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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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traute.
    Die Sache ließ Allie für eine Sekunde aufwachen.
    »Sin wir schon da?« fragte sie.
    »Ich such noch nach ‘nem Parkplatz.« 
     
    Colin sah die Rücklichter des Keble hinter dem Hügel verschwinden. Es war eine miese Nacht gewesen. Er hatte die Bücher verloren, das Geld, das Dope, Alice, Neal, seine Maschine und ungefähr einen Liter Blut. Er war so richtig am Arsch. 
     
    Neal nahm den Fuß vom Gas, bis der Keble wieder unter Lichtgeschwindigkeit zurückfiel. Jetzt, wo er nicht mehr schalten mußte, fühlte er sich mit dem Wagen ganz wohl, sein Herz nahm den üblichen Platz in der Brust ein, und er war unterwegs zu einem Ort, wo er es sogar würde schlagen hören können.

Teil III 
Ein Ort, wo man den eigenen Herzschlag hört
     
25
     
    Allie schlief noch, als Neal mit dem Wagen den schmalen Feldweg, der durch das Moor zum Landhaus führte, entlangzirkelte. Sie waren dem Regen entkommen, der Boden war fest und trocken, er konnte bis vors Haus fahren.
    Er ließ Allie im Keble sitzen, stieg aus, streckte seine Beine und seinen schmerzenden Rücken und sah sich um. Er war noch nie an so einem Fleckchen Erde gewesen. Man konnte meilenweit übers Moor sehen. Das Landhaus stand auf einem kleinen, steinigen Plateau. Das Moor schloß das Haus rechts und links ein, und hinter dem Haus kam zuerst ein Wäldchen und dann ein Dorf. Es war windig, ein kühler Hauch, der den Schweiß auf seinem Gesicht trocknete. Seine Augen schmerzten, und als er die frische Luft tief eingeatmet hatte, wußte er, daß er schlafen wollte… schlafen mußte.
    Er sah sich nach Allie um, um sicherzugehen, daß sie noch schlief und ging dann zum Haus. Es hatte zwei Stockwerke und war aus grauem Stein gebaut. Er fand den Schlüssel unter dem Stein, genau, wie Simon es gesagt hatte. Das Erdgeschoß war niedrig, und er zog den Kopf ein, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Ein großer Kamin dominierte den ersten Raum. Steinfußboden, ein alter Holztisch, zwei Sessel. Ein kleines Schlafzimmer zur Linken. Viele Bücherregale, das war keine Überraschung, und ein schmales Bett. Eine kleine Küche nach hinten heraus. Dort gab es alte Holztresen, ein paar Regale und einen Holzofen. Ein Spülbecken, aber kein Wasserhahn. Eine schmale Holztür führte hinaus auf den Abhang. Jemand hatte dort vor langer Zeit ein paar Rosen gepflanzt. Neben der Küche ging eine Treppe in den ersten Stock, wo es drei Schlafzimmer gab. Jedes mit bezogenen Betten und schlichten Stühlen.
    Das ganze Haus strahlte die komfortable Einfachheit eines Fluchtpunktes aus. Alte Fotos von Simon mit Freunden und Familie hingen an den Wänden. Überall lagen Taschenbücher und einigermaßen preiswerte Hardcover herum. Neal ging wieder runter und zur Vordertür hinaus. Er fand die kleine Hütte mit dem Generator, las die Anleitung an der Wand sorgfältig durch und schaltete das Ding an. Neben der Hütte stand das Klohäuschen. Dreißig Meter weiter weg entdeckte er einen Brunnen. Er drehte die Kurbel, und ein Eimer Wasser kam herauf, genau wie in alten Filmen, wo der Großstädter aufs Land fährt und die wahren Werte des Lebens kennenlernt. Er trank einen Schluck: Es war kalt und sauber und schmeckte gut. Er hoffte, daß er nicht daran krepieren würde. Als echter New Yorker war er überzeugt davon, daß Wasser aus dem Hahn kommen sollte.
    Hm, Brunnen-Wasser, Außenklo, Badewanne im Freien. Daran könnte man sich gewöhnen, dachte er. Und die Stille. Die fiel ihm erst jetzt auf. Die völlige Abwesenheit mechanischer und menschlicher Geräusche. Er lauschte. Das leise Gurgeln eines Bächleins. Das war alles. Er konnte sein Herz schlagen hören. Für Neal Carey, der gedacht hatte, er hätte schon alles gesehen, eine ganz neue Erfahrung.
    Dann fiel ihm wieder ein, warum er eigentlich hier war. Er ging zum Wagen und öffnete die Beifahrertür. Allie hatte sich auf ihrem Sitz zusammengerollt. Sie war klebrig vom getrockneten Schweiß, und ihr Gesicht war blaß und aufgedunsen. Die nächsten paar Stunden werden schlimm werden, dachte Neal. Aber irgendwann mußte er anfangen. Kein Candy mehr für Baby Allie.
    »Hey, wach auf«, sagte er und schüttelte sie. Sie murmelte ein paar Schimpfwörter und rollte sich wieder zusammen.
    »Alice, komm schon, aufstehen.«
    »Willnich.«
    »Es interessiert mich einen Dreck, was du willst«, sagte Neal, der sie jedenfalls nicht noch einmal tragen würde. Ihm tat der Rücken immer noch weh von gestern.
    Er zog sie von ihrem Sitz hoch und ließ

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