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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich nicht erinnern, jemals etwas getan zu haben, nach dem er sich so unbeschwert gefühlt hatte.
    Und später das andere unerwartete Vergnügen, das er entdeckt hatte. Jetzt war er endlich in der Lage, diesen Nutten zu zeigen, wer das Sagen hatte. Nachdem er den Professor in Heidelberg getötet hatte, stellte er auf der Rückfahrt zum Schiff erstaunt fest, dass er eine Frau brauchte. Er traute dem Bedürfnis nicht, bei dem er in der Vergangenheit solche Demütigungen erfahren hatte, aber er sagte sich, er sei jetzt ein anderer und könne verdammt noch mal tun, was er wolle.
    Also hatte er einen Umweg durch kleine Seitenstraßen gemacht und sich eine Hure geholt. Sie hatte ihn in eine Wohnung mitgenommen, und er hatte extra für das Vergnügen bezahlt, sie an Händen und Füßen auf dem verfleckten Bett festbinden zu können, wie er es mit seinem Opfer auf dem Schreibtisch gemacht hatte. Und diesmal gab es keine Demütigung. Er war steinhart und hatte sie brutal und schnell genommen, hatte sie zum Stöhnen gebracht und um mehr bitten lassen, aber er sah nicht sie vor sich, sondern den verstümmelten Körper, den er hinterlassen hatte. Er fühlte sich wie ein Gott. Als er fertig war, band er sie los und zwang sie, sich umzudrehen, damit er seine neue Stärke auch beim Analverkehr feiern konnte. Dann war er gegangen und hatte ihr voll Verachtung eine Hand voll Münzen hingeworfen.
    In einer völlig neuen Hochstimmung, die er noch nicht einmal gefühlt hatte, nachdem er den alten Mann umgebracht hatte, war er zum Schiff zurückgefahren.
    Was er nach dem Begräbnis von Heinrich Holtz erfahren hatte, half ihm nicht, den dunklen Vorhang in seinem Inneren wegzuziehen oder seinem Großvater zu vergeben. Manchmal fragte er sich, ob er überhaupt jemals fähig sein würde, zu vergeben. So viele, für andere Menschen selbstverständliche Reaktionen waren in ihm erstickt worden. Falls sie überhaupt jemals da gewesen waren.
    Aber er hatte jetzt begriffen, wen er benutzen konnte, um sich eine neue Bibliothek von Erinnerungen zu schaffen, die ihm Freude und Licht bringen würden. Lange hatte er gebrütet und überlegt, wie er seine Peiniger bestrafen konnte. Was ihm schließlich den Weg zu seiner Erlösung wies, war die schreckliche Demütigung, die ihm von diesem Weibsstück, der ungarischen Hure, zugefügt worden war. Es war nicht das erste Mal, dass er verspottet wurde, aber es war das erste Mal, dass jemand sich dabei genau so wie sein Großvater anhörte. Da hatten Schwindel und Dunkelheit alles außer seiner unermesslichen Wut verdeckt. Und er hatte seine Hände einen Augenblick so fest um ihren Hals gelegt, dass ihr Gesicht rot und blau anlief und ihre Zunge wie die eines Wasserspeiers herausstand. Aber in dem Moment, als er ihr Leben buchstäblich in Händen hielt, war ihm plötzlich klar geworden, dass er sie nicht töten wollte.
    Keuchend und schwitzend hatte er von ihr abgelassen, hatte aber ganz klar den neuen Weg vor sich gesehen, den seine Füße einschlagen wollten. Er war als ein anderer Mensch in die Nacht hinausgetaumelt. Jetzt hatte er eine Mission.
    Seine Freude über die Erinnerung an diese vergangenen Dinge wurde von Manfred unterbrochen, der eine dampfende Tasse Kaffee brachte. Aber die Unterbrechung verstimmte ihn nicht. Es war Zeit, dass ihn etwas in die Realität zurückholte. Er hatte den ganzen Morgen wie in Trance und fast automatisch funktioniert, aber das war für den nächsten Flussabschnitt nicht genug. Die viel befahrenen Gewässer um Rotterdam waren eine Todesfalle für unaufmerksame Kapitäne. Wo die Nieuwe Maas in weiten Schleifen auf die verschiedenen Seitenkanäle zufloss, die zu den Kais und Anlegeplätzen führten, waren ständig Schleppdampfer, Lastkähne und Barkassen unterwegs. Sie konnten jederzeit unbekümmert mit hoher Geschwindigkeit aus toten Winkeln herausschießen. Um Zusammenstöße zu vermeiden, musste er beim Beobachten sowohl des Radarschirms als auch der Wasserwege um ihn herum seine ganze Aufmerksamkeit aufbieten. Vorn am Bug hielt Gunther ein zweites Augenpaar auf die Fahrrinne und auf das gerichtet, was vor ihnen der Sicht des Kapitäns entzogen war.
    Jetzt musste er sich darauf konzentrieren, sie sicher in den Hafen zu bringen. Das Schiff, ohne das er ein Nichts und seine Mission ruiniert wäre, war das Wichtigste, worauf es ankam. Außerdem war er stolz auf seine Fahrkunst als Rheinschiffer. Er hatte nicht vor, im Hafen zur Zielscheibe des Spotts zu werden.
    Später

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