Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
auf Simons Bett plumpsen ließ. Er war außer Atem, weil er sie die Treppe hoch und durch die ganze Wohnung geschleppt hatte. Er fesselte sie mit den zerrissenen Bettlaken an das Gestell.
    »Turnt dich das an?« fragte sie, nachdem sie aufgewacht war und die Fesseln bemerkte. Sie erhob keinen Einspruch.
    »Hab ich noch nicht ausprobiert.«
    Er zog die Knoten gerade fest genug, daß sie sie nicht aufbekommen konnte. Das schien sie etwas wacher zu machen.
    »Neal, was ist los?«
    »Nichts. Ich möchte, daß du dich erholst.«
    »Warum fesselst du mich?«
    Neal setzte sich aufs Bett. Er nahm ihr Kinn in seine Hand und hob ihr Gesicht etwas an, so daß sie einander ansahen.
    »Allie, hör zu, kein Smack mehr, das ist vorbei.« Er konnte die Panik in ihren Augen sehen. »Ich geb dir was, damit du runterkommst. Es wird okay sein, aber kein Heroin mehr für dich.« Sie war noch zu benommen, um wirklich zu begreifen, was er sagte. Er vermutete, daß das für sie beide besser war. Er brach eine Valium in der Mitte durch und gab sie ihr mit etwas Cola. Der Zucker würde ihr helfen. Sie wehrte sich zuerst, aber ihr Körper wollte schlafen und ihr Geist entkommen. Also nahm sie die Tablette und schlief ein paar Minuten später ein. Neal ging in die Küche und braute sich eine Tasse Kaffee.
    72 Stunden. Er brauchte 72 Stunden, dann sollten sie das Schlimmste hinter sich haben. Sie hing nicht zu sehr an der Nadel, und sie würde zweifellos nicht am Entzug sterben. Er wußte, daß er ihr helfen konnte, wußte, daß er sie von Smack runterbekommen und von Neal abhängig machen könnte, denn das würde nötig sein. Drei Tage, und sie würde zu ihm gehören, als ob er sie bei einer Auktion gekauft hätte. Noch mehr. Sie würde es so wollen. So sind Junkies, und es dauert lange, bis sie auf eigenen Füßen stehen können. Er würde ihr sagen, daß er sie liebte, daß er ihr neuer Mann wäre und sich um sie kümmern würde, daß sie das Geld teilen und glücklich bis in alle Ewigkeit leben würden. Dann würde er sie in ein Flugzeug verfrachten und mit nach Hause nehmen und abgeben, und das wäre alles. Das einzige, was er brauchte, waren 72 Stunden… 72 grauenhafte, endlose Stunden – besonders für Allie.
    Das Telefonklingeln ging ihm durch und durch, ließ sein Herz rasen, bis ihm einfiel, daß es vermutlich ein Freund von Simon war, der einfach nicht wußte, daß er weg war. Er ging ins Wohnzimmer und nahm ab. »Hallo.«
    »Hallo, Kumpel.«
    Neal ging zum Fenster und zog den Vorhang beiseite. Colin winkte ihm von der Telefonzelle aus zu – ein freundliches kleines Winken, begleitet von einem breiten Grinsen. Vanessa war bei ihm. Er konnte Crisp nicht sehen, was bedeutete, daß er da war – zusammen mit Gott weiß wieviel anderen. Neal zog den Vorhang vor und trat ein paar Schritte zurück in die Mitte des Raumes.
    »Hallo, Colin.«
    »Du bist erledigt. Ist sie bei dir?«
    »Nein.«
    »Verlogener Bastard. Sie ist auch erledigt.«
    »Komm rauf. Dann reden wir.«
    »Ich komm rauf, Mann. Mach dir keine Sorgen. Wenn ich soweit bin.«
    Er legte auf. Neals Gedanken rasten. Komm schon, denk nach. Schieb die Angst beiseite und denk nach. Du bist nicht verfolgt worden; da bist du sicher. Sicher oder nur arrogant? Nein, sicher. Okay, wer weiß von diesem Haus? Simon. Der ist weg. Kitteredge, Levine, Graham. Kitteredge kann es nicht sein; das wäre Unsinn. Levine und Graham. Bitte nicht Joe. Und was hat der Verein mit Colin zu tun? Oder haben sie die ganze Zeit von ihm gewußt? Und mich nur losgeschickt, um Liz Chase glücklich zu machen, während der Senator und alle anderen wollten, daß Allie verschwunden blieb. Als ich sie fand… starb ich. Ich hätte es erkennen müssen. Keine Akten über das Mädchen. Keine Deckung, kein Partner. Melde dich jeden Tag. Sag uns, wie es geht… Tja, beschissen geht’s, Ed.
    22.15. Colin wartet auf die frühen Morgenstunden, in denen Schreie als Alpträume durchgehen. In denen die Straßen ruhig sind. Keine Passanten. Dann hat er dich. Und ich hab keine Chance gegen Colin, keine.
    Laß das, Neal, denk nach. Du könntest die Bullen rufen – und ihnen was erzählen? Daß du ein Mädchen gekidnappt hast? Und ihr Drogen gegeben hast? Daß sie im anderen Raum liegt, gefesselt? Keine gute Idee. Okay, du kannst handeln. Du hast die Bücher. Gibt ihm die Bücher für Allie. Aber warum sollte er sie nehmen? Er kann alles haben. Aber er braucht den Namen des Käufers, wenn er was damit anfangen will. Handeln.

Weitere Kostenlose Bücher