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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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das sechzig Meter.«
    »Schau mal einer an, ein Footballspieler mit Mathekenntnissen!« sagte ich. »Das gibt einen Sonderpunkt.«
    »Übrigens, wo fährst du eigentlich hin?« fragte er.
    »Zum Krankenhaus«, sagte ich. »Das ist der günstigste Weg.« Ich fuhr auf der Brush Street nach Süden, direkt ins Detroiter Stadtzentrum. Die Hitze des Tages hing noch in den Straßen, lange nachdem die Sonne untergegangen war.
    »Der günstigste Weg, wenn man nicht schnell ankommen will«, meinte er. »Du hättest die St.   Antoine Street nehmen sollen, direkt am Gericht vorbei.«
    »Nee, so is’ viel schneller«, sagte ich. »Du hast ja keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Ich bin in der Stadt großgeworden, Junge. Was weißt du da schon?«
    »Siehste, da sind wir schon«, sagte ich. Ich fuhr zur Rückseite des Gebäudes, neben den Eingang zur Notaufnahme.
    »Wenn du auf mich gehört hättest, wären wir längst hier und schon wieder weg.«
    »Auf dich hör ich erst, wenn ich mich pensionieren lasse«, sagte ich. Wir gingen ins Gebäude und erwarteten das übliche Chaos. Aber alles schien ruhig. Im Wartezimmer saß eine Frau und preßte einen Eisbeutel gegen ihre Wange. Ihr gegenüber saß ein Mann, vornübergebeugt, die Arme um sich geschlungen, wiegte er sich hin und her. Am Empfang sah eine Schwester einen Stoß Akten durch. Sie blickte kurz auf und sah dann zweimal hin. Entweder war ich einfach so hinreißend schön oder Franklin so verdammt groß.
    »Verzeihung, Ma’am«, sagte Franklin. »Wir sind von der Polizei.«
    »Das ist nur für den Fall, daß Sie so ’ne Uniform noch nie gesehen haben«, fügte ich hinzu. »Beachten Sie meinen Kollegen gar nicht. Er ist ein ehemaliger Footballspieler.«
    Sie schien von keinem von uns sonderlich amüsiert zu sein. »Sie wollen zu Dr.   Myers«, sagte sie. »Setzen Sie sich bitte.«
    Wir setzten uns ins Wartezimmer und sahen der Frau zu, wie sie den Eisbeutel auf ihrer Wange bewegte. Irgendwer hatte ihr ein eindrucksvolles Veilchen verpaßt.
    »Verzeihung, Ma’am«, sagte ich. »Geht es Ihnen gut?«
    Die Frau sah uns an. »Seh ich so aus?«
    »Keineswegs, Ma’am. Überhaupt nicht, soweit ich sehe. Kann ich etwas für Sie tun?«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Hat das Ihr Mann getan?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Wenn er das nämlich getan hat …«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, ja?«
    »Ma’am, ich will nur sagen …«
    »Ich will nicht hören, was Sie sagen, ja? Ich will’s einfach nicht hören.«
    Ich hob entschuldigend die Arme und lehnte mich in meinen Sitz zurück. Wir warteten lange. Von draußen hörten wir die Geräusche der Stadt, ein Hund bellte, in der Ferne jaulte eine Sirene. Detroit war im Sommer immer am schlimmsten, aber heute nacht kochte es regelrecht. Die Hitze war noch unerträglicher als sonst. Und das Buspersonal streikte immer noch. Nicht mal ein Spiel der Tigers konnte man sehen, weil in dieser Woche die Stars der beiden Ligas gegeneinander spielten. Ich kapierte nicht, wieso die Notaufnahme so leer war. Ich beobachtete die großen Doppeltüren und erwartete, daß sie sich öffneten, um Wagenladungen mit frisch Verunglückten aufzunehmen.
    »Sag mal, Franklin«, fing ich an, »hast du jemals versucht, einen Fastball zu treffen?«
    Franklin sah mich nur an.
    »Hat schon mal irgendwer einen Ball mit hundertfünfzig Stundenkilometern direkt nach deinem Kopf geworfen?«
    »Versuch’s ruhig weiter, Alex.«
    »Das ist mir ernst, Franklin. Ich versuche dich aufzuklären. Du hast offenbar keinerlei Sinn für irgendwelche anderen Sportarten. Irgendwo kann man das ja auch vermutlich verstehen. Ich meine, genaugenommen, was hast du so gemacht, als du noch Football gespielt hast? Du warst Angreifer, stimmt’s? Wollen wir mal sehen: Du hast dich vornüber gebückt und eine Hand auf den Boden gestemmt. Und wenn der Quarterback ›Hut‹ sagte, bist du aufgesprungen und auf den Kerl dir gegenüber losgegangen. Stimmt’s? Ne, warte mal, etwas komplexer war es schon. Manchmal sagte der Quarterback nämlich ›Hut-Hut‹, und dann mußtest du soviel Köpfchen haben, erst beim zweiten ›Hut‹ auf den anderen loszugehen.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, kam Dr.   Myers in den Warteraum. »Tut mir leid, meine Herren, kommen Sie doch mit mir.« Als wir aufstanden, steckte ich der Frau mit dem Eisbeutel ein Stück Papier zu. Darauf standen unsere Namen und die Nummer unseres Reviers. Ich glaubte nicht, daß sie anrufen würde, aber mehr konnte ich

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