Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1
hinten. Chase trommelte mit den Füßen auf den Wagenboden und sah ständig auf die Uhr. Der Flieger mußte jeden Moment landen, und Liz war noch nicht da. Im Verkehr steckengeblieben. Wie konnte ein Helikopter im Verkehr steckenbleiben? Lombardi telefonierte mit den Leuten auf dem Parteitag.
Ed Levine war bereit. Er wartete direkt vor dem Ausgang vom Zoll und überprüfte noch einmal seine Truppe. Er hatte vier Muskelmänner mitgebracht. Gut verteilt. Der kleine Neal kam nicht an ihnen vorbei. Zwei würden sich das Mädchen schnappen und sie zu ihrem Dad schleppen, für das Begrüßungsküßchen. Die anderen beiden kaperten Neal und verfrachteten ihn in den Wagen. Sie würden ihn auf einen einsamen Parkplatz chauffieren, wo Ed ihm seinen Ärger sehr deutlich machen würde. Er hatte Graham zähneknirschend versprochen, der kleinen Ratte nichts zu brechen; immerhin hatte Neal das Mädchen zurückgebracht.
Ein paar Minuten später leuchtete das Lämpchen von BA 177. Ed ging hinaus zu der Limousine. Lombardi ließ das Fenster heruntersurren.
»Yeah?«
»Ich will Sie ja nicht stören, aber sie sind gelandet.«
Chase legte das Autotelefon beiseite. »Wie lange noch?«
»Kommt drauf an.« Arschloch.
Chase starrte ihn wütend an. Levine war das egal. Die Sache war fast vorbei, und dann würde er nichts mehr mit diesem dummen Drecksack zu tun haben.
»Wir kommen in einer Minute. Haben Sie meine Frau gesehen?«
Ed verkniff sich eine patzige Antwort und sagte nur: »Eins nach dem anderen, Senator. Eins nach dem anderen.«
Chase hielt die Blumen, die Lombardi ihm gegeben hatte, im Arm – nur für den Fall, daß irgendwelche Reporter hier herumlungerten. Er beobachtete den endlosen Menschenwurm, der an ihm vorbeiquoll; keine Allie. Typisch, dachte er, typisch.
Lombardi wünschte sich nur, daß das alles schneller ging, damit sie auf den verdammten Parteitag zurückkehren konnten. Gott allein wußte, was die da ohne ihn wieder anstellten.
Levine wußte, daß Neal absichtlich wartete und die anderen vorgehen ließ – je weniger Leute, desto kleiner die Chance einer Szene. Er checkte seine Männer. Sie schienen gut aufzupassen. So wie er es mochte.
»Daddy!«
Das hohe Quietschen hallte durch die Ankunftshalle.
Levine sah eine kleine Trine mit kurzen blonden Haaren. Sie lief mit ausgestreckten Armen auf Chase zu.
»Daddy!« rief sie wieder und schlang ihm die Arme um den Hals.
»Sie sind nicht meine Tochter!« sagte Chase und versuchte, sich aus der Umklammerung zu lösen.
»Ach was?« flüsterte sie. »Blumen! Für mich? Wie süß! Ich freu mich ja so. Du kennst ja den Flugzeug-Fraß.« Sie aß sie, eine nach der anderen. Eine reichte sie einem dummen Jungen neben ihr. Er biß die Blüte ab und schluckte sie im Ganzen.
»Ich bin Crisp. Kann ich dich Daddy nennen?«
Die Aufpasser wollten zupacken. Ed gebot Einhalt. Er nahm Vanessa und hob sie hoch.
»Wo sind sie?«
»Du mußt Ed sein. Nimm deine Wurstfinger da weg, Ed, bevor ich die Reporter zusammenkreische. So ist es besser.«
Sie grinste. »Ich habe eine Nachricht für euch alle, von Neal. Erstens laßt ihr uns sofort gehen. Sonst könnt ihr euch vor Reportern nicht retten. Zweitens versucht ihr, weder ihn noch das Mädchen zu finden. Drittens, er hat gesagt, ihr solltet ihn nicht schicken. Alles klar? Gut, wo kriegen wir ein Taxi?«
Chase wollte sie festhalten. »Du dumme…«
»Lassen Sie sie gehen«, sagte Levine. Er war knallrot vor Wut, aber er kannte Neal Carey. »Lassen Sie sie gehen, Senator.«
Seine Jungs waren gut. Sie behandelten den Senator, wie er es selbst getan hätte. Sie führten ihn zurück zu seiner Limousine und schirmten sein zorniges Zetern ab.
Rich Lombardi stand einen Augenblick lang da und schüttelte den Kopf. Dann sah er Ed Levine an: »Nennen Sie die Story: Sie sind fertig in diesem Business.«
Ed Levine zeigte ihm seinen fetten Mittelfinger.
Während Lombardi hinter Chase herhetzte, dachte Ed: Ich bring ihn um. Ich finde Neal Carey und bring ihn um. Es ist aus – sein Job, sein Appartement, sein Studium. Soll er sich doch in einer Welt ohne Freunde und ohne Familie durchschlagen.
Der Mann am Bostoner Logan Airport wollte sie nicht durchlassen, aber ihre Papiere waren in Ordnung. Dieser Schwachkopf mit dem kahl rasierten Schädel und der Sicherheitsnadel im Ohrläppchen und seine Braut mit dem orange-violetten Stoppelhaarschnitt.
Also triezte er sie ein bißchen und sagte dann: »Willkommen in Boston, Mr.
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