Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
besten Freund um, weil man dann die Frau des besten Freundes haben kann.«
Ich hatte genug gehört. »Wenn ihr Jungs bald fertig seid«, sagte ich, »gehe ich jetzt lieber. Das heißt, wenn ihr keinen guten Grund habt, mich hierzuhalten.«
»Wir können Sie nicht hierhalten«, sagte Maven. »Noch können wir keine Anklage erheben.«
»Und warum erzählen Sie mir dann das alles?« fragte ich.
»So viele Jahre bei der Polizei«, sagte Maven, »und Sie haben nie mitgekriegt, wie man einen Verdächtigen weichkocht?«
»Er hat es ja nie bis zum Detective geschafft«, sagte Allen. »Er hat diesen Kram nie gelernt.«
»Ein guter Punkt«, sagte Maven. »Er ist ja nie über Strafzettel wegen falschen Parkens rausgekommen.«
»Sagen Sie ihm doch, wie man das macht, Chief.«
»Manchmal, wenn man weiß, daß ein Verdächtiger schuldig ist«, erklärte Maven, »aber man nicht genug Beweise hat, lädt man ihn vor und breitet alles vor ihm aus.«
»Man sagt ihm, daß man weiß, daß er es war«, sagte Allen, »und daß er sich selbst verraten wird.«
»Man sagt ihm, daß man ihn im Auge behalten wird.«
»Man sagt ihm, daß es nur eine Frage der Zeit ist.«
»Aber man setzt ihn nur dann unter Druck, wenn man weiß, daß er dann zusammenklappt«, meinte Maven.
»Sonst«, sagte Allen, »vergeudet man nur seine Zeit.«
»Ich glaube nicht, daß wir in diesem Fall unsere Zeit vergeuden, McKnight.«
»Ich kann die Angst in seinen Augen sehen«, sagte Allen. Beide beugten sich vornüber, um mich zu fixieren. Sie kamen dicht genug heran, daß ich den Duft von Zigarren und Aftershave registrierte. »Können Sie es sehen, Chief Maven? Sehen Sie die Angst?«
»Und ob ich das kann, Detective Allen. Ich sehe sie in seiner ganzen Erscheinung.«
»Wissen Sie, wie eine Eule jagt, Mr. McKnight?« fragte Allen.
Beide saßen lange schweigend da. Ich sagte nichts.
»Sie lauscht. Sie wartet.«
»Solang du dich nicht bewegst«, sagte Maven, »bist du sicher.«
»Aber wenn du dich bewegst«, sagte Allen, »hört sie dich.«
»Du willst ganz ruhig bleiben, McKnight. Aber das kannst du nicht.«
»Du weißt, daß die Eule da ist, daß sie wartet.«
»Du mußt laufen, McKnight. Du kannst gar nicht anders.«
»Du hast viel zu viel Angst, um nicht zu laufen.«
»Und dann stößt sie direkt auf dich nieder.« Maven schoß mit der Hand nach vorne und griff ein imaginäres Tier. »Und dann frißt sie dich.«
»Frißt dich zum Abendessen.«
»Ich kriege Appetit, wenn ich nur dran denke«, sagte Maven.
Ich stand auf.
»Es war ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, sagte der Detective. »Wir sehen uns bald.«
» Sehr bald«, sagte Maven. »Ich stifte das Ketchup.«
Kapitel 15
Als Maven und Allen endlich mit mir fertig waren, rief ich Uttley an. Ich antwortete auf keine seiner Fragen. Ich sagte ihm nur, er könne kommen und mich abholen. Ich stand vor dem Polizeirevier und wartete auf ihn. Hinter dem Gerichtsgebäude sah ich die Schleusen und hinter ihnen die Brücke nach Kanada. Der Sturm hatte sich gelegt, aber die verbliebenen Wolken filterten das wenige Sonnenlicht zu einem unirdischen Schein. Alles sah falsch aus, und mir war übel.
Die Brücke bildet den nördlichen Endpunkt einer der längsten Autobahnen Amerikas, der Interstate 75. Fast zweitausend Kilometer kann man auf ihr stracks nach Süden fahren, aus Michigan raus, durch Ohio, Kentucky, Tennessee und Georgia bis nach Florida. Vergiß doch, was Maven vom Hierbleiben gesagt hat. Ich konnte einfach auf die Autobahn auffahren und los ging’s. Und nie wieder zurückkommen.
Würde Rose mir folgen? Wie lange würde er wohl brauchen, um mich wieder ausfindig zu machen?
Endlich kam Uttley mit meinem Laster. »Mein Gott, Alex«, sagte er, als ich die Fahrertür öffnete, »was haben sie denn mit Ihnen angestellt?«
»Rutschen Sie rüber«, sagte ich nur.
Ich fuhr vom Parkplatz und dann quer durch die Stadt. Uttley sah mir eine Weile zu und fragte schließlich: »Wohin fahren wir?«
»In Ihr Büro.«
»Ich habe Mrs. Fulton gesagt, wir kämen zurück«, sagte er. »Und mein Auto steht noch am Casino.«
»Das holen wir später«, sagte ich.
Vor einer roten Ampel mußten wir eine geschlagene Minute lang warten. Ich schloß die Augen und holte tief Luft. »Wie steht’s bei Ihnen?« fragte ich.
»Mrs. Fulton ist völlig durcheinander«, sagte er. »Ich glaube, das ist nur zu verständlich. Sylvia ist schließlich nach drinnen gekommen, hat sich aber geweigert, sich
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