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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Subway am Covent Garden. Wir warten auf dich. Wenn du dein Jackett ausgezogen hast, ist die Sache schiefgegangen und wir zischen ab. Jackett an, wir hinter dir her. Nehmen uns ‘n Taxi und klemmen uns hinter dich. Bis zum Haus des Käufers. Warten draußen. Du kommst raus – und du kommst besser wieder raus – mit zwei Tüten. Eine mit unserm Geld, eine mit deinem. Du gibst uns unsern Schotter und steigst wieder in dein Taxi. Wir warten noch fünf Minuten, damit wir nich wissen, wo du dein Geld verstecks, du mißtrauischer Hund. Wir treffen uns hier, später. Wir verstecken dich, bis die Luft sauber is.«
    »Vanessa.«
    »Ich sitz hier am Telefon und schreibe Nachrichten auf. Sehr sexy.«
    »Fragen?«
    Keine Fragen. Sie waren es in den letzten beiden Nächten so oft durchgegangen, daß sie nicht riskieren wollten, daß er sie noch mal alles aufsagen ließ.
    »Okay.« Neal stand auf und reckte sich. Die anderen suchten nach den Drogen ihrer Wahl. Colin machte zwei Bier auf und gab eins davon Neal. Vanessa und Crisp zündeten die Haschpfeife an. Allie verschwand im Bad.
    »Sie ist ‘n Junkie«, sagte Neal.
    »Ist sie nicht.«
    »Wie oft am Tag?«
    »Zwei, dreimal. Nur kleine Dosen, Mann.«
    »Hoffentlich nicht in den Arm. Vielleicht würden Goldman die Einstiche abtörnen. Stört es dich eigentlich nicht? Ich meine, du liebst sie doch?«
    »Sie kommt schon wieder runter.«
    »Klar.«
    Neal ging hinaus auf den Balkon. Colin hinter ihm her.
    »Fünf gleich«, sagte Neal. »Tausend im Monat, zwei Monate lang, wenn ich dann noch ganz bin.«
    »Okay.«
    Oh, Colin, dachte Neal. Da hast du ja ein bißchen schnell zugestimmt. Was führst du bloß im Schilde?
    »Ich geh’ morgen mit Alice einkaufen«, sagte Neal. »Irgendwas mit Klasse.«
    »Mach das, Neal, mach das.«
    Ja, Neal, dachte Colin, geh du nur einkaufen. Ich geh auch einkaufen.
     
     
23
     
    Colin konnte Tee nicht ausstehen. Er haßte den Geruch, den Geschmack, ja, selbst das Gefühl im Mund. Als er von zu Hause auszog, hatte er sich geschworen, nie wieder eine Tasse von diesem Ekelzeug runterzuwürgen. Als er dem lächelnden Dickie Huan in einem Hinterzimmer des »Huan Garden« gegenübersaß, trank er dennoch freudig seinen Tee.
    Dickie Huan war ein Chinese mittleren Alters, der ein paar Restaurants, einen unerschütterlichen Glauben an den freien Markt und einen großartigen Schneider sein eigen nannte. An jenem Nachmittag trug er einen dreiteiligen grauen Nadelstreifenanzug, ein lachsfarbenes Seidenhemd und eine blutrote Krawatte. Da Colin Dickies Vorlieben kannte, hatte auch er sich in Schale geworfen. Sein weißer Anzug sah vielleicht ein bißchen gewagter aus als Dickies konservatives Ensemble, aber das war das Beste, was er zu bieten hatte.
    »Wie ist Tee?«
    »Super.«
    Dickie Huan konnte Tee ebenfalls nicht ausstehen, hielt aber große Stücke auf die Tradtion. Er lächelte über seine Tasse hinweg. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?«
    Colin schluckte. Er mußte seinen ganzen Mut zusammennehmen. »Ich habe vor, meinen Markt zu vergrößern.«
    Dickie Huan sagte nichts. Jeder wollte seinen Markt vergrößern.
    Colin fuhr fort: »Ich möchte die Dimension meiner Arbeit verändern.«
    Dickie sagte wieder nichts, nur so aus Spaß.
    Colin wagte es. »Ich möchte von Ihnen Heroin kaufen.«
    »Das wollen alle.«
    Colin zog an seinem Kragen. Der Schlips lag wie eine Schlinge um seinen Hals. »Soweit ich weiß, erwarten Sie eine Lieferung.«
    Dickie hob eine Augenbraue und lächelte, obwohl er ausgesprochen wütend darüber war, daß dieses rundäugige Arschloch mit den Sicherheitsnadeln im Ohr soviel über seine Geschäfte wußte. »Und?«
    »Ich möchte etwas davon kaufen.«
    »Woher haben Sie das Geld dafür, Colin?«
    »Werd ich haben. Samstag.« Ein Tag, um Neal loszuwerden, dachte er.
    »Sonnabend ist nicht heute.«
    Chinesische Weisheit. Colin sagte: »Ich kaufe für zwanzigtausend Pfund.«
    Dickie ließ sich Zeit mit der Antwort. Er wollte sie so beleidigend wie möglich formulieren. »So geringe Mengen verkaufe ich für gewöhnlich nicht.«
    »Aber Sie haben doch sicher kleine Reste, die Sie mir überlassen könnten.«
    Nicht schlecht, dachte Dickie, nicht schlecht. »Tut mir leid, Colin. Ich habe bereits einem anderen Geschäftspartner die gesamte Lieferung versprochen.«
    Colin setzte alles auf eine Karte. Einen Augenblick fragte er sich, ob seine Finger bald als Moo Goo Gai Colin auf der Speisekarte auftauchen würden, dann sagte er:

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