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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Ihnen die Wahrheit«, schluchzte er fast. »Ich dachte, ich könnte Carol das ausreden, was sie vorhatte, und sie irgendwie wieder auf den rechten Weg bringen. Ich liebe sie. Ich will nicht, dass sie sich auf die andere Seite schlägt.« Er zwang sich zu weinen und fühlte bei den heftigen Schluchzern stechende Schmerzen in seinen Rippen.
    »Was wolltest du dann hier, als du die Schiffe angesehen hast?«, fragte Krasic, während seine Faust krachend auf Tonys Rippen landete und seine andere Schulter an die kalte Schiebetür aus Stahl stieß.
    Tony schrie vor Schmerz auf und kreuzte die Arme vor der Brust. Diesmal waren seine Tränen echt. »Wir haben einen Verdächtigen«, stöhnte er. »Für die Morde. Wir glauben, dass es ein Schiffer ist. Sein Schiff liegt hier. Die
Wilhelmina Rosen
. Bitte, Sie müssen mir glauben«, bettelte Tony. Er wischte den Schleim aus seiner Nase ab und verdrängte den Gedanken an das Blut darin.
    »Es ist eine gute Geschichte«, sagte Tadeusz. Krasic sah ihn an, als sei er verrückt geworden. »Es ist wirklich eine gute Geschichte. Sie ist fast gut genug, um wahr zu sein.«
    »Boss«, protestierte Krasic.
    Tadeusz hob einen Finger. »Schon in Ordnung, Darko. Es ist sehr einfach zu überprüfen, ob es wahr ist oder nicht. Wir werden unseren guten Freund Dr. Hill mit zurück nach Berlin nehmen. Wir haben ein Lager, wo wir ihn vorübergehend unterbringen können. Und dann werden wir einen kleinen Test machen.«
    »Was für einen Test?«, sagte Krasic misstrauisch.
    »Wenn er nicht lügt, dann wird Carol Jordan keine Bedenken haben, mit mir zu schlafen, oder?«
    Die kalte Hand der Panik legte sich um Tonys Herz. Was hatte er getan?

Kapitel 36
    M arijke legte den Hörer auf und war sich nicht im Klaren, was zu tun sei. Als Tony sie nicht zurückgerufen hatte, wusste sie nicht, ob sie besorgt oder verärgert sein sollte. So oder so hing sie in der Luft und wusste nicht, was mit ihrem einzigen halbwegs gut fundierten Ermittlungsansatz los war, nachdem sie in de Groots Fall wochenlang nur falsche Fährten verfolgt hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung fand sie, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie den Kollegen ihre Ideen verheimlichte. Widerstrebend musste sie vor sich selbst zugeben, dass sie weder rücksichtslos noch selbstbewusst genug war, ihren eigenen Ehrgeiz über die Notwendigkeit zu stellen, diesen Morden ein Ende zu setzen.
    Sie hatte ihre Unterlagen zur Seite geschoben und in einem kurzen Bericht begründet, warum sie Wilhelm Albert Mann verdächtigte. Da sie natürlich Tony in Verbindung mit dieser Theorie nicht nennen konnte, hatte sie nicht den Vorteil, dass eine Expertenmeinung ihren Worten Gewicht verlieh, aber sie fand, dass sie gute Arbeit geleistet hatte und ihr Bericht überzeugend klang. Sie hatte mit dem Vorschlag geschlossen, dass Mann überwacht werden solle, da keine klaren Beweise gegen ihn vorlagen.
    Dann hatte sie Maartens gesucht und ihn schließlich in der Bar auf der anderen Straßenseite gefunden, wo er auf dem Nachhauseweg auf ein kleines Bier eingekehrt war. »Ich will das an die Polizei in Köln schicken«, sagte sie und hielt ihm den Bericht vor die Nase.
    Er las ihn aufmerksam durch und trank dabei mit einem Ausdruck vagen Misstrauens sein Oranjeboom. »Gute Arbeit, Marijke«, sagte er, als er zu Ende gelesen hatte. »Ich finde Ihre Kenntnis von Seemannsknoten beeindruckend.«
    »Das Internet«, sagte sie. »Ein großartiges Mittel für Recherchen. Was meinen Sie? Soll ich es ihnen schicken, oder würde ich nur als überspannte Frau dastehen, die sich mehr auf die Intuition verlässt als auf Beweise?«
    Maartens verschüttete einen Schluck Bier auf seine Hand. »Marijke, wenn die Typen in Köln auf genauso wenig bauen können wie wir, werden sie Ihnen die Stadtschlüssel überreichen. Wenigstens gibt es ihnen etwas zu tun, das nach Action aussieht. Sicher mag es Zufall sein, aber mir scheint doch Sinn zu machen, was Sie sagen. Der Typ hatte ja keinen triftigen Grund, hierher nach Leiden zu kommen, wo es auf unseren Kanälen keinen Frachtverkehr gibt. Wenn ich es heute Abend auf meinen Schreibtisch bekäme, hätte ich bis Mitternacht ein Team beisammen, das sich den Kerl vornimmt. Und ich würde ihm auf den Fersen bleiben, bis er aktiv wird oder bis in einem anderen Teil des Landes jemand umgebracht worden ist. Kommen Sie, ich geb einen aus, um den ersten Fortschritt zu feiern, den wir seit dem Mord an de Groot haben.«
    Sie schüttelte den Kopf.

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