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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Neal, der Autos sowieso nicht leiden konnte, haßte diesen Wagen mehr als alles, was er je gehaßt hatte. 
     
    »Muß’en Choke zieh’n«, sagte Allie müde.
    »Was?«
    »Muß’en Choke zieh’n. Verdamm’er Gordon-Keble geht nich an, wenn’u nich am verdammten Choke ziehs.« Sie beugte sich über ihn hinweg und zog den Choke heraus. Der Motor erwachte zum Leben.
    »Woher weißt du das?« fragte er, aber sie war schon wieder eingeschlafen. 
     
    Colin hörte den Motor anspringen. Zu spät, Neal, du Arschloch, dachte er und versuchte, die Tür zur Garage aufzureißen. Von innen abgeschlossen. Er hob das Bein, um die Tür einzutreten, aber der Schmerz belehrte ihn eines Besseren. Er hinkte zum Garagentor und packte unterwegs ein hübsches Eisenrohr, das die Handwerker liegengelassen hatten. Er stellte sich vor dem Tor auf. Wenn du das Ding aufstemmst, Neal, Arme hoch, Kopf runter, dann… 
     
    Das mit den Gängen ist so eine Sache, zumal für einen mechanischen Vollidioten wie Neal. Er trat das Gaspedal ganz durch und ließ die Bremse los. Der Wagen schoß nach hinten. In diesem Augenblick fiel Neal ein, daß er das Tor nicht aufgemacht hatte.
    Das allerdings erledigte Colin gerade für ihn. Vor Wut außer sich witterte er einen bösen Trick und wollte gerade das Tor aufstemmen und sich den kleinen Bastard schnappen, als ihn der Sportwagen ummähte.
    Neal hatte sich zu Tode erschrocken, auf die Bremse getreten und den Motor abgewürgt. »Fuck!« schrie er und drehte den Zündschlüssel. Der Keble hustete. Colin kniete auf allen vieren seitlich hinter dem Wagen.
    Allie lehnte an ihrer Tür und schien etwas Schönes zu träumen. Sie murmelte: »Choke, du muß’en Choke…«
    »Choke, ja, ich weiß«, blaffte Neal, zu beschäftigt, um darüber nachzudenken, was es bedeutet, wenn ein Mädchen, in dessen Blut genug Drogen rumschwimmen, um eine Kleinstadt außer Gefecht zu setzen, den Wagen besser unter Kontrolle hatte als er. Er zerrte am Choke, der Motor sprang an, und legte den Gang ein, den er für den ersten hielt. 
     
    Colin stemmte sich hoch und begriff, daß er gerade umgefahren worden war. Vor ihm war der Angreifer. Er packte seine Waffe und wollte gerade auf den Wagen losgehen, als Neal, zuerst langsam, dann schneller, auf ihn zusteuerte. 
     
    Colin tat, was jeder an seiner Stelle getan hätte: Er rannte weg. Nicht geradewegs. Er schlug Haken, hin und her, er rannte, so gut und schnell ein Mann, der eben voll auf den Fußboden gecrasht ist, dem man in die Eier geschlagen hatte und der beinahe von einem Auto überrollt worden wäre, eben rennen kann. Aber der kleine Flitzer blieb hinter ihm, als hätte er einen Magneten am Arsch.
    Neal konnte nicht rückwärts denken. Also erreichte er immer das Gegenteil von dem, was er wollte. Jedesmal, wenn er versuchte, Colin auszuweichen, steuerte er genau auf ihn zu. 
     
    Colins Hilferufe weckten Vanessa auf, die in der Telefonzelle eingedöst war. Sie erfaßte die Situation mit einem Blick und handelte beherzt.
    »Stopp!« schrie sie. »Stopp! Du bringst ihn um! Stopp!« Neal stoppte. Seine verknoteten Beine und Arme hatten schließlich die richtige Kombination zuwege gebracht. Der kleine Rennwagen bremste quietschend ab. Neal und Allie wurden nach vorn gegen das Armaturenbrett und dann zurück in ihre Sitze geworfen. Dann legte Neal den Vorwärtsgang ein und trat wieder aufs Gas.
    Vanessa hätte nie geglaubt, daß jemand anhielt, nur weil man »Stopp!« rief. Sie war stolz auf sich, bis sie begriff, daß der Wagen jetzt auf sie zukam. Sie wollte gerade wegrennen, als eine Stimme sie ablenkte.
    »Er hat meine Nase gebrochen, Vanessa!« schrie Crisp aus dem Fenster. »Er hat meine verdammte Nase gebrochen!« 
     
    Zwei Dinge waren jetzt wichtig. Erstens war Vanessa von allen Beteiligten die fitteste. Und zweitens war Vanessa relativ unattraktiv. Sie hatte sich nie gegen einen Haufen Verehrer wehren müssen, und deshalb legte sie so viel Wert auf den, den sie gefunden hatte und der sie sexy, witzig und begehrenswert fand. Und der jetzt mit blutender Nase oben am Fenster stand und nach Rache schrie.
    Also wich Vanessa dem Wagen nicht aus. Neal gab sich alle Mühe, sie nicht umzufahren. Das gelang ihm auch. Er wurde etwas langsamer und steuerte an ihr vorbei. Fehler. 
     
    Vanessa packte den Türgriff und sprang auf das schmale Trittbrett des Cabrios. »Du hast mei’m Baby weh getan!« schrie sie und schlug Neal durch das offene Fenster mit der Faust ins

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