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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Pfund. Verrückt? Meinetwegen.«
    Er schob das Holz mit dem Schürhaken umher, wie im Fernsehen. Er konnte spüren, wie Allie nachdachte.
    »Und jetzt wollen wir mal sehen, wie verrückt du bist«, sagte er. »Ich gebe dir… gebe dir… die Hälfte der Kohle… zehntausend Pfund. Alles, was du tun mußt, ist vom Stoff runterkommen, mit mir in die Staaten fliegen und immer noch clean sein, wenn ich verkaufe.«
    Ihre Hände fingen an zu zittern. Bald würde ihr Körper einstimmen.
    »Warum?« fragte sie. »Warum willst du das für mich tun?«
    Sie war nicht dankbar, sie war mißtrauisch. Das war okay für Neal; mit Mißtrauen konnte er umgehen.
    »Ich tu das nicht deinetwegen, ich tu es für mich.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Das überrascht mich nicht. Du hast doch wohl nicht geglaubt, daß ich Colin traue? Warum sollte Colin die Hälfte nehmen, wenn er alles haben kann? Er würde mir – im wahrsten Sinne des Wortes – das Messer in den Rücken stoßen, sobald er die Gelegenheit dazu hätte. Ich habe die ganze Zeit vorgehabt, ihn auszubooten, genauso, wie er mich reinlegen wollte.
    Aber ich hatte nicht geplant… dich… zu mögen. Ich wollte dich nicht bei Colin lassen, bis er dich nicht mehr braucht und wegwirft. Also habe ich dich mitgenommen. Wir können einfach so tun, als wäre es gegen deinen Willen gewesen, wenn es dir dann besser geht, aber wir kennen beide die Wahrheit.«
    »Du glaubst vielleicht…«
    »Halt den Mund und hör mir zu. Jetzt, wo ich dich habe, was mache ich da mit dir? Wir müssen eine ganze Weile hier bleiben, und ich habe keine Lust, dich zu fesseln und zu knebeln. Ich habe keine Lust, daß du zu den Bullen rennst und sagst, du wärst entführt worden. Und ich habe vor allem keine Lust, daß du entscheidest, huren und spritzen wäre deine Bestimmung im Leben, und daß du zu unserem guten alten Freund Colin zurückwillst.«
    »Yeah, und?«
    »Und deshalb mache ich dich zu meinem Partner. Ich möchte, daß du ein vitales Interesse an meinem Überleben hast. Ich möchte dich, sagen wir mal, motivieren.«
    Sie versuchte es mit ihrem lasziven Grinsen. »Motivier mich mit Stoff.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dir vertrauen muß, und ich traue keinem Junkie. Junkies sind zu allem fähig. Du kriegst das Geld, wenn du clean bleibst.«
    Sie zitterte, aber sie hörte zu. »Du glaubst, du kannst mich kaufen.«
    »Klar. Zehntausend Pfund. Beim derzeitigen Wechselkurs… sind das ungefähr sechzehntausend Dollar. Mit sechzehn Mille dürftest du eine der reichsten Ausreißerinnen sein, solange du’s dir nicht gleich den Arm hochjagst. Man nennt so etwas einen neuen Anfang, und man hat solche Gelegenheiten nicht besonders oft. Ich würde annehmen, wenn ich du wäre.«
    Tränen standen ihr in den Augen. Bald würden ihre Knie schlackern und ihre Ohren summen, und man könnte kein vernünftiges Wort mehr mit ihr wechseln. Der Smack würde reden, und sie würde zuhören.
    »Und was ist, wenn ich nicht mitmache? Wenn ich nein sage?«
    »Wirst du nicht. Ich tue nur, was du gesagt hast, was du willst. Ich bringe dich von der Straße und vom Stoff runter.«
    Sie hielt sich die Ohren zu und schüttelte den Kopf. »Ich komm nicht vom Stoff runter, Neal. Ich dachte, ich will’s, aber ich kann nicht.«
    »Ich helfe dir.«
    »Wie meinst du das, du hilfst mir?«
    Er sah sie an. »Ich meine, ich helfe dir. In ein paar Stunden wird es dir echt schlechtgehen. Du wirst krank werden. Ich helfe dir, das durchzustehen.«
    Sie hatte Angst. Das überraschte ihn. Er hatte sie noch nie ängstlich gesehen. »Was glaubst du, wer du bist? Marcus Welby? Der Bergdoktor?«
    »Ich weiß ein bißchen was darüber.«
    »Du warst ein Junkie?«
    »Nein, war ich nicht. Aber ich weiß Bescheid.«
    Ja, okay, Diane. Noch mehr Geheimnisse. Noch weniger Vertrauen. Scheiße. Warum kommt jede Frau aus meinem gottverdammten Leben ausgerechnet jetzt zu Besuch?
    Allie ging auf und ab. Sie ließ ihre Hände über die Steinwände gleiten. »Du Bastard. Du Schweineschwanz. Du bist schuld! Warum konntest du mich nicht in Ruhe lassen?«
    Gute Frage.
    »Ich will nicht aufhören!« sagte sie. Sie ging schneller. Neal konnte die Panik sehen. »Ich kann, aber ich will nicht. Mir gefällt’s, okay? Was glaubst du denn, wer du bist, verdammt noch mal?«
    Noch eine gute Frage.
    Neal rührte seinen Kaffee um. Allie saß auf dem Boden. Sie schlang die Arme um ihre Knie und legte ihren Kopf auf die Arme. Sie wiegte sich hin und her, erst ganz

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