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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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erzeugte in ihm eine Siegesfreude, die ihn mit jugendlicher Aufregung ergriff.
    Mit gewaltigen Schritten durchmaß er das Gemach. Die Muskeln seiner Arme spannten sich wie in der Stunde beginnender Schlacht:
     er umgürtete sich mit dem breiten, siegreichen Schwert seiner Kriegsfahrten und drückte krampfhaft dessenAdlergriff, als gelte es, jetzt gegen zwei Welten, gegen Byzanz und die Barbaren, sein Rom zu erkämpfen. Dann trat er der
     Cäsarstatue gegenüber und sah ihr lange in das schweigende Marmorantlitz. Endlich ergriff er mit beiden Händen die Hüften
     des Imperators und rüttelte an ihnen: »Leb wohl«, sagte er, »und gib mir dein Glück mit auf den Weg.– Mehr brauch’ ich nicht.«
    Und rasch wandte er sich und eilte aus dem Gemache und durch das Atrium hinaus auf die Straße, wo ihn schon die ersten Sterne
     begrüßten. Zahlreicher als je hatten sich die Verschwornen an diesem Abend in den Katakomben eingefunden: waren doch durch
     ganz Italien die Ladungen zu dieser Versammlung als zu einer entscheidungsvollen ergangen.
    So waren auf den Wunsch des Präfecten besonders alle strategisch wichtigen Punkte vertreten: von den starken Grenzhüterinnen
     Tridentum, Tarvisium und Verona, die das Eis der Alpen schauen, bis zu Otorantum und Consentia, welche die laue Welle des
     ausonischen Meeres bespült, hatten sie alle ihre Boten zugesendet, jene berühmten Städte Siciliens und Italiens mit den stolzen,
     den schönen, den weltgeschichtlichen Namen: Syrakusä und Catana, Panormus und Messana, Regium, Neapolis und Cumä, Capua und
     Beneventum, Antium und Ostia, Reate und Narnia, Volsinii, Urbsvetus und Spoletum, Clusium und Perusia, Auximum und Ancon,
     Florentia und Fäsulä, Pisa, Luca, Luna und Genua, Ariminum, Caesena, Faventia und Ravenna, Parma, Dertona und Placentia, Mantua,
     Cremona und Ticinum (Pavia), Mediolanum, Comum und Bergamum, Asta und Pollentia: dann von der Nord- und Ostküste des ionischen
     Meerbusens: Concordia, Aquileja, Jadera, Scardona und Salona.
    Da waren ernste Senatoren und Decurionen, ergraut in dem Rat ihrer Städte, deren Häupter ihre Ahnen seit Jahrhunderten gewesen:
     kluge Kaufleute, breitschultrige Gutsherrn, rechthaberische Juristen, spöttische Rhetoren: und namentlich eine große Anzahl
     von Geistlichen jedes Ranges und jedes Alters: die einzige fest organisierte Macht und Silverius unbebedingt gehorsam.
    Wie Cethegus, noch hinter der Mündung des schmalen Ganges verborgen, die Massen in dem Halbrund der Grotte übersah,konnte er sich eines verächtlichen Lächelns nicht erwehren, das aber in einen Seufzer auslief. Außer der allgemeinen Abneigung
     gegen die Barbaren, welche doch bei weitem nicht stark genug war, schwere politische Pläne mit Opfern und Entsagungen zu tragen,–
     welch verschiedene und oft welch kleine Motive hatten diese Verschwornen hier zusammengeführt!
    Cethegus kannte die Beweggründe der einzelnen genau: hatte er sie doch durch Bearbeitung ihrer schwächsten Seiten beherrschen
     gelernt. Und er mußte zuletzt noch froh darum sein: echte Römer hätte er nie, wie diese Verschworenen, unter seinen Einfluß
     gebracht. Aber wenn er sie nun hier alle beisammen sah, diese Patrioten, und bedachte, wie den einen die Hoffnung auf einen
     Titel von Byzanz, den andern plumpe Bestechung, einen dritten Rachsucht wegen irgendeiner persönlichen Beleidigung oder auch
     nur die Langeweile oder Schulden oder ein schlechter Streich unter die Unzufriednen geführt: und wenn er sich nun vorstellte,
     daß er mit solchen Bundesgenossen den gotischen Heermännern entgegentreten sollte,– da erschrak er fast über die Vermessenheit
     seines Planes.
    Und eine Erquickung war es ihm, als die helle Stimme des Lucius Licinius seinen Blick auf die Schar der jungen »Ritter« lenkte,
     denen wirklich kriegerischer Mut und nationale Begeisterung aus den Augen sprühte: so hatte er doch einige verlässige Waffen.–
    »Gegrüßt, Lucius Licinius«, sprach er, aus dem Dunkel des Ganges hervortretend. »Ei, du bist ja gerüstet und gewaffnet, als
     ging es von hier gegen die Barbaren.«
    »Kaum bezwing’ ich das Herz in der Brust vor Haß und vor Freude«, sagte der schöne Jüngling. »Sieh, alle diese hier hab’ ich
     für dich, für das Vaterland geworben.«
    Cethegus blickte grüßend umher:
    »Auch du hier, Kallistratos,– du heitrer Sohn des Friedens?«
    »Hellas wird ihre Schwester Italia nicht verlassen in der Stunde der Gefahr«, sagte der Hellene und legte

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