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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aktivieren.«
    Sie gingen zum Büfett und beluden ihre Teller mit einer Auswahl von Vorspeisen. Eine Zeit lang aßen sie praktisch schweigend und hielten nur inne, um etwas über das Essen zu sagen. Als Petra einen Saté-Spieß mit Hühnchen halb vertilgt hatte, strahlte sie plötzlich. »Ich glaube, ich hab’s. Sie haben uns diesen Fall ursprünglich geschickt, weil sie dachten, er könnte etwas mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben. Radeckis Netz erstreckt sich inzwischen bis zum Rhein und Neckar. Ich könnte sagen, dass ich bei der Vorbereitung dieser Aktion alles gesichtet habe, was irgendwie mit Radecki in Verbindung stehen könnte. Es ist bekannt, dass ich praktisch von dem Fall besessen bin. Niemand wird sich etwas dabei denken, wenn ich mich noch an den letzten Strohhalm klammere.«
    Carol dachte darüber nach. Die Erklärung war nicht sehr stichhaltig, aber sie musste auch keiner eingehenden Überprüfung standhalten. Wenn die Untersuchung der Serienmorde erst einmal im Gespräch war, würde sich niemand mehr ernsthaft fragen, wie die Sache überhaupt ins Rollen gekommen sei. »Es könnte gehen«, sagte sie, einen Mundwinkel zu einem boshaften Lächeln hochgezogen. »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du ganz gut darin bist, dich an deinen Chefs vorbeizumogeln.«
    »Ich habe jede Menge Übung darin. Danke für deine Hilfe.«
    Carol zuckte mit den Schultern. »Keine Ursache. Du hast nur einen Blick auf die Situation aus einer anderen Perspektive gebraucht, das ist alles.«
    Petra schob ihren leeren Teller zur Seite. »An der Geschichte stört mich aber noch etwas anderes.«
    Schlaues Köpfchen
, dachte Carol.
An deiner Stelle würde ich durchdrehen, statt mich nur gestört zu fühlen
. Sie nickte. »Der Mörder wird nicht aufhören. Man sieht schon voraus, wie die Sache sich in einem Niemandsland der Revierkriege und des Streits über Zuständigkeiten hinschleppt. Und inzwischen läuft der Kerl frei herum und kann weitermorden.« Als Carol Einverständnis auf Petras Gesicht las, bemerkte sie verwundert, dass sie wie Tony gesprochen, sich in die Gedankenwelt eines anderen Menschen versetzt und dessen Ängste ausgesprochen hatte.
    »Ja, das muss ganz genau analysiert werden. Dieser Killer plant alles voraus. Alles, was er macht, ist perfekt, und es gibt keinen Grund für ihn, aufzuhören, bis er gefasst wird. Inzwischen werden die Bürokraten ihre Spielchen weiterspielen, und den Ermittlern sind die Hände gebunden. Es ist so frustrierend.«
    »Mehr als frustrierend. Es verstößt direkt gegen alle Instinkte, die einem Ermittler sagen, was zu tun ist.«
    »Genau. Also was würdest
du
an meiner Stelle tun, Carol?«
    Die Preisfrage, die nur eine Antwort zuließ.
    »Ich würde einen Freund anrufen«, sagte sie mit ironischem Unterton. Petra runzelte die Stirn. Vielleicht war
Wer wird Millionär?
noch nicht nach Deutschland gekommen, dachte Carol. »Ich würde nicht lockerlassen. Ich würde alles tun, was mir möglich ist, um die Ermittlung selbst voranzubringen, und würde auf die offiziellen Kanäle pfeifen. Und das Erste, was ich täte, wäre, mir ein Täterprofil machen zu lassen.«
    Petras Gesicht erhellte sich. »Aha«, sagte sie, »ich verstehe. Du würdest Dr. Hill anrufen?«
    »Er ist der Beste. Ja, ich würde ihn anrufen und versuchen, ihn aus seiner Zurückgezogenheit herauszulocken – zurück in die Arena.«
    »Er ist im Ruhestand?« Petras Enttäuschung war augenfällig. »Ich dachte nicht, dass er so alt ist.«
    Jetzt wurde Carol langsam klar, dass die ganze Sache ein einziges langes Vorspiel gewesen war, um sich Tonys Hilfe für eine inoffizielle Jagd auf einen Serienkiller zu sichern. Klar, Petra hatte tatsächlich praktische Hilfe dabei gebraucht, wie sie die Sache offiziell machen sollte, aber das eigentliche Ziel war, Carol und Tony für ihr Team zu gewinnen. Merkwürdigerweise hatte sie nicht das Gefühl, dass man sie ausnutzen wollte. Es amüsierte sie richtig, weil sie die Strategie als etwas erkannte, was sie ganz sicher auch versucht hätte. »Er ist nicht alt. Aber er macht keine Täterprofile mehr. Nach dem Fall Vance beschloss er, nicht mehr praktisch zu arbeiten.«
    Petra sah bestürzt aus. »Mist«, sagte sie. »Ich dachte, vielleicht …« Sie schüttelte den Kopf, offensichtlich verärgert über sich selbst.
    »Du hast genau das gedacht, was ich an deiner Stelle auch gedacht hätte«, sagte Carol ruhig. Da sie wusste, wie entmutigt sie in der gleichen Lage wäre, tat ihr

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