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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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verlornen
     Krone: überwältigende Hoheit der Trauer sprach aus den bleichen Zügen.
    »König der Goten«, hob sie an, »vergib, wenn an deinem Freudenfeste ein dunkler Schatten noch einmal auftaucht von der Welt
     der Toten. Es ist zum letzten Mal.«
    Beide Männer waren von ihrem Anblick betroffen.
    »Königin«,– stammelte Theodahad.
    »Königin! o wär’ ich’s nie gewesen. Ich komme, Vetter, von dem Sarge meines edeln Sohnes, wo ich Buße getan für all meine
     Verblendung, und all meine Schuld bereut. Ich steige herauf zu dir, König der Goten, dich zu warnen vor gleicher Verblendung
     und gleicher Schuld.«
    Theodahads unstetes Auge vermied ihren ernsten, prüfenden Blick.
    »Es ist ein übler Gast«, fuhr sie fort, »den ich in mitternächtiger Stunde als deinen Vertrauten bei dir finde. Es ist kein
     Heil für einen Fürsten als in seinem Volk: zu spät hab’ ich’s erkannt, zu spät für mich, nicht zu spät, hoff ’ ich, für mein
     Volk. Traue du nicht auf Byzanz: es ist ein Schild, der den erdrückt, den er beschirmen soll.«
    »Du bist ungerecht«, sagte Petros, »und undankbar.«
    »Tu nicht, mein königlicher Vetter«, fuhr sie fort, »was dieser von dir fordert. Bewillige nicht du, was ich ihm weigerte.
     Sicilien sollen wir abtreten und dreitausend Krieger dem Kaiserstellen für alle seine Kriege – ich wies die Schmach von mir. Ich sehe«, sprach sie, auf das Pergament deutend, »du hast schon
     mit ihm abgeschlossen. Tritt zurück, sie werden dich immer täuschen.«
    Ängstlich zog Theodahad die Urkunde an sich: er warf einen mißtrauischen Blick auf Petros.
    Da trat dieser gegen Amalaswintha vor:
    »Was willst du hier, du Königin von gestern? Willst du dem Beherrscher dieses Reiches wehren? Deine Zeit und deine Macht ist
     um.«
    »Verlaß uns«, sagte Theodahad, ermutigt.
    »Ich werde tun, was mir gut dünkt. Es soll dir nicht gelingen, mich von meinen Freunden in Byzanz zu trennen. Sieh her, vor
     deinen Augen soll unser Bund geschlossen sein.«
    Und er zeichnete seinen Namen auf die Urkunde.
    »Nun«, lächelte Petros, »kamst du noch eben recht, als Zeugin mit zu unterzeichnen.«
    »Nein«, sprach Amalaswintha mit einem drohenden Blick auf die beiden Männer, »ich kam noch eben recht, eueren Plan zu vereiteln.
     Ich gehe geraden Wegs von hier zum Heere, zur Volksversammlung, die nächstens bei Regeta tagt. Aufdecken will ich daselbst
     vor allem Volk deine Anträge, die Pläne von Byzanz und dieses schwachen Fürsten Verrat.«
    »Das wird nicht angehn«, sagte Petros ruhig, »ohne dich selbst zu verklagen.«
    »Ich will mich selbst verklagen. Enthüllen will ich all meine Torheit, all meine blutige Schuld, und gern den Tod erleiden,
     den ich verdient. Aber warnen, aufschrecken soll diese meine Selbstanklage mein ganzes Volk vom Ätna bis zu den Alpen; eine
     Welt von Waffen soll euch entgegenstehn, und retten werd’ ich meine Goten durch meinen Tod von der Gefahr, in die mein Leben
     sie gestürzt.«
    Und in edler Begeisterung eilte sie aus dem Gemach. Verzagt blickte Theodahad auf den Gesandten: lang fand er keine Worte.
    »Rate, hilf   –« stammelte er endlich.
    »Raten? Da hilft nur Ein Rat. Die Rasende wird sich und unsverderben, läßt man sie gewähren. Sie darf ihre Drohung nicht erfüllen. Dafür mußt du sorgen.«
    »Ich?« rief Theodahad erschreckt; »ich kann dergleichen nicht! Wo ist Gothelindis? Sie, sie allein kann helfen.«
    »Und der Präfect«, sagte Petros – »sende nach ihnen.«
    Alsbald waren die beiden Genannten von dem Festmahle heraufbeschieden. Petros verständigte sie von den Worten der Fürstin,
     ohne jedoch dem Präfecten den Vertrag als Veranlassung des Auftritts zu nennen. Kaum hatte er gesprochen, so rief die Königin:
    »Genug, sie darf es nicht vollenden. Man muß ihre Schritte bewachen, sie darf mit keinem Goten in Ravenna sprechen – sie darf
     den Palast nicht verlassen. Das vor allem!«
    Und sie eilte hinaus, vertraute Sklaven vor Amalaswinthens Gemächer zu senden. Alsbald kehrte sie wieder.
    »Sie betet laut in ihrer Kammer«, sprach sie verächtlich. »Auf, Cethegus, laß uns ihre Gebete vereiteln.«
    Cethegus hatte, mit dem Rücken an die Marmorsäulen des Eingangs gelehnt, die Arme über der Brust gekreuzt, diese Vorgänge
     schweigend und sinnend mit angehört. Er erkannte die Notwendigkeit, die Fäden der Ereignisse wieder mehr in seine Hand zu
     versammeln und straffer anzuziehen. Er sah Byzanz immer mehr in den Vordergrund

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