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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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war zu erwarten oder schon ausgebrochen,
     als die Ladung nach Regeta erging: das Volk freute sich auf den Kampf mit dem verhaßten Feind und freute sich, zuvor seine
     Heeresmacht zu mustern: diesmal ganz besonders sollte die Volksversammlung zugleich Heerschau sein. Dazu kam, daß wenigstens
     in den nächsten Landschaften den meisten Goten bekannt wurde, dort zu Regeta sollte Gericht gehalten werden über die Mörder
     der Tochter Theoderichs: die große Aufregung, welche diese Tat erweckt hatte, mußte ebenfalls mächtig nach Regeta ziehn.
    Während ein Teil der Herbeigewanderten in den nächsten Dörfern bei Freunden und Verwandten eingesprochen, hatten sich große
     Scharen schon einige Tage vor der feierlichen Eröffnung auf dem weiten Blachfeld selbst, zweihundertachtzig Stadien von Rom,
     unter leichten Zelten und Hütten oder auch unter dem milden, freien Himmel gelagert. Diese waren mit den frühsten Stunden
     des Versammlungstages schon in brausender Bewegung und nützten die geraume Zeit, da sie die alleinigen Herrn des Platzes waren,
     zu allerlei Spiel und Kurzweil. Die einen schwammen und badeten in den klaren Fluten des raschen Flusses Ufens (oder »Decemnovius«,
     weil er nach neunzehn Milliarien bei Terracina in das Meer mündet), der die weite Ebene durchschnitt. Andere zeigten ihre
     Kunst, über ganze Reihen von vorgehaltnen Speeren hinwegzusetzen, oder, fast unbekleidet, unter den im Taktschlag geschwungnen
     Schwertern zu tanzen, indes die Raschfüßigsten, angeklammert an die Mähnen ihrer Rosse, mit deren schnellstem Lauf gleichen
     Schritt hielten und, am Ziele angelangt, mit sichrem Sprung sich auf den sattellosen Rücken schwangen.
    »Schade«, rief der junge Gudila, der bei diesem Wettlauf zuerst an das Ziel gelangt war und sich jetzt die gelben Locken aus
     der Stirne strich, »schade, daß Totila nicht zugegen! Er ist der beste Reiter im Volk und hat mich noch immer besiegt; aber
     jetzt, mit dem Rappen, nähm’ ich’s mit ihm auf.«
    »Ich bin froh, daß er nicht da ist«, lachte Gunthamund, der als der zweite herangesprengt war, »sonst hätte ich gestern schwerlich
     den ersten Preis im Lanzenwurf davongetragen.«
    »Ja«, sprach Hilderich, ein stattlicher, junger Krieger in klirrendem Ringpanzer, »Totila ist gut mit der Lanze. Aber sichrer
     noch wirft der schwarze Teja: der nennt dir die Rippe vorher, die er treffen wird.«
    »Bah«, brummte Hunibad, ein älterer Mann, der dem Treiben der Jünglinge prüfend zugesehn, »das ist doch all’ nur Spielerei.
     Im blutigen Ernste frommt dem Mann zuletzt doch nur das Schwert: wenn dir der Tod von allen Seiten so dicht auf den Leib rückt,
     daß du nicht mehr ausholen kannst zum Wurf. Und da lob’ ich mir den Grafen Witichis von Fäsulä! Das ist meinMann! War das ein Schädelspalten, im Gepidenkrieg! Durch Stahl und Leder schlug der Mann, als wär’ es trocken Stroh. Der kann’s
     noch besser als mein eigner Herzog, Guntharis, der Wölsung, in Florentia. Doch was wißt ihr davon, ihr Knaben.– Seht, da steigen
     die frühsten Ankömmlinge von den Hügeln nieder: auf! ihnen entgegen!«
    Und auf allen Wegen strömte jetzt das Volk heran: zu Fuß, zu Roß und zu Wagen. Ein brausendes, wogendes Leben erfüllte mehr
     und mehr das Blachfeld. An den Ufern des Flusses, wo die meisten Zelte standen, wurden die Rosse abgezäumt, die Gespanne zu
     einer Wagenburg zusammengeschoben, und durch die Lagergassen hin flutete nun die stündlich wachsende Menge.
    Da suchten und fanden und begrüßten sich Freunde und Waffenbrüder, die sich seit Jahren nicht gesehn. Es war ein buntgemischtes
     Bild: die alte germanische Gleichartigkeit war in diesem Reiche lang geschwunden. Da stand neben dem vornehmen Edeln, der
     sich in einer der reichen Städte Italiens niedergelassen, in den Palästen senatorischer Geschlechter wohnte und die feinere
     und üppigere Sitte der Welschen angenommen, neben dem Herzog oder Grafen aus Mediolanum oder Ticinum, der über dem reichvergoldeten
     Panzer das Wehrgehänge von Purpurseide trug, neben einem solchen zieren Herrn ragte wohl ein rauher, riesiger Gotenbauer,
     der in den tiefen Eichwäldern am Margus in Mösien hauste, oder der in dem Tann am rauschenden Oenus dem Wolf die zottige Schur
     abgerungen hatte, die er um die bärenhaften Schultern schlug, und dessen rauher erhaltne Sprache befremdlich an das Ohr der
     halbromanisierten Genossen schlug. Da kamen feste, vom Kampf gehärtete Männer aus der fernen

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