Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
etwas Persönliches«, erklärte er. »Wenn Sie von jemandem den Vornamen wissen, haben Sie Gewalt über ihn. Den Fehler mache ich nicht noch mal.«
Franklin verschränkte die Arme und sah zur Decke.
»Stimmt es, daß Sie sich in der Notaufnahme des Memorial Hospital aufgehalten haben?«
»Haben die Ihnen das da erzählt?«
»Ja, das haben die mir da erzählt.«
»Ich mag da mal reingeschaut haben. Einmal, vielleicht zweimal.«
»Sie meinten, Sie seien recht häufig dagewesen.«
»Und Sie glauben denen«, konstatierte er.
»Lassen wir die mal weg«, sagte ich. »Sind Sie dort gewesen?«
»Das muß ich dann wohl«, meinte er. »Wenn die Ihnen das gesagt haben.«
»Mr. Rose, Sie machen uns die Sache nicht gerade leicht.«
»Verbringt ihr beiden wirklich den ganzen Tag zusammen?«
»Großer Gott«, sagte Franklin. Ich merkte, daß es ihm reichte. »Was zum Teufel stimmt mit Ihnen nicht? Sie sind da unten im Krankenhaus und erschrecken den ganzen Tag Leute, indem Sie sich wie ein Irrer aufführen. Ich meine, wenn Sie verrückt sind, seien Sie verrückt. Das ist in Ordnung. Gehen Sie zu ’nem Psychiater. Wenn es Drogen sind, melden Sie sich zum Entzug an. Tun Sie was für sich. Oder setzen Sie sich hier in Ihren Aluminiumraum, mir ist das egal. Nur belästigen Sie die Leute im Krankenhaus nicht, klar? Die haben da unten genug Probleme, ohne daß Sie sich hinter den Zierpflanzen verstecken. Und was soll das überhaupt mit der Perücke? Sie sehen aus wie dieser Rocksänger. Wie ist noch mal sein Name, Alex? Der Kerl mit den Haaren.«
»Peter Frampton«, schlug ich vor.
»Ne, der andere. Der von Led Zeppelin.«
»Robert Plant?«
»Ja, den meine ich«, sagte Franklin. »Sieht genauso aus wie er.«
»Ich finde, er sieht eher wie Peter Frampton aus«, meinte ich.
»Seid ihr zwei hier langsam fertig?« fragte er.
»Nein, ich fürchte nicht, Mr. Rose«, erwiderte ich. »Wissen Sie, wir müssen Ihnen etwas sehr Wichtiges erzählen. Und Sie müssen uns zuhören. Sie müssen mit den Besuchen im Krankenhaus aufhören. Okay? Sie dürfen da nicht mehr hin.«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte er.
»Und warum ist das nicht möglich?«
»Ich leiste dort wichtige Arbeit«, erklärte er. »Damit kann ich doch nicht einfach aufhören. Spielen Sie Billard?«
»Mr. Rose …«
»Sie wissen, was die achte Kugel kann, nicht wahr? Sie teilt die restlichen Kugeln in die hohen und die niederen. Hochfrequenz und Niederfrequenz. Die achte Kugel ist schwarz. Schwarz steht für Unterteilung, für Trennung, für Tod. Die Absenz von Licht.«
»Mr. Rose …«
»Die Spielkugel ist weiß. Alles Licht, alle Farben, sie sind alle Teil des Weiß. Weiß ist Leben und Bewegung. Keine der anderen Kugeln kann sich bewegen, solange sich nicht die weiße Spielkugel bewegt.«
»Mr. Rose«, sagte ich, »meinen Sie nicht, daß Sie mal mit jemandem reden sollten? Gehen Sie zu einem Arzt? Gibt es irgendwelche Medikamente, die Sie einnehmen sollten?«
»Das ist doch ein Trick, oder?« sagte er. »Sie haben sich doch verkleidet.«
»Mr. Rose …«
»Verdammt raffiniert«, meinte er. »Das muß ich Ihnen lassen. Sie werden jedesmal raffinierter. Sie bringen einen Riesen mit, um mich abzulenken.« Er warf Franklin einen Blick zu und fixierte mich dann wieder. »Und Sie schleichen sich hier rein, als seien Sie einer von uns. Sie hören sich sogar an wie einer von uns. Wirklich sehr überzeugend.«
Franklin und ich sahen uns an und nickten. Der hier würde erst mal mit uns zur Wache fahren und dann vielleicht später irgendwohin in eine nette Gummizelle.
»Das funktioniert so nicht«, erklärte er. »Diesmal seid Ihr an den Falschen geraten.«
Die Pistole war da, bevor wir beide reagieren konnten, bevor wir überhaupt an eine Reaktion denken konnten. Er bewegte sich mit solch insektengleicher Geschwindigkeit, daß ich schwören kann, die Waffe war schon auf uns gerichtet, bevor wir noch das Klebeband unterm Tisch reißen hörten.
Es war eine Uzi. Nur ein paar Jahre später waren Uzis schon zum Klischee geworden, aber 1984 war diese Maschinenpistole noch eine Novität. Jeder Gorilla im Kokshandel wollte eine. Uns hatte man die Uzi mal bei einem Appell vorgeführt. Die Waffe kam aus Israel. Sie schoß neunhundertfünfzig Kugeln in der Minute, kleine Neun-Millimeter-Pistolenkugeln mit Metallmantel. Und dabei klang sie nicht lauter als eine Nähmaschine.
»Mr. Rose«, sagte ich langsam, »legen Sie die Waffe
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