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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Nein, er kann ihn so von dir kriegen. Du wirst reden. Colin braucht Allie nur ein Messer vors Gesicht zu halten.
    Quatsch, Mann, sei ehrlich. Er braucht nur dir ein Messer vors Gesicht zu halten.
    Und wo willst du hin? Selbst wenn du hier rauskommst, wo willst du hin? Du könntest es versuchen. Wirf sie dir über die Schulter und renn zur U-Bahn. Die ist nachts zu, Idiot. Und du würdest keine fünf Schritte schaffen. Ein Taxi? Dasselbe. Bleibt der Wagen. Die Hintertreppe runter und in die Garage. Nehmen wir einmal an, du schaffst es, wo willst du dann hin? Scheiß auf Allie. Vielleicht kannst du mit Crisp auf der Hintertreppe fertigwerden, und es bis zum Wagen schaffen, aber nicht mit ihr zusammen. Laß sie hier, Mann.
    Genau, dachte er. Dann hast du noch ein Gesicht für die Halperin-Sammlung. Also, anders herum. Von der Lösung zur Methode. Wo willst du hin? Was wäre ideal? Sicher, ruhig, isoliert. Ein Haus, von dem die Freunde nichts wissen. Denk nach, denk nach, denk… Ein Haus, in dem du deinen eigenen Herzschlag hören kannst. Wie wäre es mit einem Landhaus im Yorkshire-Moor?
    Was hat Simon noch gesagt, wo es ist? An die Arbeit, Neal.
    Er fing an, das Appartement zu durchsuchen. 
     
    Neal fand sofort, was er suchte. Vielleicht hatte er jetzt mehr Glück. Eine Straßenkarte, auf der der Weg zu Simons Yorkshire-Landhaus in leuchtorange eingezeichnet war, mit Hinweisen zu den Feldwegen. Neal nahm den Telefonhörer ab und wählte. Es klingelte lange.
    »Dad?«
    »Wo bist du?«
    »Hör zu, ich hab nicht viel Zeit. Aber du solltest etwas wissen…« 
     
    Neal setzte sich auf eine Ecke vom Bett. Allie schien immer noch zu schlafen. Ihr Gesicht und ihr Haar waren schweißnaß. Er streichelte mit dem Handrücken über ihre Wange.
    »Tut mir leid, Mädchen. Ich hab’s vermasselt. Ich wollte dir helfen, und jetzt sitzt du noch tiefer in der Tinte. Tut mir echt leid.«
    Er vermutete, daß ihm noch mindestens eine Stunde blieb.
    Und ihm war nicht danach, einfach herumzusitzen und sich von der Angst auffressen zu lassen. Er dachte an Joe Graham, und dann tat er etwas sehr Grahameskes.
    Er putzte. Es sah hier sowieso aus wie Sau, und das war ja nun wirklich keine Art, sich bei Simon für seine Gastfreundschaft zu bedanken. Er fand einen Besen und einen Mop, Scheuermittel und Bohnerwachs und legte los. Er saugte und wischte; schrubbte, polierte und wachste den Küchenfußboden, bis er glitzerte wie ein blankes Eis.
    Als er damit fertig war, ging es ihm wesentlich besser. Er ließ sich mit einem Buch in einem Sessel nieder und wartete ab.
    Die Schritte ließen ihn aufhorchen. Er konnte Colin die Vordertreppe hochschleichen hören. Er sah auf die Uhr und war erstaunt: viertel vor vier.
    Die Schritte stoppten. Jemand fummelte am Türschloß herum. Die Tür ging einen Spalt breit auf. Offensichtlich wollte Colin nicht unbedingt mit etwas Hartem einen Schlag aufs Maul bekommen. Zu schade. Neal spürte seine Angst. Er mußte sich zwingen, nicht wegzurennen, während Colin langsam die Tür öffnete. Colin stand jetzt in der Tür, beide Hände in den Taschen seines Jacketts vergraben. In welcher Hand ist das Messer? fragte sich Neal. Er hatte dieses Spiel mit einem alten Italiener aus der Nachbarschaft gespielt, als Kind: In welcher Hand ist der Bonbon? Er hatte fast immer verloren.
    Colin sagte: »Du wolltest anrufen, aber es war gerade besetzt, stimmt’s?«
    Was ist, wenn ich aufgebe, Colin? Wenn ich die Hände hochnehme und sage, du kannst die Bücher haben, du kannst Allie haben? Statt dessen sagte er: »Du hättest besser eine Armee mitbringen sollen, Colin.«
    Colin klappte die Tür hinter sich zu. »Deinetwegen, Mann? Tschuldigung, aber ich hab ja geseh’n, wie du kämpfst.«
    »Möchtest du eine Tasse Tee? Ein Bier?«
    »Wir könnten mit einem Buch anfangen.«
    »Anfangen und aufhören.«
    Colin schüttelte den Kopf.
    »Wo sind wir, Neal? Wem gehört dieses Haus?«
    Neal sah, wie Colins linkes Handgelenk sich spannte. Falls er es rausholt, dann da.
    Wenn er es rausholt.
    »Einem Freund.«
    »Legst du den auch aufs Kreuz?«
    Wenn du schon fragst…
    »Ich geh dir die Bücher. Du läßt mir Alice.«
    »Wahre Liebe, oder was? Das Buch hilft mir nicht weiter, wenn ich nicht weiß, wer es kauft.«
    »Okay, das sag ich dir freiwillig.«
    Colin kam einen Schritt auf ihn zu. Neal ging einen Schritt zurück.
    Colin sagte: »Was soll das denn, Neal? Ich glaube, ich nehm lieber das Buch und das Mädchen. Und du wirst mir den

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