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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Kaufbrief.«
    »Der Kauf ist jetzt eitel! die Urkunden ohne Kraft! Nimm sie! sie liegen deponiert in der Basilika des heiligen Martinus,
     in dem Sarkophag, links in der Krypta!«
    Seine Furcht zeigte, daß er wahr sprach.
    »Es ist gut«, sagte Cethegus. »Alle Ausgänge des Palastes sind von meinen Legionären besetzt. Erst erhebe ich die Urkunden.
     Fand ich sie am bezeichneten Ort, so werd’ ich Befehl geben, euch zu entlassen. Wollt ihr dann entfliehn, so geht an die Pforte
     Marc Aurels und nennt meinen Namen dem Kriegstribun der Wache, Piso. Er wird euch ziehen lassen.«
    Und er ging, das Paar ratlosen Ängsten überlassend.
    »Was tun?« fragte Gothelindis mehr sich selbst als ihren Gemahl. »Weichen oder trotzen?«
    »Was tun?!« wiederholte Theodahad unwillig. »Trotzen? das heißt bleiben? Unsinn! fort von hier so bald als möglich; kein Heil
     als die Flucht!«
    »Wohin willst du fliehn?«
    »Nach Ravenna zunächst – das ist fest! Dort erheb’ ich den Königsschatz. Von da, wenn es sein muß, zu den Franken.Schade, schade, daß ich die hier verborgnen Gelder preisgeben muß. Die vielen Millionen Solidi!«
    »Hier? auch hier«, fragte Gothelindis aufmerksam, »in Rom hast du Schätze geborgen. Wo? und sicher?«
    »Ach, allzu sicher! In den Katakomben! Ich selber würde Stunden brauchen, sie alle aufzufinden in jenen finstern Labyrinthen.
     Und die Minuten sind jetzt Leben oder Tod. Und das Leben geht doch noch über die Solidi! Folge mir, Gothelindis. Damit wir
     keinen Augenblick verlieren; ich eile an die Pforte Marc Aurels.«
    Und er verließ das Gemach. Aber Gothelindis blieb überlegend stehn. Ein Gedanke, ein Plan hatte sie bei seinen Worten erfaßt:
     sie erwog die Möglichkeit des Widerstands. Ihr Stolz ertrug es nicht, der Herrschaft zu entsagen.
    »Gold ist Macht«, sprach sie zu sich selber, »und nur Macht ist Leben.«
    Ihr Entschluß stand fest. Sie gedachte der kappadokischen Söldner, welche des Königs Geiz aus seinem Dienst verscheucht hatte;
     sie harrten noch herrenlos in Rom, der Einschiffung gewärtig. Sie hörte Theodahad hastig die Treppe hinuntersteigen und nach
     seiner Sänfte rufen.
    »Ja, flüchte nur, du Erbärmlicher!« sprach sie, »ich bleibe.« –

Zwölftes Kapitel
    Herrlich tauchte am nächsten Morgen die Sonne aus dem Meer: und ihre Strahlen glitzerten auf den blanken Waffen von vielen
     tausend Gotenkriegern, welche das weite Blachfeld von Regeta belebten. Aus allen Provinzen des weiten Reiches waren die Scharen
     herbeigeeilt, gruppenweise, sippenweise, oft mit Weib und Kind, sich bei der großen Musterung, die alljährlich im Herbste
     gehalten wurde, einzufinden. Eine solche Volksversammlung war das schönste Fest und der edelste Ernst der Nation zugleich:
     ursprünglich, in der heidnischen Zeit, war ihr Mittelpunkt das große Opferfest gewesen, das alljährlichzweimal, an der Winter- und Sommersonnenwende, alle Geschlechter des Volkes zur Verehrung der gemeinsamen Götter vereinte:
     daran schlossen sich dann Markt und Tauschverkehr, Waffenspiele und Heeresmusterung: die Versammlung hatte zugleich die höchste
     Gerichtsgewalt und die letzte politische Entscheidung über Krieg und Frieden und die Verhältnisse zu andern Staaten.
    Und noch immer, auch in dem christlichen Gotenstaat, in welchem der König so manches Recht, das sonst dem Volke zukam, erworben,
     hatte die Volksversammlung eine höchst feierliche Weihe, wenn auch deren alte heidnische Bedeutung vergessen war: und die
     Reste der alten Volksfreiheit, welche selbst der gewaltige Theoderich nicht angetastet, lebten unter seinen schwächern Nachfolgern
     kräftiger wieder auf. Noch immer hatte die Gesamtheit der freien Goten das Urteil zu finden, die Strafe zu verhängen, wenn
     auch der Graf des Königs in dessen Namen das Gericht leitete und das Urteil vollzog. Und oft schon hatten germanische Völker
     selbst ihre Könige wegen Verrates, Mordes und andrer schwerer Frevel vor offner Volksversammlung angeklagt, gerichtet und
     getötet.
    In dem stolzen Bewußtsein, sein eigner Herr zu sein und niemanden, auch dem König nicht, über das Maß der Freiheit hinaus
     zu dienen, zog der Germane in allen seinen Waffen zu dem »Thing«, wo er sich im Verband mit seinen Genossen sicher und stark
     fühlte und seine und seines Volkes Freiheit, Kraft und Ehre in lebendigen Bildern und Taten vor Augen sah. Zur diesmaligen
     Versammlung aber zog es die Goten mit besonders starken Gründen. Der Krieg mit Byzanz

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