Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1
Griffin, Miß Brownlow.«
Neal wurde rot. Die Nadel in seinem Ohr tat weh, aber nicht so sehr wie die Heimkehr. Er kam sich vor wie ein Trottel. Er sah aus wie ein Trottel. Der Muskelmann im schwarzen Polohemd packte Neal, als er auf die Straße trat. Ein Profi. Sein Partner hatte sich Allie gegriffen.
»Neal?« Sie war nicht kräftig genug, sich zu wehren, aber sie versuchte, von dem Muskelmann weg zu Neal zu kommen.
»Ist schon okay, Allie. Ist schon okay«, sagte er. »Sie werden gut für dich sorgen. Sie kriegen dich wieder hin.«
»Neal?«
Sie fing an zu weinen und versuchte, zu ihm zu kommen.
»Allie, hör zu, ich liebe dich. Aber manchmal ist das beste, was man für jemanden, den man liebt, tun kann, zu gehen.« Er nahm ihre Hand und küßte ihre Fingerspitzen. »Good bye, Allie.«
Der Muskelmann schob sie zu einer Limousine, die am Straßenrand wartete. Neal spähte über die Schulter seines Aufpassers. Liz Chase stieg aus dem Wagen.
Sie stand auf dem Bürgersteig, weinte, ihre Finger berührten ihre Unterlippe.
Der Muskelmann versuchte, Neal abzuführen.
Allie blickte sich nach Neal um, während sie zu ihrer Mutter geführt wurde. Sie wirkte ängstlich, verletzt.
Er sah sie nicht in die Arme ihrer Mutter fallen. Sah die Umarmung nicht. Alles, was er sah, waren eine breite Brust und ein dicker Arm, die ihn wegdrängten. Dann hörte er eine Stimme: »Wenn du ihm was tust, hack ich dir die Eier ab.«
Der Muskelmann ließ ihn los. Neal entdeckte Graham, er lächelte, aber das konnte seine Sorge nicht verhehlen. Neal sah an ihm vorbei Allies Kopf durch die Heckscheibe des Wagens. Er lag auf der Schulter ihrer Mutter. Ethan Kitteredge saß neben ihnen.
Aschblondes Haar. Unglaublich blaue Augen.
»Hallo, Sohn.«
»Sie ist seine Tochter, nicht wahr?«
»Yeah.«
»Neuigkeiten für mich, Graham.«
»Auch für mich. Auch für Kitteredge. Auch für das Mädchen, bald.«
»Wie…«
»Diese Blaublüter kennen sich alle untereinander. Als du neulich angerufen hast… Nein, anders, als du neulich endlich angerufen und mir gesagt hast, wie es ihr geht, und mir deine Bedingungen genannt hast – vielen Dank übrigens auch, und außerdem fuck you –, habe ich ihre Mutter angerufen, genau wie du es wolltest. Sie muß den Chef angerufen haben, denn schneller als Guidry drei Runden laufen kann, klingelt es wieder, und rate mal, wer dran ist, Neal?«
»Kitteredge.«
»Der sagt: okay. Scheiß auf Chase, und das Kind kommt in die beste Klapsmühle, die man für Geld kriegt. Zusammen mit Mum, übrigens.«
»Und das hast du alles vor Ed verheimlicht?«
»Yeah.«
»Er wollte mich reinlegen, Graham. Er hat für die andere Seite gearbeitet.«
»Nein, hat er nicht.«
»Wie…«
»Vertrau mir.« Er grinste Neal gehässig an, dann legt er ihm väterlich den Arm um die Schulter. »Übrigens, Junge, Levine glaubt, daß du uns absichtlich reingelegt hast. Chase auch. Sie wissen nicht, daß Allie die Tochter vom Chef ist. Sie werden denken, du hättest einen Deal mit Mrs. Chase gemacht, für einen Teil aus der Trennungsvereinbarung, der sich lohnen dürfte.«
»Aber du wirst es ihnen verraten?«
»Nein. Der Senator ist immer noch nützlich für uns.«
»Nach dem, was wir über ihn wissen? Der Chef sagt das, nachdem er alles über den Senator und seine Tochter weiß?«
»Das ist Business, Junge. Nichts Persönliches.«
»Ed wird denken, daß es persönlich ist.«
Grahams Griff wurde etwas fester. »Yeah, na ja, deswegen wollen wir, daß du eine Weile verschwindest. Damit sich die Sache beruhigt, weißt du?«
Also kriege ich es angehängt, dachte Neal. Du tust das Richtige und mußt dafür hängen.
»Und«, fuhr Graham fort, »ich weiß, daß du dir Sorgen um die Uni machst. Dein Professor sagt, daß du beurlaubt bist. Zum Recherchieren.« Er gab Neal einen Umschlag.
Neal öffnete ihn. Auf dem Zettel von Kitteredge stand: »Danke für meine Tochter. Sie sind wahrlich ein Freund der Familie. Ich hoffe, dies entschädigt Sie wenigstens teilweise für Unannehmlichkeiten, die Sie möglicherweise gehabt haben oder haben werden.« Ein Scheck über zehntausend Pfund Sterling und ein offenes Ticket nach London.
Er gab Graham den Scheck.
»Nimm die Hälfte und laß sie Allie zukommen. Gib mir den Rest.«
»Bist du verrückt? Das Mädchen hat mehr Geld als Gott.«
»Ich schulde es ihr. Es ist ihres.«
»Du bist krank.«
»Was du nicht sagst. Habe ich Post bekommen?« fragte er.
»Nicht von
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