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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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der Universität Bremen dem gleichen Mörder zum Opfer gefallen ist.«
    »Sicher werden das andere doch auch mitkriegen, oder?«, sagte Carol.
    Petra zuckte mit den Achseln. »Nicht unbedingt. Die Polizeikräfte der verschiedenen Bundesländer haben keine enge offizielle Verbindung untereinander. Es gibt keine zentrale Informationsstelle für Gewaltverbrechen wie Mord, außer wenn es das organisierte Verbrechen betrifft. Wir sind ein großes Land, und, ehrlich gesagt, die meisten Polizeibeamten sind zu beschäftigt mit ihrer eigenen Arbeit, um sich darum zu kümmern, was sich in zwei Städten in 160 Kilometer Entfernung voneinander tut. Und es ist nicht wie in Amerika, wo Serienkiller schon fast ein Teil der Kultur sind. Hier in Europa erwarten wir noch nicht, dass so etwas außer in Büchern oder Filmen passiert. Nein, Carol, die einzige Möglichkeit, dass jemand diese Verbindung herstellt, wäre, wenn jemand von der Kripo wie ich es bemerkt. Und wer wird schon den Mord an einem Mann in Heidelberg und einer Frau in Bremen zusammenbringen, nur weil sie beide Psychologiedozenten waren?«
    »Also wirst
du
es jetzt an die Öffentlichkeit bringen müssen«, sagte Carol.
    »Ja, schon«, antwortete Petra und blies den Rauch durch die Nase. »Aber es ist etwas verwickelt. Ich war nie zuständig für den ersten deutschen Fall, und wenn ich einen Bericht an Europol schicke, damit sie mir bei der Koordination der Ermittlung helfen, werde ich erklären müssen, dass Marijke ihre Schweigepflicht gebrochen hat, als sie mir von dem Fall in Leiden erzählte. Und dann hat sie bei ihren Chefs Dreck am Stecken.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Carol nachdenklich. »Gibt es eine Möglichkeit, dass du über den Fall in Leiden gelesen und Ähnlichkeiten zu dem in Heidelberg bemerkt haben könntest? Und dann die Verbindung zu Bremen hergestellt hast?«
    Petra schüttelte den Kopf. »In den Medien gab es kaum Einzelheiten. Jedenfalls nicht genug, um es als etwas hervorzuheben, das meinem Gedächtnis nachgeholfen hätte.«
    »Marijke hat wohl keine Meldung bei Europol eingegeben, um zu sehen, ob es andere, ähnliche Fälle gab?«
    »Ich bezweifle, ob man das überhaupt in Betracht gezogen hat. Die meisten Polizeibeamten, besonders die aus der Provinz, halten Europol wirklich nicht für eine Stelle, die etwas mit ihnen zu tun hat. Sie ist im Sinne einer funktionierenden Behörde noch nicht lange genug aktiv, als dass sie automatisch daran denken würden. Ich würde natürlich darauf kommen, weil meine Arbeit nachrichtendienstlich orientiert ist. Aber jemandem wie Marijkes Chef würde diese Möglichkeit überhaupt nicht einfallen.«
    »Tja, wenn du wirklich Marijke schützen willst, dann ist das vielleicht die Vorgehensweise der Wahl. Sie soll eine Suchmeldung an Den Haag schicken, auf der Grundlage, dass dieser Fall die Kennzeichen eines Mörders trägt, der wahrscheinlich wiederholt und eventuell auch irgendwo anders in der EU zuschlagen wird. Das würde dann mit dem normalen Europol-Mitteilungsblatt rausgehen, das du bestimmt routinemäßig liest.«
    Petra nickte und sagte sarkastisch: »Ich glaube, wir in meinem Team sind eine der wenigen Abteilungen, die tatsächlich lesen, was aus Den Haag kommt.«
    »Prima. Dann kannst du das mit deiner Erinnerung an den Heidelberger Fall verknüpfen. Und den Fall in Bremen als eine Möglichkeit dazunehmen.«
    Petra starrte gedankenverloren in die Ferne und überdachte alle möglichen Aspekte von Carols Vorschlag. Es würde funktionieren, dachte sie. Sie würde nicht das ganz große Aufsehen erregen, das sie erhofft hatte, aber sie würde trotzdem die Anerkennung dafür bekommen, dass sie den ersten bekannten Fall aufgegriffen hatte. Und sie würde vielleicht sogar die Koordination der Ermittlung übertragen bekommen, da es dann als deutscher Fall gelten und niemand ihn den Holzköpfen in Heidelberg überlassen würde. Aber obwohl man in Heidelberg vielleicht nicht besonders schlau war, waren die Leute dort nicht komplett beschränkt. »Es gibt nur ein Problem«, sagte sie.
    »Sprich nur.«
    »Ich habe letzte Woche die Einzelheiten des Heidelberger Falls noch einmal angefordert. Wenn es eine neue Ermittlung gibt, werden sie sich wahrscheinlich daran erinnern.«
    »Mist«, sagte Carol. »Du hast Recht, sie werden das nicht vergessen haben. Hör zu, lass uns erst mal etwas essen und dann weiter darüber nachdenken. Vielleicht kommen wir auf eine Lösung, wenn wir erst mal unseren Geschmackssinn

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