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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ich nicht klar denken. Und in unserer Branche stellt sich natürlich immer leicht übertriebenes Misstrauen ein.«
    »Ich will nicht abstreiten, dass ich wütend war. Schließlich bin ich nicht daran gewöhnt, dass man mir einen Mord vorwirft«, sagte Carol und klang absichtlich leicht verärgert.
    Er senkte den Kopf und nickte bedauernd. »Es ist keine gute Basis, um Vertrauen aufzubauen. Ich schäme mich, wenn das ein Trost ist.«
    »Lassen Sie uns versuchen, es zu vergessen. Ich verspreche, dass ich nicht wieder plötzlich weggehen werde, wenn Sie versprechen, mich nicht mehr zu fragen, ob ich meine Geschäftspartner umbringe.« Sie lächelte.
    »Ich verspreche es. Vielleicht kann ich meine guten Absichten beweisen, indem ich mir die Einzelheiten Ihres Vorschlags anhöre?«, sagte Tadeusz.
    In Carols Magen tanzten Schmetterlinge. Sie wusste, dass dies einer der Punkte war, auf die es bei der Operation wirklich ankam. Sie atmete tief durch und fing an, wieder ihr fiktives Unternehmen in East Anglia zu beschreiben. »Für ein Dach über dem Kopf und Essen arbeiten sie ein Jahr lang für mich, ohne Löhne zu erhalten. Am Ende dieser Zeit bekommen sie einen italienischen Pass und sind frei. Und das ist die Vereinbarung«, schloss sie resolut.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Also eine Art Sklaverei?«
    »Ich sehe es eher als einen Arbeitsvertrag«, sagte sie. »Natürlich will ich nur Erwachsene haben. Keine Familien – Kinder bringen mir nichts.« Carol staunte selbst, wie leicht es ihr fiel, die Rolle der kompromisslosen Geschäftsfrau zu spielen, die sie angeblich war. Sie schien eine Seite ihres Charakters einzusetzen, von deren Existenz sie selbst nichts gewusst hatte. Sie war nicht sicher, dass sie diese kalte, berechnende Person mochte, aber es kostete sie erstaunlich wenig Anstrengung, die Persönlichkeit zu sein, die sie sich für Caroline Jackson ausgedacht hatte.
    »Ich handle nicht mit Kindern.«
    Carol hob die Brauen. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so eine sentimentale Ader haben.«
    »Es hat nichts mit Sentimentalität oder Zimperlichkeit zu tun«, sagte er. »Kinder sind schwer unter Kontrolle zu halten. Sie sind laut. Sie weinen. Und sie verleiten ihre Eltern dazu, törichte, waghalsige Heldentaten zu begehen. Es ist besser, auf sie zu verzichten. Wenn wir also zu einer Vereinbarung kommen, können Sie beruhigt sein, dass Sie von mir keine Kinder geschickt bekommen werden.«
    Jetzt sprach er offen und klar, stellte Carol insgeheim begeistert fest. Irgendwie war es ihr gelungen, seine Abwehrmechanismen zu durchbrechen. Sie kam nicht darauf, dass der Grund für seine Offenheit teilweise darin lag, dass sie sich auf seinem Territorium befand. Wenn sie sich als gefährlich erwies, konnte er sie, ohne Spuren zu hinterlassen, für immer zum Schweigen bringen. Hätte sie an diese möglichen Konsequenzen gedacht, hätte sie wahrscheinlich nicht den Mut gehabt, den Einsatz zu erhöhen, wie sie es jetzt tat. »Ich bin froh, dass wir uns verstehen. Aber bevor wir über Bedingungen und Einzelheiten reden, will ich sehen, wie Ihr Betrieb läuft. Sie könnten mich ja jederzeit mit einem Anruf bei den britischen Behörden preisgeben, wenn es Ihnen passt. Ich muss also sicher sein, dass ich es hier mit einer Firma zu tun habe, die genauso professionell ist wie meine.«
    Das war eine Herausforderung, ein Fehdehandschuh. Tadeusz sah sie lange scharf an und beobachtete das wechselnde Kaminlicht auf ihren Gesichtszügen, die ihm so fremd und doch zugleich so vertraut wie seine eigenen waren. »Woher weiß ich, dass ich Ihnen vertrauen kann?«
    »Wie ich schon sagte. Sie werden etwas über mich in der Hand haben. Ich zeige Ihnen mein Unternehmen, und Sie zeigen mir Ihres. Nehmen Sie sich Zeit. Entscheiden Sie nicht jetzt. Denken Sie darüber nach. Schlafen Sie darüber. Tun Sie, was Sie tun müssen, um sich zu vergewissern, dass man mir trauen kann. Aber wenn Sie nicht bereit sind, mich sehen zu lassen, dass Sie eine ernst zu nehmende Aktion leiten können, riskiere ich es nicht mit Ihnen.«
    Er sah sie mit undurchdringlichem Gesicht an. Carol fragte sich, ob sie ihn zu heftig bedrängt hatte und zu schnell vorgegangen war. Hatte sie ihn verloren, bevor er angebissen hatte? Schließlich trat ein Lächeln auf seine Lippen. »Ich werde zusehen, was sich machen lässt. Aber jetzt wollen wir uns doch lieber amüsieren.«
    Eine Welle purer Heiterkeit ergriff Carol. Sie kam wirklich voran, es war ein tolles Gefühl. Sie zog

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