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Ein Jahr in Andalusien

Titel: Ein Jahr in Andalusien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Frenzel
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Stunde
und nach weiterem Bierkonsum. Ich denke natürlich gleich an die Mezquita, aber Juan sorgt schnell für Aufklärung. „Dort gibt es die schönsten Mädchen in
ganz Spanien. Sie haben einen arabischen Einschlag, schwarze Haare, dunkle Mandelaugen und wunderschöne Gesichter.“

    Als wir am nächsten Tag nach Hause fahren, machen wir an der Küste in Cabo Pino halt, um uns zu erfrischen, denn die Temperaturen
denken nicht an Rückzug. Es ist der letzte halbwegs ursprüngliche Strandabschnitt zwischen Málaga und Marbella, hier hat Jaime als Jugendlicher im
Sommer an einem Strandkiosk bedient und im Winter die Liegen, die damals noch aus Holz waren, abgeschliffen und neu angestrichen. Hier gibt es noch
echte Sandstrände, dahinter liegt ein Pinienwäldchen, das dem Kap seinen Namen gegeben hat. Sogar das Meer ist hier sauber. Ein bisschen erinnert mich
die Landschaft an Doñana.
    „Andalusien ist wirklich wunderschön“, sage ich zu Jaime, als wir uns nach einem erfrischenden Bad in den Sand legen. „Noch schöner bist du“,
antwortet Jaime, er lacht und umarmt mich. „Sei doch nicht so kitschig“, sage ich und winde mich aus der Umarmung. „So sind wir hier eben.“
    Zu Hause finde ich am Boden, zwischen den Tageszeitungen, die sich in den beiden Tagen angesammelt haben, einen an mich adressierten Brief. Der
     Absender ist die Stiftung, bei der ich den Antrag für das Recherchestipendium eingereicht habe. Mein Herz klopft heftig, ich reiße den Umschlag auf,
     fingere nervös das Schreiben heraus. „Wir freuen uns …“ steht dort. Ich lese nicht mehr weiter, sondern falle Jaime, der hinter mir im Türrahmen steht,
     um den Hals. „Ich kann es nicht fassen“, sage ich mehrmals hintereinander. „Sie haben mir das Stipendium gegeben!“Während ich die Treppe nach oben gehe,
     überfliege ich das restliche Schreiben. Sechs Monate habe ich Zeit, das Thema zu recherchieren und zu bearbeiten, während dieser Zeit steht mir ein Mentor
     zur Seite. Jaime lässt sich von meiner Hochstimmung anstecken und dreht die Musikanlage auf, aus den Boxen dröhnt Chambaos „Pokito a Poko – Schritt für
     Schritt“. Wir tanzen durch die Wohnung, bis wir vor Erschöpfung aufs Sofa fallen.Unsere Gesichter sind ganz nah beieinander. Ich spüre Jaimes Atem, seine
     Augen sind genau vor meinen. „Ich freue mich auf das nächste Jahr“, sage ich.

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