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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Ausstellung von Gerhard Richter in der Neuen Nationalgalerie eröffnet. Da wollte ich unbedingt hin. Also war ich eine Stunde auf meiner eigenen Feier und wollte mich dann unauffällig davonschleichen, als Bruno Ganz, der Co-Präsident der Akademie, mich dabei ertappt: »Gehst du etwa schon?« Ich sage: »Ich gehe jetzt zu Richter. Soll ich dich mit reinschmuggeln?« Sagt er: »Ja.« Ich war bereits mit Jim Rakete, dem Fotografen, verabredet, der Richter auch kennenlernen wollte, und hatte zwei reservierte Plätze, in der zweiten Reihe, hinter Gerhard Richter und seiner Familie. Nachdem die Reden gehalten waren, sind wir also vorsichtig in Richtung Richter, ich im Schlepptau des Herausgebers Herbert Schmidt, mit Jim und Bruno. Ich war wie ein Schulmädchen, Jim ein Schulbub, der Einzige, der relativ cool war, war Bruno. Warten auf Richter. Mal wurden wir herangewunken, dann ging es doch nicht, wieder warten, insgesamt hat das bestimmt anderthalb Stunden gedauert. Und dann hat’s geklappt, wir wurden einander vorgestellt, und Richter sagt zu mir: »Sie sind eine sehr schöne Frau.« Nach dieser Vorlage, dachte ich, kann ich ihm auch meine Geschichte erzählen. Ich habe ihm diese Seite hier gezeigt, schauen Sie mal. Sie sehen, aus meinem Terminkalender von 1997 , da steht »Gerhard Richter (Maler)«. 1997 mache ich abends den Fernseher an und zappe herum, sehe Bilder und lese die Einblendung »Gerhard Richter«. Ich hatte keine Ahnung, wer Gerhard Richter war, denke begeistert, den Namen solltest du dir aufschreiben, das ist genau dein Geschmack, so eins kauf ich mir mal. Ein paar Tage später wusste ich dann, wer Gerhard Richter ist, und dass der Kauf eines Bildes ein frommer Wunsch bleiben würde.
    Diese Geschichte haben Sie Gerhard Richter also erzählt.
    Ich habe sie ihm erzählt, weil ich ihm sagen wollte: Es war nicht er als Maler-Star, es war nicht der Hype um ihn und seinen Marktwert. »Damit Sie wissen, was Halbbildung ist«, habe ich zu ihm an dem Abend gesagt, »sie steht vor Ihnen, hier ist die Notiz aus meinem Terminkalender.«
    Sie hatten den Zettel dabei?
    Ja. Mir wurde später erzählt, dass er sich darüber sehr gefreut habe. Und Jim hat ein Foto von dieser Begegnung gemacht.
    Sammeln Sie Kunst?
    Ich habe ein bisschen was, ja, aber mein Zugang ist rein emotional. Wenn mich ein Bild gefunden hat, habe ich es gekauft. Ich bin keine Kennerin der Szene. Ich habe eine Arbeit von Peter Beard, aus seiner frühen Zeit, mit Tagebuchaufzeichnungen. Ich hatte in New York Beards Ausstellung in der Galerie »Time is always now« gesehen und habe ihn dort kennengelernt. Er hat lange in Afrika gelebt, und wir haben uns darüber unterhalten, was Afrika mit einem macht. Wenn ich in Jerusalem in der Wüste bin, denke ich immer, hier ist die Religion geboren worden. Im afrikanischen Niemandsland dachte ich, hier ist der Geburtsort der Menschheit.

    Peter Beard hat viel für die »Vogue« fotografiert, war mit Truman Capote und Bianca Jagger befreundet …
    … und er ist ein schöner Mann, der mit schönen Models gearbeitet hat, ja, das ist die eine Seite. Er hat andererseits beeindruckende Tagebücher geschrieben. Auf dem Bild, das ich von ihm habe, ist eine Frau zu sehen, die Telefonsex hat. Das Telefon ist zwischen ihren Schenkeln, und sie masturbiert. Ich mag diese Frau, sie ist so mit sich, ganz selbstbewusst. Man sieht sie sehr vage. Rund um das Bild und in das Bild hinein sind seine Tagebuchaufzeichnungen. In Afrika habe ich mir eine andere Arbeit gekauft, die auch eine Frau darstellt, eine Schnitzerei aus Holz. Man hat mir erklärt, dass das Kunstwerk die Fruchtbarkeit darstellt. Oh gut, dachte ich, das hänge ich mir ins Schlafzimmer. Es ist ein richtiges Weiberbild, geöffnete Schenkel einer Frau mit vielen Armen. Dann habe ich eins, das mir Peter Patzak geschenkt hat …
    … der Regisseur der legendären Fernsehserie »Kottan ermittelt«?
    Ja, er ist auch Maler. Mit ihm habe ich einige Filme ohne Gage gedreht. Peter rief mich immer mit demselben Satz an: »Iris, es ist Krieg.« Das hieß übersetzt: »Wir haben ein Drehbuch, kein Geld, und Sie müssen kommen.« So entstand unter anderem der Kinofilm »Lex Minister«. Ein geschasster Politiker erzählt in einer einzigen Nacht einer Barfrau die Intrigen der Politik. Der Film war in Österreich ein Skandal, da er während des Wahlkampfs lief. Seine Frau arbeitet in der Psychiatrie, ihre Patienten drücken sich unter anderem über Kunst aus. Aus dieser Zeit habe

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