Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
»Ich kann Märkte erreichen, an die John Chen nicht rankommt.«
    Dickies kantonesische Flüche ließen drei Kellner zu dem Tisch eilen. Einer brachte einen doppelten Beefeater. Die anderen beiden räumten eilig das Teegeschirr ab. »Woher du weißt so viel?« fragte Dickie und kippte den Gin.
    Colin fühlte sich jetzt wieder besser. »Ich hör eben gut zu. Aber Dickie, das war sowieso erst die Hälfte. Ich kann Sie in der ganzen Stadt vertreten. Sogar dort, wo Chinesen nicht hinkönnen.« Niemand mußte Dickie Huan an den alltäglichen Rassismus der Briten erinnern. Er wurde rot vor Ärger, entschied sich aber, es diesem Colin durchgehen zu lassen. Ihm würde es nämlich auch nichts ausmachen, seinen Markt zu vergrößern.
    »Warum Sie sind gekommen zu mir, Colin?«
    Colin lächelte vertrauenerweckend und sagte die Wahrheit. »Sie sind der einzige, der mir Kredit gibt, Dickie.«
    Also kommt der Punk zum Chinamann, dachte Dickie. Außenseiter zu Außenseiter. Diese Paralle gefiel ihm.
    »Nun kommen Sie schon, Dickie. Ich hab Sie doch auch bei den Hasch-Deals niemals hängengelassen.«
    »Das ist Kinderkram, Colin. Heroin ist Business.«
    »Dann denken Sie doch mal businesslike. Denken Sie daran, wo ich Ihr Heroin überall absetzen kann. Zwanzigtausend sind erst der Anfang.«
    Dickie Huan dachte darüber nach. Er hatte John Chen tatsächlich die gesamte Lieferung versprochen. Aber er könnte ihm zwanzig Mille zurückgeben und behaupten, daß die Lieferung geringer als erwartet ausgefallen wäre. Die Chance, den Markt der Rundaugen zu erobern, kam nicht alle Tage.
    »Komm mit in die Küche, Colin«, sagte Dickie. Er sah, daß Colin bleich wurde. »Sie gucken zuviel Fernsehen. Komm.«
    Colin folgte ihm in eine kleine Küche, in der ein Dutzend verschwitzter Köche sich auf die Abendgäste vorbereitete. Dickie lehnte sich gegen einen quadratischen hölzernen Hackblock. »Colin, wenn ich Ihnen etwas reserviere, kann ich es meinen anderen Partnern nicht mehr anbieten.«
    »Das werden Sie nicht bereuen.«
    Dickie nickte und rief einem der Köche etwas auf Kantonesisch zu. Der Koch reichte ihm ein Hackebeil und trat zur Seite, als Dickie sich ein großes Stück Schweinefleisch schnappte und auf den Hackblock klatschte. Dickie war der Sohn eines Schlachters aus der Nathan Road und wußte, was er tat. Schnell hackte er das Fleisch in Schreiben, ließ das Beil weitertanzen und machte aus den Scheiben kleine Würfel. Die Demonstration dauerte keine zehn Sekunden, dann schob er das Fleisch in eine Pfanne. Die Manschetten seines dreihundert-Pfund-Anzugs waren selbstverständlich sauber. Er sah Colin an und lächelte. »Zwanzigtausend Pfund. Sonnabend. Enttäuschen Sie mich nicht, Colin.«
    Colin pfiff vor sich hin, als er das Restaurant verließ. Neal kennenzulernen war großes Glück gewesen, aber ‘ne Menge Typen hätten es an seiner Stelle auf die zwanzig Mille abgesehen. Colin hatte Mumm genug, mit höherem Einsatz zu spielen. 
     
    Allie drehte eine Pirouette. Die Verkäuferin strahlte erst sie und dann Neal an. Was für ein hübsches Paar. »Einverstanden?« fragte Allie.
    »Einverstanden.«
    Sie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite, eine Parodie der Laufsteg-Models. Sie sah großartig aus. Das neue Kleid war schlichte schwarze Seide, schulterfrei und gerade so tief ausgeschnitten, daß es auf intimere Freuden schließen ließ. Ein goldenes Halsband ließ das Kleid, ihr Haar, ihre Augen noch eindrucksvoller wirken. Wenig Make-up.
    »Noch etwas?«
    Neal warf Allie einen Blick zu.
    »Es ist dein Film«, sagte sie.
    »Das ist dann alles, danke«, sagte er.
    »Kommen Sie bitte mit, wir packen es Ihnen ein.«
    Allie verschwand in der Umkleidekabine.
    Draußen auf der Oxford Street lud er sie zum Lunch ein.
    »Ich wußte nicht, daß Komplizen zum Lunch gehen«, sagte sie.
    »Du mußt nicht mir zuliebe mit.«
    »Ich bin aber hungrig. Wohin willst du?«
    »New York.«
    »Für einen Burger? Ich weiß, was du meinst.«
    »Gibt’s in Stockton gute Burger?«
    »Da gibt’s McDonald’s.«
    Sie fanden ein nettes kleines französisches Restaurant, in dem sich keiner darum scherte, daß er keinen Schlips und sie Jeans trug.
    Sie fand sich auf der Speisekarte gut zurecht. Stockton war ja auch berühmt für seine internationale cuisine. Sie bestellte Entenleberpastete, ein Filet, Hühnchen Tarragona und Aprikosen-Mousse. Sie schlug auch die Weine vor. Er nahm, was sie nahm.
    Vielleicht können wir es immer noch ganz einfach hinter uns

Weitere Kostenlose Bücher