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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Florentia und Luca. Aber nicht lange
     währte sein Glück. Kaum war ich geboren, da verklagte ein Elender, ein feiger Schurke, meine Eltern wegen Blutschande beim
     Bischof von Florentia. Sie waren katholisch – nicht Arianer – und Geschwisterkinder: ihre Ehe war nichtig nach dem Recht der
     Kirche – und die Kirche gebot ihnen, sich zu trennen. Mein Vater drückte sein Weib andie Brust und lachte des Gebots. Aber der geheime Ankläger ruhte nicht   –«
    – »Wer war der Neiding?«
    »O wenn ich es wüßte, ich wollte ihn erreichen, und thronte er in allen Schrecken des Vesuvius! Er ruhte nicht. Unablässig
     bedrängten die Priester meine arme Mutter und wollten ihre Seele mit Gewissensbissen schrecken. Umsonst: sie hielt sich an
     ihren Gott und ihren Gatten und trotzte dem Bischof und seinen Sendboten. Und mein Vater, wenn er einen der Pfaffen in seinem
     Gehöfte traf, begrüßte ihn, daß er nicht wiederkam. Aber wer kann mit denen kämpfen, die im Namen Gottes sprechen! Ein letzter
     Termin ward den Ungehorsamen gesteckt: hätten sie sich bis dahin nicht getrennt, so sollten sie dem Bann verfallen und ihr
     Hab und Gut der Kirche.
    Entsetzt eilte jetzt mein Vater an den Hof des Königs, Aufhebung des grausamen Spruches zu erflehen. Die Satzung des Konzils
     sprach zu klar, und Theoderich konnte es nicht wagen, das Recht der orthodoxen Kirche zu kränken. Als mein Vater zurückkehrte
     von Ravenna, mit Gisa zu flüchten, starrte er entsetzt auf die Stätte, wo sein Haus gestanden: der Termin war abgelaufen,
     und die Drohung erfüllt: sein Haus zerstört, sein Weib, sein Kind verschwunden. Rasend stürmte er durch ganz Italien, uns
     zu suchen. Endlich entdeckte er, als Priester verkleidet, seine Gisa in einem Kloster zu Ticinum: ihren Knaben hatte man ihr
     entrissen und nach Rom geschleppt. Mein Vater bereitet mit ihr alles zur Flucht: sie entkommen um Mitternacht über die Mauer
     des Klostergartens. Aber am Morgen fehlt die Büßerin bei der Hora: man vermißt sie, ihre Zelle ist leer. Die Klosterknechte
     folgen den Spuren des Rosses,– sie werden eingeholt: grimmig fechtend fällt mein Vater: meine Mutter wird in ihre Zelle zurückgebracht.
     Und so furchtbar drücken die Macht des Schmerzes und die Zucht des Klosters auf die zermürbte Seele, daß sie in Wahnsinn fällt
     und stirbt. Das sind meine Eltern!«
    »Und du?«
    »Mich entdeckte in Rom der alte Hildebrand, ein Waffenfreund meines Großvaters und Vaters:– er entriß mich, mit desKönigs Beistand, den Priestern und ließ mich mit seinen eignen Enkeln in Regium erziehen.«
    »Und dein Gut, dein Erbe?«
    »Verfiel der Kirche, die es, halb geschenkt, an Theodahad überließ: er war meines Vaters Nachbar, er ist jetzt mein König!«
    »Mein armer Freund! Aber wie erging es dir später? Man weiß nur dunkles Gerede – du warst einmal in Griechenland gefangen   –«
    Teja stand auf.
    »Davon laß mich schweigen; vielleicht ein andermal. Ich war Tor genug, auch einmal an Glück zu glauben und an eines liebenden
     Gottes Güte. Ich hab’ es schwer gebüßt. Ich will’s nie wieder tun. Leb wohl, Witichis, und schilt nicht auf Teja, wenn er
     nicht ist wie andre.«
    Er drückte ihm die Hand und war rasch im dunkeln Laubgang verschwunden. Witichis sah lange schweigend vor sich hin. Dann blickte
     er gen Himmel, in den hellen Sternen eine Widerlegung der finstern Gedanken zu finden, die des Freundes Worte in ihm geweckt.
     Er sehnte sich nach ihrem Licht voll Frieden und Klarheit. Aber während des Gesprächs war Nebelgewölk rasch aus den Lagunen
     aufgestiegen und hatte den Himmel überzogen: es war finster ringsum. Mit einem Seufzer stand Witichis auf und suchte in ernstem
     Sinnen sein einsames Lager.

Drittes Kapitel
    Während unten in den Hallen des Schlosses Italier und Goten tafelten und zechten, ahnten sie nicht, daß über ihren Häuptern
     in dem Gemach des Königs eine Verhandlung gepflogen ward, welche über ihr und ihres Reiches Schicksale entscheiden sollte.
     Unbeobachtet war dem König alsbald der Gesandte von Byzanz nachgefolgt, und lange und geheim sprachen und schrieben die beiden
     miteinander. Endlich schienen sie handelseinig geworden, und Petros wollte anheben, noch mal vorzulesen, wassie gemeinsam beschlossen und aufgezeichnet. Aber der König unterbrach ihn.
    »Halt«, flüsterte der kleine Mann, der in seinem weiten Purpurmantel verlorenzugehen drohte, »halt – noch Eins!«
    Und er hob sich aus dem

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