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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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im Krankenhaus gesehen. Ich habe gehört, wie die Ärzte darüber gesprochen haben.«
    Du mußt jetzt was tun. Du mußt es riskieren.
    »›Da kommt die nächste Naht‹, sagen sie. ›Wie viele Nähte hatten wir diese Woche schon? Schon fünf?‹«
    »Mr.   Rose …« sagte ich. Ein letzter Versuch, ihn zu überreden. Dann geht’s los.
    »Klingt irgendwie nett, wie?« meinte er. »Naht.«
    Ich wußte, was eine Naht war. Franklin wußte es auch. Wir hatten viele in diesem Sommer gesehen. Die Drogenbosse nähten jeden, der ihr Revier störte oder nicht rechtzeitig zahlte oder sie nur irgendwie schief ansah. Man nahm eine Uzi und verpaßte dem Burschen einen raschen Stoß aus der Maschinenpistole, von oben nach unten mittenhinein. Zwanzig, vielleicht dreißig Schuß vom Kopf bis zum Schwanz, das war eine Naht.
    Bewegen! Beweg dich! Greif nach der Waffe. Jetzt. Jetzt!
    Ich bewegte mich nicht.
    Er schoß auf Franklin. Mitten auf ihn, von oben nach unten. Die Uzi spuckte die Kugeln mit einem Geräusch aus, als ob eine Katze schnurrte. Ich griff nach meinem Revolver. Ich spürte, wie mich die Kugeln in die rechte Schulter trafen. Wie viele, wußte ich nicht. Ich spürte sie alle auf einmal, wie wenn ein extrem hart geschleuderter Ball von deinem Handschuh rutscht und dich an der Schulter trifft. Ich hörte den Knall, als mein Revolver losging, und hörte den Mann namens Rose schreien.
    Ich lag auf dem Boden, neben Franklin. Er lebte noch. Noch einen Moment. Ich sah, wie seine Augen mich anblickten, und dann war er nicht mehr da. Ich tastete nach meinem Funkgerät. Blut war an meinen Händen, in meinem Gesicht, in meinen Augen. Überall Blut.
    Ich sprach etwas ins Funkgerät. Ich weiß nicht mehr was. Ich lag da auf dem Boden und starrte zur Decke. Da war ein Loch. Ich hatte ihn nicht erwischt. Als die Kugeln mich trafen, hatte ich direkt in die Decke geschossen. Warum hatte er geschrien? Hatte ihn der Knall erschreckt? War er weggelaufen? Wie oft hatte er mich getroffen? Wann würde ich sterben?
    Und warum hatte er keine Aluminiumfolie an die Decke geklebt? Alle vier Wände, aber nicht die Decke? Ich sah wieder nach Franklin. Ich sah ihn an, bis alles schwarz wurde.
    »Verdammt noch mal, McKnight«, sagte Maven. »Warum haben Sie nicht Ihre Pistole gezogen, als er die Waffe rausriß?« Er hatte mir schweigend zugehört, als ich meine Geschichte erzählte. Er fuhr den Streifenwagen. Ich saß auf dem Beifahrersitz. Meine Stimme war das einzige Geräusch im Wagen gewesen, den ganzen Weg von Paradise zum Soo. Wir waren fast an der Polizeistation. Die Sonne war eben dabei, den östlichen Himmel von einem Schwarzton in ein rötliches Grau zu verwandeln.
    Ich ging eine ganze Liste von Antworten durch. Stellen, wohin er es sich stecken könne, Dinge, die er doch mit sich selbst anstellen möge. Schließlich sagte ich: »Ich weiß auch nicht warum.«
    Er schüttelte den Kopf. Wir fuhren an einem alten Lagerhaus vorbei. Die Hälfte der Fensterscheiben war zerbrochen. Im schäbigen Licht einer Straßenlaterne saß eine Katze, leckte sich die Pfoten und beachtete uns nicht. »Und Sie wollen mir erzählen, daß der Kerl Sie jetzt wie viele Jahre später gefunden hat?«
    »Vierzehn Jahre«, sagte ich nur.
    »Und mit all den vielen Polizisten, die ihr da unten in Detroit habt, ist er nie geschnappt worden?«
    »Nun ja, Chief«, sagte ich, »sehen Sie, den Teil habe ich Ihnen noch nicht erzählt.«
    »Welchen Teil?«
    »Wir haben den Kerl geschnappt. Etwa sechs Monate später.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Sie haben ihn eingebuchtet, weil er in einem andern Krankenhaus rumhing. Ich war gerade aus der Truppe ausgeschieden und bin zurückgekommen, um ihn zu identifizieren. Ich habe im Prozeß ausgesagt.«
    »Lassen Sie mich mal raten«, sagte er. »Nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit.«
    »Nein«, erläuterte ich. »Sein Verteidiger hat sich alle Mühe gegeben, es darauf hinauslaufen zu lassen, aber das zog dann doch nicht. Nicht bei einem Polizistenmörder. Rose bekam lebenslänglich für Franklin und noch zwölf Jahre drangehängt, meinetwegen. Begnadigung ausgeschlossen.«
    »Also erzählen Sie mir, daß dieser Rose-Knabe …«
    »Im Knast ist«, sagte ich. Ich sah aus dem Fenster. »Zumindest habe ich das bis jetzt gedacht.«

Kapitel 8
    Die Sonne war schließlich aufgegangen, als wir die Polizeiwache erreichten; mit dem Nahen des Winters begannen die Tage später und später. Wann hatte ich eigentlich zuletzt diese kalten

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