Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
er?«
    »Vielleicht Läufer.«
    »Weißt du seinen Namen?«
    »Hab ich nicht gehört.«
    »Noch was?«
    »Yeah, er hatte drei Sicherheitsnadeln im Ohrläppchen.«
    »Toll, daß du dich daran erinnert hast, Scott. Vielleicht kriegen wir ihn deswegen. Drei Sicherheitsnadeln?«
    »Yeah«, antwortete Scott bewundernd.
    »Was ist mit den Mädchen? Weißt du deren Namen noch?«
    »Ginger und Yvonne.«
    Na klasse.
    »Weißt du noch, was für eine Agentur du angerufen hast?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Komm schon. Oder machst du das öfter?«
    »Nein! Wir waren betrunken! Sie wissen doch…«
    »In welchem Hotel wart ihr?«
    »Im Piccadilly Hotel.«
    Stell einem Zeugen nie mehr als zwei Fragen hintereinander, die er nicht beantworten kann. Wirf ihm immer wieder mal eine leichte Frage hin. Das macht ihn selbstbewußt. Der Gospel von St. Joseph. Graham.
    »Glaubst du, die beiden Nutten kannten Allie? Haben sie sie begrüßt oder so?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Hat der Dealer irgendwas zu ihr gesagt?«
    »Nein. Kein Wort.«
    »Fällt dir noch irgendwas ein, was du mir erzählen willst?«
    »Ich war ganz schön durcheinander. Verstehen Sie?«
    Neal nickte, er verstand.
    »Danke, Scott«, sagte er. Das Ritual. »Du warst eine große Hilfe.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Eins noch«, sagte Neal. Wie Colombo in seinen besten Zeiten. »Das Hasch, wie war es?«
    Der Knabe grinste: »Primo.« 
     
    Neals Hotelzimmer war nichts besonderes – ein Bett mit einer einigermaßen vernünftig angebrachten Leselampe, ein Telefon auf dem Nachttisch und ein Farbfernseher, auf dem er sich das Spiel der Yankees ansah. Es gab sogar saubere Zahnputzgläser. Das gefiel Neal, und so benutzte er eins davon, um drei Schluck Scotch runterzuschütten, bevor er sich das Telefon schnappte.
    Ed Levine ging nach dem siebten Klingeln ran. Er meldete sich wie einer, der nicht gern zu Hause angerufen wird.
    »Ed?«
    »Yeah?«
    »Laß deine fetten Finger von meinem verdammten Fall.«
    Neal legte auf. Der Dealer war ein Profi, keine Frage. Er war gut im Geschäft und hatte seine Kontakte. Wenn er mit Allie zusammen war, hatte er sie noch nicht fallengelassen – noch nicht. Ein Geschäftsmann wie er verschwendete etwas so Wertvolles wie ein schönes junges Mädchen nicht. Wenn er den Dealer fand, hätte er eine Chance, Allie zu finden. Eine winzige Chance, zugegeben, aber man muß ja auch mal Glück haben. 
     
    Nach anderthalb langen Tage kam endlich das FedEx-Päckchen von Graham. Darin lagen drei fotokopierte Seiten aus einem Mistblatt namens London Daily Leveller: Die Anzeigenseiten vom 7. Mai, der Nacht, in der Scott Mackensen und sein Freund die Agentur angerufen hatten. Die meisten Anzeigen gehörten zu der »Wenn Ihr Euch amüsieren wollt, ruft an«-Sorte, aber es gab auch ein paar Spezialitäten: Mutter-Tochter-Teams, S/M-Mädchen (»Imelda weiß, daß du böse warst«), und allerlei ethnische Spezialitäten. (Neal fragte sich, was wohl in einer »bulgarischen Vollbehandlung« enthalten sein könnte.) Es gab böse kleine Mädchen, die zuerst ein paar auf den Po haben wollten, und andere, die erst hinterher geschlagen werden wollten. Viele hübsche Namen, darunter drei Bambies. Neal dachte, jeder Mann, der dumm genug ist, eine Frau namens Stiletto anzurufen und sie auf sein Zimmer zu bitten, hat verdient, was auch immer er bekommt.
    Auch eine ganze Menge Agenturen waren aufgeführt. Die meisten leisteten sich Namen wie Erotica und Exotica. Neal hielt Ausschau nach einer Agentur frigider Nutten, die Antarktica hieß. Ein Eintrag fehlte leider: »Ginger und Yvonne. Sex, Drugs und Rock’n roll«. Soviel Glück hat niemand. 
     
    »Sie haben gesagt, das wäre alles gewesen«, protestierte Scott Mackensen am Telefon.
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    »Wird das Allie auch helfen?«
    »Könnte sein.«
    Es folgte einer dieser langen irritierenden Schweigeminuten, an die Neal sich langsam gewöhnte. Leider waren keine Weintrauben in Sicht. Er biß von seinem Hershey-Riegel ab – einer von den gesunden, mit Mandeln.
    »Ich hab morgen eine Prüfung«, sagte Scott.
    Das Gefühl kenne ich, Junge. »Über was?«
    »Macbeth«, klagte er.
    »Dann kann ich dir helfen. Ich bin schon ein paarmal über Macbeth geprüft worden.«
    »Wirklich?«
    »Yeah. 
    Die Hexen waren es.« 
     
    Scott starrte die Anzeigenseiten an, die auf dem Tisch in Neals Hotelzimmer lagen. Er fuhr mit seinem Zeigefinger eine Seite entlang, dann schüttelte er den Kopf.
    »Tut mir leid«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher