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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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das nicht«, sagte er. »Wer sind Sie?«
    Tadeusz stieß die Waffe brutal gegen Tonys Brustkorb. »Benehmen Sie sich nicht so blöd.« Er hörte das Surren des Motors, als der Mercedes hinter ihnen heranfuhr. Der Wagen hielt an, und Krasic stieg aus. »Die hintere Tür, Darko.«
    Krasic öffnete die Tür, Tadeusz stieß Tony hinein und nahm dabei die Pistole aus seiner Tasche. Er stieg neben ihm ein und hielt die Pistole auf Tonys Magen gerichtet. »Ein Bauchschuss ist der schlimmste Tod«, sagte er im Plauderton.
    »Hören Sie, da muss eine Verwechslung vorliegen«, protestierte Tony schwach. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, und offensichtlich verwechseln Sie mich mit jemand anderem. Lassen Sie mich einfach gehen, und wir können dies alles vergessen.«
Kläglich
, dachte er.
Wo ist jetzt deine Ausbildung? Wo ist jetzt das berühmte Einfühlungsvermögen?
    »
Quatsch«, sagte Tadeusz barsch. »Sie schlafen nicht nur mit Carol Jordan, Sie arbeiten auch mit ihr zusammen. Darko, bring uns irgendwohin, wo wir reden können.«
    Tonys Gedanken schossen in Panik durcheinander. Sie wussten, wer Carol war. Sie war enttarnt. Sie wussten, wer er war, und sie hatten die falsche Vermutung, dass er ihretwegen hier war. Aber was taten sie hier? Wie konnte ihm jemand gefolgt sein? Er hätte es doch merken müssen, er hatte seine Reiseroute ja ganz willkürlich gewählt, war aber andererseits auch nicht auf eine Überwachung gefasst gewesen.
    Er verdrängte den Gedanken. Nichts konnte unwichtiger sein als die Frage, wie Radecki hierher kam. Jetzt war es wichtig, eine Möglichkeit zu finden, um Carol zu schützen. Er machte sich keine Illusionen, womit er es hier zu tun hatte. Diese Männer waren Killer. Wenn er Carols Leben auf Kosten seines eigenen erkaufen musste, dann sei es. Sie zu retten war das einzig Wichtige. Wenn er je seinen ganzen Einfallsreichtum gebraucht hatte, dann war es jetzt. Er zwang sich, Radeckis Blick ohne zu zucken standzuhalten.
    Als das Auto plötzlich wieder anhielt, war er überrascht. Er hatte auf absolut nichts geachtet außer auf den Mann neben ihm. Jetzt sah er an Radecki vorbei aus dem Fenster. Sie waren in einem abgelegeneren Teil des Hafengeländes, mit einer viel kleineren Anlegestelle, die nur einem halben Dutzend Schiffen Platz bot. Es war keine Menschenseele in Sicht. Der Mercedes hatte bei einem Stahlkasten angehalten, der grau wie ein Schlachtschiff gestrichen war. »Gib mir eine Minute, Boss«, sagte Krasic und stieg aus. Der Kofferraumdeckel ging auf, Krasic verschwand dahinter, kam wieder zum Vorschein und steckte ein Brecheisen in seine Jacke.
    Tony beobachtete mit wachsender Sorge, dass sich Krasic umsah und dann flink die Gangway zu dem Schiff hinaufrannte. Er kletterte auf den Lukendeckel und stemmte schnell den Haken an dem Vorhängeschloss auf, mit dem er verschlossen war. Er schob die Luke auf und sah hinein. Dann eilte er zum Wagen zurück und gab Tadeusz mit erhobenem Daumen das Okay-Zeichen.
    »Wir steigen aus und gehen hier an Bord. Wenn Sie versuchen wegzulaufen, werde ich Ihnen in die Beine schießen. Ich bin ein sehr guter Schütze, Dr. Hill«, sagte Tadeusz ruhig. »Es bringt auch nichts, zu rufen. Hier ist niemand.«
    Krasic öffnete die Tür, Tadeusz stieg rückwärts aus und hielt den Blick unverwandt auf Tony gerichtet, der über den Sitz aus dem Auto herausrutschte. Krasic packte ihn an der Schulter und riss ihn herum. Die Pistole war wieder auf seinen Rücken gerichtet. Er stolperte vorwärts und fiel fast über den Rand der Gangway.
    Als er an Bord war, wurde er zu der offenen Luke geführt. Krasic stieg für einen so massigen Mann mit überraschender Behendigkeit auf die Leiter und verschwand in die Dunkelheit nach unten. Man hörte den hohlen Laut von Schritten auf Metall in einem leeren Raum, dann erschien ein schwacher Lichtschein im Frachtraum.
    »Gehen Sie da runter«, befahl Tadeusz.
    Behutsam wandte sich Tony um, so dass er ihm gegenüberstand, und ertastete den Abstieg auf der Leiter. Er war zwei Sprossen hinuntergestiegen, als er einen entsetzlichen Schmerz in der Hand fühlte, der so abrupt und intensiv war, dass er loslassen musste. Seine Füße hingen plötzlich in der Luft, suchten einen Halt, und einen fürchterlichen Moment hing er nur an einer Hand. Voller Panik schaute er nach oben und sah, dass Tadeusz’ Hand mit dem Griff der Pistole auf seine verkrampften Finger schlagen wollte. Vor Angst schweißnass, schlang er den verletzten Arm um die

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