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Ein Jahr voller Wunder

Ein Jahr voller Wunder

Titel: Ein Jahr voller Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Thompson Walker
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mit dem dumpfen Geräusch von Fuß auf Ball.
    Die Nachbargärten waren verlassen. Schaukeln standen still wie Ruinen. Das Trampolin der Zwillinge hatte aufgehört zu quietschen. Meine Gedanken schweiften ab. Ich wollte zurück ins Haus.
    »Der war schön«, sagte mein Vater. »Sehr treffsicher.«
    Aber er verstand nicht viel von Fußball. Er trat mit der falschen Stelle am Fuß. Den nächsten traf ich zu fest, und der Ball verschwand im Jelängerjelieber in der hinteren Ecke unseres Gartens. Daraufhin hörten wir auf zu spielen.
    »Bei dir ist alles okay, oder?«, fragte er.
    Große Vögel zogen ihre Kreise am Himmel. Das waren keine Vorstadtvögel. Es waren Falken und Adler und Krähen, deren mächtige Flügel von den wilderen Landschaften zeugten, die es östlich von hier immer noch gab. Sie schossen von Baum zu Baum, ihre Rufe übertönten das Gezwitscher unserer üblichen Gartenvögel.
    Ich wusste, dass Tiere Gefahr oft witterten, wo Menschen nichts bemerkten, und in den Minuten oder Stunden vor einem Tsunami oder einem Waldbrand immer schon lange vor den Menschen begriffen, dass sie fliehen müssen. Ich hatte gehört, dass Elefanten manchmal ihre Ketten zerrissen und höhere Lagen aufsuchten. Schlangen krochen zuweilen kilometerweit.
    »Glaubst du, die Vögel wissen Bescheid?«, fragte ich. Die Muskeln in meinem Hals verspannten sich, als ich sie beobachtete.
    Mein Vater betrachtete ihre Silhouetten eingehend, sagte aber nichts. Ein Falke landete in der Krone unserer Kiefer, schlug mit den Flügeln und hob dann wieder ab, nach Westen Richtung Küste.
    Aus dem Haus rief meine Mutter durch die Fliegengittertür: »Jetzt sagen sie, es könnte sich irgendwie auf die Schwerkraft auswirken.«
    »Wir kommen gleich«, sagte mein Vater.
    Er drückte fest meine Schulter, dann legte er den Kopf in den Nacken wie ein Bauer, der Ausschau nach Regen hält. »Bitte denk daran, wie schlau die Menschen sind«, sagte er. »Überleg mal, was sie alles erfunden haben. Raumschiffe, Computer, künstliche Herzen. Wir lösen Probleme, weißt du? Die großen Probleme lösen wir immer. Wirklich.«
    Danach gingen wir hinein, durch die Terrassentür und auf den Fliesenboden, und mein Vater bestand darauf, dass wir uns die Füße auf der Matte abtraten – als könnte es uns einen sicheren Übergang garantieren, uns an unsere Rituale zu erinnern –, bevor wir zurück ins Wohnzimmer zu meiner Mutter traten. Doch obwohl die Welt im Moment noch intakt war, spürte ich, während er sprach und während wir liefen, dass alles um mich herum bald aus den Fugen geraten würde.
    In den folgenden Stunden warteten wir und machten uns Sorgen. Wir überlegten und grübelten und mutmaßten. Wir lernten neue Worte und neue Verfahren von den Wissenschaftlern und Politikern, die über den Fernsehbildschirm und das Internet durch unser Wohnzimmer marschierten. Wir belauerten den Weg der Sonne über den Himmel wie noch nie zuvor. Meine Mutter trank Scotch auf Eis. Mein Vater tigerte auf und ab. Ich versuchte, Hanna anzurufen, aber es hob niemand ab. An jenem Samstag verlief die Zeit anders. Der Vormittag kam einem schon vor wie gestern. Als wir schließlich darauf warteten, dass die Sonne langsam hinter den Hügeln im Westen unterginge, hatte ich das Gefühl, mehrere Tage wären in der Haut dieses einen vergangen, als hätte sich der Tag um viel mehr als eine einzige, kleine Stunde aufgebläht.
    Am späten Nachmittag stieg mein Vater die Treppe zum Schlafzimmer meiner Eltern hoch und kehrte verwandelt in Hemd und dunklen Socken zurück. Lederschuhe schaukelten an zwei seiner Finger.
    »Willst du weg?«, fragte meine Mutter.
    »Ich hab um sechs Dienst, schon vergessen?«
    Mein Vater verdiente sein Geld damit, Kinder auf die Welt zu holen, und er war auf Hochrisikogeburten spezialisiert. Oft hatte er Bereitschaftsdienst und manchmal die Nachtschicht in der Klinik. Er arbeitete häufig am Wochenende.
    »Geh nicht«, sagte meine Mutter. »Nicht heute.«
    Ich weiß noch, dass ich hoffte, sie könnte ihn zum Bleiben überreden, aber er band sich weiter die Schuhe zu. Die Schlingen seiner Schleifen wollte er immer genau gleich groß haben.
    »Sie werden Verständnis haben, wenn du nicht kommst«, sagte meine Mutter. »Da draußen herrscht Chaos, bei dem Verkehr und der Panik und allem.«
    Einige Patientinnen meines Vaters hatten Monate im Krankenhaus verbracht, um nur ihre Babys so lange im Bauch zu behalten, bis sie stark genug waren, die Welt zu

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