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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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los. Es war sengend heiß, aber wenn sie Spielchen spielen wollten, würde er eben Spielchen spielen. Niemand paßte ihn am Ausgang des Hotels ab, schon gar nicht der Typ vom Vortag, aber das wäre typisch für die Freunde: Ihm seinen Schatten zu zeigen, damit ihm ein anderer in aller Ruhe folgen konnte.
    Er bog vom Piccadilly aus Richtung Green Park-Subway ab, löste für 20 Pence ein Ticket am Automaten und ging die Treppe herunter. Auf halbem Weg überlegte er es sich anders und ging wieder zurück auf die Straße. Er schlenderte die Queen’s Lane entlang, kaufte sich an einem Kiosk ein Eis, dachte an Allie, drehte sich wieder um und ging zurück zur U-Bahn. Er zog das Tempo an; falls jemand ihm folgte, würde er ganz schön ins Schwitzen kommen. Er fuhr bis Leicester Square, dann Rolltreppe rauf bis zum Ausgang und wieder Rolltreppe runter zu den Zügen. Er nahm die Northern Line bis Tottenham Court Road, wechselte in die Central Line und fuhr bis Bond Street, wo er in die Jubilee Line umstieg und zurück nach Green Park fuhr.
    Inzwischen war er überzeugt, daß Levine seinen Mann zurückgezogen hatte. Er war schweißgebadet, fühlte sich aber prächtig: wieder bei der Arbeit.
    Er konnte den Bootsverleih des Serpentine von der Dachterrasse des Restaurants aus sehen. Er trank seinen Eiskaffee und wartete. Noch gut eine Stunde, bis Colin dran war. Zeit genug herauszufinden, ob er beobachtet wurde. Neal Carey ging kein Risiko ein. 
     
    »Ich kann nich schwimmen, Mann«, jammerte Colin, während er sich vorsichtig in das kleine Ruderboot setzte.
    »Ich rette dich«, sagte Neal. Allie, Crisp und Vanessa bestiegen das nächste Boot. Neal amüsierte sich prächtig, und eine Runde auf dem See im Hyde Park war nicht der schlechteste Weg, sich den Nachmittag zu vertreiben. Außerdem bereitete Colins Unbehagen ihm das größte Vergnügen.
    Sie ruderten bis in die Mitte des Sees und ließen das Boot dann einfach treiben. Neal breitete sein Jackett auf dem Boden aus und legte sich drauf. Schön kühl dort unten. Er ließ Colin in der Hitze sitzen.
    »Also, was is, Mann?«
    Immer mit der Ruhe, Neal, sagte er sich im Geiste. Immer mit der Ruhe.
    »Mein Klient will sich ein Buch kaufen.«
    »Ich hoffe, du weißt noch, worüber wir reden wollten.«
    »Das Buch ist zwanzigtausend Pfund wert.«
    »Was für’n Buch kostet zwanzig Mille?« fragte Colin verwundert.
    »Der Pickle.«
    Er erzählte die ganze Geschichte. Von Smollett, von der ersten und zweiten Ausgabe, von Lady Vane, der Italienreise, den verschollenen Bänden.
    Als er fertig war, fragte Colin: »Und?«
    »Und unser Klient, der Mann, für dessen Sicherheit ich zuständig bin, hat es gerade für zehn Mille gekauft.«
    »Zehn is nich zwanzig, Mann.«
    »Und ich weiß jemanden, der’s für zwanzig nimmt, Colin-Baby.«
    Jetzt hab ich dich am Haken, dachte Neal. Colin war für ihn nur eine Silhouette, aber die Silhouette beugte sich vor und hörte gut zu.
    »Kannst du das Buch besorgen?«
    »Mit deiner Hilfe.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Um Gottes willen!« Das Boot schaukelte urplötzlich. Neal sah einen Kopf auftauchen.
    »Alice, um Gottes willen, was…«
    »Mir war nach einem Bad.« Sie stemmte sich an Bord. »Und ich war so einsam«, sagte sie. »Ich hab dich vermißt. Außerdem – guck nur, was die beiden Idioten da anstellen.«
    Die beiden Idioten Crisp und Vanessa waren auf Rammkurs gegangen. Gerade verfolgten sie zwei Japaner. Sicherheitsaufseher bestiegen am Rande des Sees ein Motorboot.
    »Spring wieder rein, Liebes. Neal und ich ham was Geschäftliches zu besprechen.«
    »Laß sie. Es geht sowieso um sie.«
    »Was ist mit mir?«
    »Du sollst einen Typen ficken.«
    »Für wieviel?«
    »Fünftausend Pfund.«
    »Wieso? Ist er so häßlich?« 
     
    Sie konnten den Wasserschutzpolizisten, die Crisp und Vanessa aufgegriffen hatten und sich den Rest der Gang auch noch schnappen wollten, gerade noch entkommen. Die Japaner waren über Bord gegangen und absolvierten gerade ein kompliziertes bilinguales Rettungsmanöver, was Neal und seinen Mannen Zeit genug gab, an Land zu rudern, von Bord zu springen und Richtung Rotten Row abzuhauen. Am Alexandra Gate stoppten sie ein Taxi.
    »Westminster Bridge«, sagte Neal.
    »Ich bums keinen auf der Westminster Bridge«, sagte Allie.
    »Zentausend«, sagte Colin.
    »Fünf, aber das ist noch nicht alles.«
    »Ich bums nicht auf der Westminster Bridge.«
    »Zehn, oder vergiß es.«
    »Vergiß was?«
    »Wo auf der Westminster

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