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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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er sanft die Straße entlangglitt. Aber es war dunkel. Der Wagen hatte keine Scheinwerfer an. Er fuhr die Straße entlang, nur mit einem schwachen Schimmer vom Mondlicht zur Orientierung. Ich versuchte durch die Windschutzscheibe zu erkennen, wer den Wagen fuhr. Aber ich konnte nichts sehen. Es war zu dunkel. Und dann merkte ich plötzlich, daß ich auf dieser Straße schon einmal gewesen war. Es war die Straße zu unserm Haus hier.«
    Sie hielt inne und sah mich an. »Mr.   McKnight«, sagte sie. »Als Edwin mich anrief und mir erzählte, was passiert war, da habe ich ihn bekniet, dieses Haus hier zu verlassen. Aber er wollte nicht. Er sagte, ich sei verrückt. Da habe ich dann das einzige getan, was ich noch tun konnte, ich bin den ganzen Weg hierhin selbst gefahren. Können Sie das glauben? Mein Fahrer hatte einen Tag frei, da habe ich selbst den Wagen rausgeholt und bin den ganzen Weg hierhergekommen. Ich bin seit zehn Jahren nicht mehr Auto gefahren. Ich habe nicht mal mehr einen Führerschein. Aber ich wußte, daß ich hierherkommen mußte und Edwin und Sylvia dazu bringen mußte, das Haus zu verlassen.«
    »Und das wollten sie nicht, nehme ich an.« Ich konnte mir vorstellen, daß Edwin bleiben wollte, aber was hielt Sylvia hier? Sie haßte das Haus bei Gott.
    »Nein, sie haben mir nicht geglaubt«, sagte sie. »Ich denke, ich kann ihnen das nicht übelnehmen. Aber dann, letzte Nacht …«
    »Letzte Nacht? Was ist letzte Nacht passiert?«
    »Ich bin in einem der Gästezimmer untergebracht, aber ich konnte nicht schlafen. Ich bin hier unten herumgewandert und habe aus dem Fenster gesehen. Schließlich muß ich doch auf der Couch hier kurz eingeschlafen sein, aber etwas später bin ich wieder aufgewacht. Ich dachte, ich hätte draußen etwas gehört. Da bin ich an die Hintertür gegangen, von wo aus man die Straße sehen kann. Und ich weiß nicht, ich glaube, daß ich etwas gesehen habe. Ein Auto.«
    »Was für eine Art Auto?«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich bin mir nicht einmal sicher, daß eins da war. Ich könnte mir das auch eingebildet haben.«
    »Mrs.   Fulton, wann ist das passiert?«
    »Es war kurz nach zwei.«
    Der Telefonanruf kam um drei, dachte ich. Und der Mann hatte gesagt, er habe Edwin beobachtet. »Haben Sie irgend etwas unternommen?« fragte ich. »Haben Sie die Polizei angerufen?«
    »Nein, das habe ich nicht«, sagte sie. »Als ich noch einmal hinsah, war das Auto verschwunden. Das heißt, wenn es überhaupt jemals dagewesen ist.«
    »Haben Sie Edwin davon erzählt?«
    »Ja. Er meinte nur, wenn man lange genug ins Dunkel sieht, sieht man plötzlich alles, wovor man gerade Angst hat.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Ich möchte, daß Sie heute nacht hierbleiben«, sagte sie. »Vielleicht auch zwei Nächte, wenn das erforderlich ist.«
    »Mrs.   Fulton …«
    »Ich flehe Sie an, Mr.   McKnight. Ich zahle Ihnen, was Sie wollen.«
    »Mrs.   Fulton, ich bin sicher, der Sheriff kann hier einen Mann einige Nächte postieren …«
    »Nein«, sagte sie. Ihre Stimme klang jetzt wie die einer Frau, die es gewohnt ist, daß alles nach ihrem Willen geschieht, vor allem, wenn sie dafür zahlt. »Das kommt nicht in Frage. Der Sheriff wird keinen Mann hier über Nacht abordnen, bloß weil eine alte Frau einen Traum gehabt hat und glaubt, im Dunkeln Gespenster zu sehen. Ich möchte nur, daß jemand ein oder zwei Nächte hier ist. Das gibt mir Sicherheit. Und das sollen Sie sein, Mr.   McKnight … Ich sagte schon, daß es Ihr Schade nicht sein wird.«
    Mir war der Gedanke, hier im Hause zu bleiben, unerträglich, aber Mrs.   Fulton bearbeitete mich solange wie ein alter Profi, daß ich schließlich einwilligte. Mir ist aufgefallen, daß reiche Leute etwas leicht Beleidigendes an sich haben. Sie warten nicht einmal ab, ob man ihnen vielleicht aus schierer Herzensgüte einen Gefallen erweist. Sie sprechen direkt das Geld an. Sie halten es einem vor die Nase, wie man einem Kind einen Lolli hinhält.
    Sylvia war noch auf der Straße, als ich das Haus verließ. »Du bist die ganze Zeit hier draußen gewesen?« fragte ich, als ich mit dem Wagen neben ihr hielt. »Du brauchtest wohl noch eine Dröhnung Frischluft, was?«
    »Ich wollte nicht ins Haus gehen, solange du drin warst«, sagte sie. Ihre Wangen waren hochrot vom scharfen Wind.
    »Das Haus ist groß«, sagte ich. »Du hättest mich nicht mal zu sehen brauchen.«
    »Ich hätte es aber gewußt«, sagte sie. »Ich hätte dich dort gespürt.

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