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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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allen Formen, nicht eine tumultuarische
     Volksjustiz auf blinden Argwohn hin, die nationale Ehre wahren könne.
    Gothelindis aber blickte jenem Verfahren mit kühner Stirn entgegen: mochten die Stimmen moralischer Überzeugung auch gegen
     sie sprechen, sie glaubte ganz sicher zu sein, daß sich ein genügender Beweis ihrer Tat nicht erbringen lasse.– Hatte doch
     nur ihr Auge das Ende der Feindin gesehen.– Und sie wußte wohl, daß man sie ohne volle Überführung nicht strafen werde. So
     folgte sie willig nach Ravenna, flößte dem zagen Herzen ihres Gatten neuen Mut ein und hoffte, war nur der Gerichtstag überstanden,
     alsbald im Lager Belisars und am Hofe von Byzanz Ruhe von allen weitern Anfechtungen zu finden.
    Die Zuversicht des Königspaares über den Ausgang jenes Tages wurde nun noch dadurch erhöht, daß die Rüstungen der Franken
     ihnen den Vorwand gegeben hatten, außer Witichis und Hildebad auch noch den gefährlichen Grafen Teja mit einer dritten Heerschar
     in den Nordwesten der Halbinsel zu entsenden:– mit ihm zogen viele Tausende gerade der eifrigsten Anhänger der Gotenpartei,–
     so daß an dem Tag bei Rom eine von ihren Gegnern nicht allzu zahlreich besuchte Versammlung sich einfinden würde.– Und unablässig
     waren sie tätig, sowohl ihre persönlichen Anhänger als alte Gegner Amalaswinthens, die mächtige Sippe der Balten in ihren
     weitverbreiteten Zweigen, in möglichst großer Anzahl zur Entscheidung jenes Tages heranzuziehen.
    So hatte das Königspaar Ruhe und Zuversicht gewonnen. Und Theodahad war von Gothelindis bewogen worden, selbstals Vertreter seiner Gemahlin gegen jede Anklage unter den Goten zu erscheinen, um durch solchen Mut und den Glanz des königlichen
     Ansehens vielleicht von vornherein alle Widersacher einzuschüchtern. Umgeben von ihren Anhängern und einer kleinen Leibwache
     verließen Theodahad und Gothelindis Ravenna und eilten nach Rom, wo sie mehrere Tage vor dem für die Versammlung anberaumten
     Termin eintrafen und in dem alten Kaiserpalast abstiegen.
    Nicht unmittelbar vor den Mauern, sondern in der Nähe Roms, auf einem freien, offnen Felde, Regeta genannt, zwischen Anagni
     und Terracina, sollte die Versammlung gehalten werden. Früh am Morgen des Tages, da sich Theodahad allein auf die Reise dorthin
     aufmachen wollte und von Gothelindis Abschied nahm, ließ sich ein unerwarteter und unwillkommener Name melden: Cethegus, der
     während ihres mehrtägigen Aufenthalts in der Stadt nicht erschienen: er war vollauf mit der Vollendung der Befestigungen beschäftigt.
     Als er eintrat, rief Gothelindis entsetzt über seinen Ausdruck:
    »Um Gott, Cethegus! welch ein Unheil bringst du?«
    Aber der Präfect furchte nur einen Augenblick die Stirn bei ihrem Anblick, dann sprach er ruhig:
    »Unheil? für den, den’s trift. Ich komme aus einer Versammlung meiner Freunde, wo ich zuerst erfuhr, was bald ganz Rom wissen
     wird: Belisar ist gelandet.«
    »Endlich«, rief Theodahad.– Und auch die Königin konnte eine Miene des Triumphs nicht verbergen.
    »Frohlockt nicht zu früh! Es kann euch reuen. Ich komme nicht, Rechenschaft von euch und eurem Freunde Petros zu verlangen:
     wer mit Verrätern handelt, muß sich auf Lügen gefaßt machen. Ich komme nur, um euch zu sagen, daß ihr jetzt ganz gewiß verloren
     seid.«
    »Verloren?«
    »Gerettet sind wir jetzt!«
    »Nein, Königin. Belisar hat bei der Landung ein Manifest erlassen: er sagt, er komme, die Mörder Amalaswinthens zu strafen;
     ein hoher Preis und seine Gnade ist denen zugesichert, die euch lebend oder tot einliefern.«
    Theodahad erbleichte.
    »Unmöglich!« rief Gothelindis.
    »Die Goten aber werden bald erfahren, wessen Verrat den Feind ohne Widerstand ins Land gelassen. Mehr noch. Ich habe von der
     Stadt Rom den Auftrag, in dieser stürmischen Zeit als Präfect ihr Wohl zu wahren. Ich werde euch im Namen Roms ergreifen und
     Belisar übergeben lassen.«
    »Das wagst du nicht!« rief Gothelindis, nach dem Dolche greifend.
    »Still, Gothelindis, hier gilt es nicht, hilflose Frauen im Bad ermorden. Ich lasse euch aber entkommen – was liegt mir an
     eurem Leben oder Sterben! – gegen einen billigen Preis.«
    »Ich gewähre jeden!« stammelte Theodahad.
    »Du lieferst mir die Urkunden aus deiner Verträge mit Silverius – schweig! lüge nicht! ich weiß, ihr habt lang und geheim
     verhandelt. Du hast wieder einmal einen hübschen Handel mit Land und Leuten getrieben! Mich lüstet nach dem

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