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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Revier seinen Mercedes unter die Lupe und öffneten den Kofferraum. Wieviel Blut von Edwin würden sie finden?
    Ich versuchte den Gedanken aus meinem Kopf zu verscheuchen, hatte damit aber wenig Glück. Ich mußte weiter an Edwins Blut denken.
    Als ich zu der Stelle kam, wo wir das Boot gesehen hatten, fuhr ich die lange Zufahrt entlang und hielt vor dem Ferienhaus. Es war immer noch verlassen. Bis zum nächsten Sommer würde hier niemand mehr hinkommen. Auf dem Dach war eine Wetterfahne. Ich hatte sie vorher nicht bemerkt. Sie drehte sich wie irr im Wind.
    Ich stieg aus dem Wagen und ging langsam zum Ufer. Das Boot war verschwunden. Sie hatten es sichergestellt, genau wie das Auto. Nicht einmal eine Spur war zu sehen, nichts, was einem erzählen konnte, was hier geschehen war.
    Ich sah aufs Wasser hinaus. Der Regen hatte aufgehört. Hoch oben wanderten Wolken über den Himmel. Der Wind biß mir ins Gesicht. Ich hatte das Gefühl, alle Wärme sei aus der Welt verschwunden. Ich hatte das Gefühl, mir würde nie wieder warm werden.
    Hoffentlich hatte er nicht leiden müssen. Ich hoffte, daß er schon tot war, als er hier ankam. Nur eine Leiche, die im See entsorgt werden sollte. Ich hoffte, daß er nicht noch blutend im Boot gelegen und zugesehen hatte, wie Rose sich beim Rudern abmühte. Ich hoffte, daß er nicht gewußt hatte, daß sein Leben bald vorbei wäre, daß er bald den Schock des eiskalten Wassers spüren würde, daß er bald mit aller ihm noch verbliebenen Kraft kämpfen müßte und daß diese Kraft nicht ausreichen würde.
    Warum mußte er von allen Menschen ausgerechnet auf Edwin verfallen. Mit allem Geld der Welt war er dennoch der hilfloseste Mann gewesen, der mir je begegnet war. Ich hätte ihn gerne gehaßt, weil er mit Sylvia verheiratet war, aber das war mir nie gelungen. Ich mußte an jenen Abend in der Kneipe denken, als er mir gesagt hatte, ich sei der einzige richtige Freund, den er jemals gehabt habe. Alle andern hätten es nur auf sein Geld abgesehen, hatte er gesagt.
    Der einzige richtige Freund, den er jemals gehabt habe. Ich hatte seine Frau gefickt, und dann war ein Wahnsinniger aus meiner Vergangenheit von weither gekommen und hatte ihn umgebracht.
    Rose finden. Das ist das einzige, was man noch tun kann. Das einzige, was du noch tun kannst. Finde Rose.
    Irgendwo mußte er sich aufhalten. Ging man von den Anrufen und den Briefen aus, wagt er sich tagsüber kaum nach draußen. Aber er muß essen. Ich blickte die Küste hinauf und hinunter. Von dort, wo ich stand, konnte ich keine weiteren Ferienhäuser sehen, aber ich wußte, daß sie zerstreut im Wald lagen. Er konnte in eins von ihnen eingebrochen haben. Vielleicht gab es sogar Vorräte dort. Und in dieser Jahreszeit würde ihn keiner finden. Aber hier in der Gegend gab es Hunderte von Ferienhäusern. Es würde Wochen dauern, sie alle durchzuchekken.
    Aber nein, er würde nie in ein Ferienhaus einbrechen. Irgendwie war mir das klar. Ich versuchte, wie er zu denken, die Welt durch seine Augen zu sehen. Überall um dich herum nur böse Aliens. Keinem kannst du trauen. Du verbirgst dich während des Tages. Wo verbirgst du dich. An einer sicheren Stelle. Hinter einer massiven Tür mit einem guten Schloß. Mir fiel ein, wie lange wir vor seiner Wohnungstür hatten warten müssen, bis er all die vielen Schlösser aufgeschlossen hatte. Wenn du irgendwo eingebrochen hast, dann ist die Tür kaputt. Oder das Fenster. Du kannst es nie wieder hinter dir schließen und verriegeln.
    Ich ging zum Wagen zurück. Er lebt in einem Motel. Das Schloß in der Tür reicht zwar nicht, weil der Mann an der Rezeption einen Schlüssel hat und das Zimmermädchen auch einen. Aber es gibt einen Riegel an der Tür. Etwas, was nur von innen geöffnet werden kann.
    Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt heraus und kehrte zum Soo zurück. Dort tötete er Bing, nachdem er ihn in der Kneipe gesehen hatte. Und das Restaurant, hinter dem er Dorney ermordet hatte, lag nur wenige Blocks entfernt. Vielleicht hielt er sich an dieser Seite der Stadt auf, in der Nähe der Brücke. Das machte Sinn. Jedenfalls soviel und sowenig Sinn wie alles andere.
    Ich fuhr in die Stadt und zählte alle Motels auf. Der Touristenschwarm des Sommers hatte sich längst verlaufen. Jetzt waren wohl zumeist Jäger hier. Würde Rose unter dieser Klientel auffallen? Würde sich der Mann an der Rezeption an ihn erinnern? Der erste Mord war – wie bitte? – erst sieben Tage her. Wie lange davor war er

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