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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Gesicht. Er trat auf die Bremse, vergaß die Kupplung, würgte den Motor ab. Neal tastete nach dem Zündschlüssel. Vanessa schlug ihm gegen den Kiefer.
    »Hast mei’m Baby weh getan!«
    »Nessa, laß’en Wag’n los«, sagte Allie freundlich, aber bestimmt. Ihr Kopf lag in Neals Schoß. »Wir wolln ‘n Ausflug mach’n.«
    Vanessa versuchte, die Fahrertür aufzureißen und den Schänder ihres Liebsten fertigzumachen, aber Neal hielt die Tür fest zu und versuchte mit der anderen Hand, den Motor anzulassen. Er machte seine Sache gar nicht schlecht, wenn man bedachte, daß Vanessa ihm dauernd ins Gesicht schlug. Aber es funktionierte nicht. Also ließ Neal den Zündschlüssel los, lehnte sich zurück und schlug Vanessa gegen den Brustkorb. Das Mädchen kann was ab, dachte er.
    »Okay, Nessa, wie du willst«, sagte Allie. Ihre Geduld war am Ende. Sie wollte spazieren fahren. Sie schob sich auf Neals Schoß, trat auf die Kupplung, legte den ersten Gang ein, drehte den Zündschlüssel und gab Gas. Der Keble tat, was Daddies Keble immer tat. Er raste los wie ein Karnickel.
    Neal war überrascht, als Vanessa plötzlich verschwand. Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Er konnte gerade noch das Lenkrad des Keble packen. Im Rückspiegel sah er, wie Colin ihnen fassungslos mit der Eisenstange in der Hand hinterherblickte. 
     
    Der Keble brauste durch die Nacht. Neal hielt das Steuer fest und schaltete hoch. Allie schlief wieder.
    Und dann passierte es. Es fing an zu regnen. 
     
    Der Himmel hatte den ganzen Sommer über auf diesen einen Guß gewartet. Neal brauchte weniger als fünf Minuten, um herauszukriegen, welcher Hebel für die Scheibenwischer zuständig war, und nur eine Minute, um die Fenster hochzukurbeln. Trotzdem war er klatschnaß. Er hielt an und betrachtete die Karte. Die Strecke hatte so einfach ausgesehen, als er sie sich eingeprägt hatte, aber in der Praxis war alles anders, vor allem, wenn man eine blutige Lippe und ein blaues Auge hatte und blind durch eine Regenwand fuhr. 
     
    Colin stöhnte vor Schmerz, als er auf das Motorrad stieg. Regen? dachte er. Regen? Es hat seit drei Monaten nicht geregnet, und jetzt schüttet es aus Eimern? Wenn es einen Gott gibt, entschied er, ist es ein In-die-Eier-Treter. Alles, was ihm noch blieb, war, hinterherzufahren. Vielleicht hatte er Glück. Er drehte am Griff der Maschine. 
     
    Der Junge an der Tankstelle erschrak zu Tode, als Neal vorfuhr.
    »Volltanken. Und wie komm ich zur A406?«
    »Geradeaus. Zweite rechts.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Als der Typ mit dem Motorrad vorfuhr, erschrak der Junge noch mal.
    »Kleiner Sportwagen vorbeigefahren?« brüllte der Fahrer.
    »Hat getankt.«
    »Wohin ist er gefahren?«
    »Wohin weiß ich nicht. Aber er nimmt die A406.«
    »Und wie…«
    »Geradeaus. Zweite rechts.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.« Neal ließ sich wegen des Regens Zeit. Allie schlief friedlich, und er hatte es auch nicht sonderlich eilig – bis er einen einzelnen Scheinwerfer, der schnell näher kam, im Rückspiegel entdeckte.
    Neal bremste ab. Wenn das Colin war, konnte er es genausogut gleich herausfinden, anstatt sich verfolgen zu lassen und noch ein sicheres Haus als Dreingabe zu liefern.
    Er fuhr ungefähr fünfzig, als Colin auf der Fahrerseite gleichzog.
    »Anhalten!« schrie Colin.
    Neal tippte aufs Gas. Der Keble schoß voran.
    Colin holte auf.
    »Anhalten!« schrie er wieder. Er war klatschnaß und höllisch wütend. Sein weißer Anzug klebte auf der Haut.
    Neal kippte wieder aufs Gaspedal und zwang Colin, ebenfalls zu beschleunigen. Neal wußte, daß das Motorrad keinesfalls mit dem Keble mithalten konnte.
    Aber er hatte Angst, bei dem Regen zu schnell zu werden. Ach, zum Teufel, dachte er. Er trat aufs Gas und wartete, bis Colin wieder neben ihm war. Dann bremste er.
    Das Heck des Wagens brach aus, und der Keble schlidderte quer über die Fahrbahn. Colin raste vorbei, zerrte an seiner Vorderbremse und überschlug sich.
    Neal erinnerte sich an irgend etwas aus der Fahrschule – man soll in die Richtung lenken, in die der Wagen will –, aber er wußte nicht mehr, was das zu bedeuten hatte. Also kurbelte er das Steuer einfach immer hin und her, bis der Wagen wieder geradeaus zeigte und langsam zum Stehen kam. Er sah in den Rückspiegel. Colin krabbelte unter dem Motorrad hervor – ganz langsam. Er verkniff es sich, auszusteigen und nachzusehen, ob mit ihm alles in Ordnung war. Er trat aufs Gas und fuhr, so schnell er sich

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