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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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gemütliche rote Sofa mitnehmen. Und von dem
runden Nussbaumtisch, den sie auf dem Sperrmüll gefunden und wieder aufpoliert
hatte, konnte sie sich auch nicht trennen.
    Nach dem Umzug am späten Nachmittag ließ sich Emily völlig
erschöpft auf ihr Sofa sinken. Zufrieden schaute sie sich in ihrem neuen
Zuhause um. Vor dem Fenster stand der alte Nussbaumtisch, auf dem nur noch ein
kleiner Frühlingsstrauß fehlte, und rechts neben dem Sofa hatte ihr Bücherregal
Platz gefunden. Es war eine Qual gewesen, ihre Bücher auszusortieren. Sie hatte
einige Kisten bei ihren Eltern eingelagert und wirklich nur die wichtigsten
Bücher mitgenommen, von denen sie sich gar nicht trennen konnte. Ihre
Lieblingsromane, die sie immer wieder las, einige Gedichtbändchen für
Abendrotstunden, wenn sie die Lust auf Poesie überkam. Und dann die neuen,
geheimnisvoll nach Druckerschwärze riechenden Einsteigerwerke der Soziologie.
Sie hatte sich einfach sicherer gefühlt, schon mal ein bisschen darin zu
stöbern, obwohl sie vermutlich andere Bücher an der Uni kennenlernen und
verwenden würde. Das Semester fing übermorgen an und sie war schon so
aufgeregt.
     
    Thorsten wimmerte nun
und summte nicht mehr. Wo blieb denn nur der Krankenwagen? Wäre der Unfall
schlimmer gewesen, wäre Thorsten inzwischen bestimmt schon verblutet!
„Thorsten, halt’ durch“, sagte sie wie zu einem kleinen Kind „es kann gar nicht
mehr lange dauern.“ Und sie streichelte ein wenig seinen nicht verletzten Arm
und fühlte sich so hilflos, weil sie nichts anderes tun konnte.
    Doch! Sie erinnerte sich an ihre Rescue-Tropfen, die ihr
Vater ihr mitgegeben hatte: Für die Notfälle des Lebens, hatte er damals in
einer seltenen Anwandlung von Fürsorge gesagt. Sie kramte das Fläschchen aus
ihrer Handtasche und träufelte Thorsten, der brav den Mund aufmachte, ein paar
Tropfen auf die Zunge. Das Wimmern verstummte.
     
    Sie seufzte erleichtert. An ihrem ersten Abend in
Heidelberg, als sie von ihrem zukünftigen WG-Stress noch nichts ahnte, war sie
zum Schloss gegangen. Die Dame aus der Pension hatte ihr verraten, dass man
abends kostenlos auf die Schlossterrasse kam.
    Sie betrat das
Schlossareal und folgte dem Schild zum Eingang. Tatsächlich konnte sie ohne
Eintritt passieren und stand zum ersten Mal in dem beeindruckenden Schlosshof.
Die letzten Touristen wandten sich zum Gehen. In zwei Gebäudetrakten brannte
bereits gelbliches Licht. Sie hatte gedacht, dass das gesamte Schloss eine
Ruine sei, aber anscheinend gab es auch noch bewohnbare Teile. Wie spannend.
Sie und drehte sich glücklich mit ausgebreiteten Armen wie ein Kind durch den
Schlosshof. Alles meins, mein neues Heidelberg, ich freu mich so auf dich! Sie
stieß gegen einen älteren Herrn, der kopfschüttelnd, aber auch ein wenig
lächelnd nach ihrer gemurmelten Entschuldigung seiner Wege ging. Und dann
durchquerte sie den kleinen Gang zum Schlossaltan, der Schlossterrasse, von der
aus man einen so hochgelobten Blick auf Heidelberg haben sollte. Sie trat an
die steinerne Brüstung, die links und rechts von zwei kleinen offenen Häuschen
gerahmt war. Und tatsächlich, hier hatte man einen so atemberaubenden Blick auf
die Altstadt, den Neckar und das Neckartal, dass sich ihr ganzer Körper so
anfühlte, als würde er in Sekt gebadet. Die ersten Lichter entflammten und sie
hatte nur Augen für die Schönheit des Moments. Wie gebannt schaute sie und
schaute. Und in diesem Augenblick hatte sie die Gewissheit, dass alle Widrigkeiten,
die Trauer und der Zorn der letzten Monate hier ein Ende haben würden.
    Als sie aus der Ferne auf Zimmersuche gewesen war, hatte sie
eigentlich nach einer Einzimmerwohnung gesucht. Schnell musste sie aber
feststellen, dass das ihr neues, eingeschränktes Budget sprengen würde, so
entschied sie sich dann doch für ein WG-Zimmer. Dieses Zimmer hatte sie sofort
ins Herz geschlossen mit seiner hohen Decke, dem Blick auf den Heiligenberg und
den zugegebenermaßen kitschigen Buntglasfenstern mit Bleifassung. Aber genau
die warfen so ein wunderschönes Licht auf die alten Holzdielen. Das Zimmer
verkörperte ihre romantischen Vorstellungen von einem Neuanfang in Heidelberg
und sie hätte sich nie vorstellen können, dass sie den Zuschlag erhalten würde.
Und doch hatte sie sich auf das sonderbare Bewerbungsverfahren für dieses
Zimmer mit Lebenslauf und Lichtbild eingelassen.
    Ihr war schleierhaft, warum sie den Zuschlag bekommen hatte,
aber man musste ja auch mal Glück haben. Oder

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