu haben an Weihnachten. Die Wärme. Wir haben es nur Weihnukka genannt, durch all die Jahrzehnte, die ich mit Gabriel zusammen war.
    Sie haben das christliche Weihnachten kombiniert mit dem jüdischen Chanukka?
    Wir hatten einen Tannenbaum und einen Chanukka-Leuchter, haben drei Tage lang gefeiert, und ich habe drei Tage lang gekocht. Am 24 . ging’s los, dann erster und zweiter Weihnachtsfeiertag, bis zu 18 Gäste, meine Mutter war natürlich da, die engsten Freunde, die jüdischen Freunde, die in der Zeit nie wussten, wo sie hinsollten. Für jeden lag ein Geschenk unterm Baum.
    Drei Tage lang kochen für so viele Gäste, ist das nicht anstrengend?
    Ja, und wie. Aber ich liebe es, die Vorbereitung, das Einkaufen, die Zeit in der Küche. Jetzt mit meinem neuen Partner ist das Fest kleiner. Wir machen ja nicht als Patchworkfamilie weiter.
    Warum nicht?
    Ich finde, dass einzelne Lebensabschnitte auseinandergehalten werden müssen. Ich möchte nicht alles gemeinsam zelebrieren, einfach nahtlos weitermachen, laufen lassen. Das Neue braucht seinen Platz. Wir sind in Portugal bei meiner Mutter, im allerkleinsten Kreis. Das Fest geht über zwei Tage, und natürlich gibt es einen Tannenbaum, den ich schmücke, Kerzen brennen, im Hintergrund läuft Musik, und

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