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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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die man verdrängen will.« Eine Antwort, die nichts preisgab.
    »Hat sie wegen diesem Dreckskerl Vance angerufen?«, fragte Frances, die genau merkte, dass er versuchte, sie vom eigentlichen Thema abzubringen.
    Tony stellte ihr Glas neben dem Hackbrett ab. »Du hast davon gehört?«
    »Es kam in den Nachrichten.«
    »Du hast es nicht erwähnt.«
    Frances nahm einen Schluck von dem kühlen, frischen Wein. »Es ist deine Sache, Tony. Ich dachte, du würdest schon noch darauf zu sprechen kommen, wenn du darüber reden wolltest. Wenn nicht, dann eben nicht.«
    Er lächelte sarkastisch. »Ich glaube, du bist die einzige Frau, die ich je gekannt habe, der das Gen zur Schnüffelei abgeht.«
    »Oh, ich kann so neugierig sein wie jede andere auch. Aber ich habe aus heiklen Erfahrungen gelernt; wenn man seine Nase in Sachen steckt, bei denen das nicht erwünscht ist, hat man ein hervorragendes Rezept, um eine Beziehung kaputtzumachen.« Die Anspielung auf ihre gescheiterte Ehe war so indirekt wie Tonys gelegentliche Erwähnungen seiner Erlebnisse bei der Arbeit als Profiler, aber er verstand sie voll und ganz.
    »Ich rufe sie schnell an, bis du hier fertig bist«, sagte er.
    Frances hielt inne und sah ihm nach, als er aus der Tür ging. Sie hatte das Gefühl, dass sie eine dieser Nächte vor sich hatte, in denen sie in der kühlen Morgenfrühe, bevor es hell wurde, aufwachte, weil Tony im Schlaf schrie und zwischen den Laken um sich schlug. Nie hatte sie sich darüber beklagt, denn sie hatte genug über Serienmörder gelesen, um sich vorstellen zu können, welche Schrecken sich in seine Erinnerung eingegraben hatten. Was sie gemeinsam hatten, genoss sie, aber das hieß nicht, dass sie sich mit seinen Dämonen herumschlagen wollte.
    Sie konnte nicht wissen, wie sehr sie sich dadurch von Carol Jordan unterschied.

Kapitel 5
    C arol lehnte sich auf dem Sofa zurück, mit einer Hand hielt sie das Telefon, die andere kraulte ihren schwarzen Kater Nelson. »Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«, fragte sie, aber es war klar, dass es nur eine rhetorische Frage war. Tony bot nie etwas an, wenn er es nicht wirklich ernst meinte.
    »Wenn du meine Hilfe willst, muss ich sehen, was für eine Anweisung sie dir geben. Es ist vernünftiger, wenn du sie mitbringst, damit wir sie zusammen durchgehen können«, sagte Tony in sachlichem Ton.
    »Ich bin dir wirklich sehr dankbar dafür.«
    »Kein Problem. Im Vergleich zu dem, was wir in der Vergangenheit durchgemacht haben, wird es ein Vergnügen sein.«
    Carol schauderte. Die Bemerkung ließ es ihr eiskalt über den Rücken laufen. »Hast du von Vances Berufung gehört?«
    »Es kam in den Nachrichten im Radio«, sagte er.
    »Er wird nicht damit durchkommen, weißt du«, sagte sie zuversichtlicher, als ihr zumute war. »Er ist wie viele andere im Gefängnis Ihrer Majestät zu Gast, und das hat er uns zu verdanken. In der Verhandlung hat er jeden nur erdenklichen Trick und noch ein paar mehr probiert, und doch haben wir es geschafft, die Geschworenen zu überzeugen, die von vornherein eher auf seiner Seite waren. Es wird ihm nicht gelingen, an den drei Law Lords des Oberhauses vorbeizukommen.« Nelson protestierte, als sich ihre Finger zu tief in sein Fell gruben.
    »Ich würde das auch gerne glauben. Aber ich hatte in Bezug auf Vance immer schon ein ungutes Gefühl.«
    »Genug davon. Ich werde morgen, sobald ich die Anweisung habe, sofort zum Flughafen fahren und einen Flug nach Edinburgh nehmen. Dort kann ich ein Auto mieten. Wenn ich genauer weiß, wann ich ankomme, ruf ich dich an.«
    »Okay. Du kannst … du kannst gerne bei mir übernachten«, sagte er. Am Telefon war es schwierig, Zurückhaltung von Widerstreben zu unterscheiden.
    So gern Carol auch gewusst hätte, wo sie nach zwei Jahren Trennung standen, war ihr doch klar, dass es vernünftig war, sich den Rückzug offenzuhalten. »Danke, aber ich mache dir doch schon genug Umstände. Reserviere mir in einem Hotel im Ort oder in einem Bed and Breakfast ein Zimmer. Was eben praktischer ist.«
    Nach kurzer Pause sagte er: »Ich habe von ein paar Privatquartieren ganz Gutes gehört. Das erledige ich morgen früh. Aber wenn du dir’s anders überlegst …«
    »Dann geb ich dir Bescheid.« Es war ein leeres Versprechen, der Anstoß würde von seiner Seite kommen müssen.
    »Ich freue mich wirklich darauf, dich zu sehen, Carol.«
    »Ich freu mich auch. Es ist zu lange her.«
    Sie hörte ein leises Lachen. »Wahrscheinlich nicht. Es

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