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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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das Haupt gedrückt: nehmt sie herunter, wenn ihr sie mir nicht mehr anvertraut. Aber solang ich sie trage, traut mir
     und gehorcht: sonst seid ihr mit mir verloren.«
    »Du hast recht«, sagte der lange Hildebad und senkte das Haupt. »Vergib mir! Ich mach’ es gut im nächsten Gefecht.«
    »Auf, meine Feldherrn«, schloß Witichis, den Helm aufsetzend, »du, Totila, eilst mir in wichtiger Sendung zu den Frankenkönigen
     nach Gallien: ihr andern eilt zu euren Scharen, brecht das Lager ab: mit Sonnenaufgang geht’s nach Rom.«

Siebentes Kapitel
    Wenige Tage darauf, am Abend des Einzugs der Goten in Rom, finden wir die jungen »Ritter«: Lucius und Marcus Licinius, Piso,
     den Dichter, Balbus, den Feisten, Julianus, den jungen Juristen, bei Cethegus, dem Präfecten, in vertrautem Gespräch.
    »Das also ist die Liste der blinden Anhänger des künftigen Papstes Silverius, meiner schlimmsten Argwöhner? Ist sie vollständig?«
    »Sie ist es. Es ist ein hartes Opfer«, rief Lucius Licinius, »das ich dir bringe, Feldherr. Hätt’ ich gleich, wie das Herz
     mich antrieb, Belisar aufgesucht, ich hätte jetzt schon Neapolis mit belagert und bestürmt, statt daß ich hier die Katzentritte
     der Priester belausche und die Plebejer marschieren und in Manipeln schwenken lehre.«
    »Sie lernen’s doch nie wieder«, meinte Marcus.
    »Geduldet euch«, sagte Cethegus ruhig, ohne von einer Papyrosrolle aufzublicken, die er in der Hand hielt.
    »Ihr werdet euch bald genug und lang genug mit diesen gotischenBären balgen dürfen. Vergeßt nicht, daß das Raufen doch nur Mittel ist, nicht Zweck.«
    »Weiß nicht«, zweifelte Lucius.
    »Die Freiheit ist der Zweck, und Freiheit fordert Macht«, sprach Cethegus, »wir müssen diese Römer wieder an Schild und Schwert
     gewöhnen, sonst   –« der Ostiarius meldete einen gotischen Krieger.
    Unwillige Blicke tauschten die jungen Römer.
    »Laß ihn ein!« sprach Cethegus, seine Schreibereien in einer Kapsel bergend.
    Da eilte ein junger Mann im braunen Mantel der gotischen Krieger, einen gotischen Helm auf dem Haupt, herein und warf sich
     an des Präfecten Brust.
    »Julius!« sprach dieser, kalt zurücktretend. »Wie sehn wir uns wieder! Bist du denn ganz ein Barbar geworden. Wie kamst du
     nach Rom?«
    »Mein Vater, ich geleite Valeria unter gotischem Schutz: ich komme aus dem rauchenden Neapolis.«
    »Ei«, sagte Cethegus, »hast du mit deinem blonden Freund gegen Italien gestritten? Das steht einem Römer gut! Nicht wahr,
     Lucius?«
    »Ich habe nicht gefochten und werde nicht fechten in diesem Krieg, dem unseligen. Weh denen, die ihn entzündet.«
    Cethegus maß ihn mit kalten Blicken. »Es ist unter meiner Würde und über meiner Geduld, einem Römer die Schande solcher Gesinnung
     vorzuhalten. Wehe, daß ein solcher Abtrünniger mein Julius. Schäme dich vor diesen deinen Altersgenossen. Seht, römische Ritter,
     hier ist ein Römer ohne Freiheitsdurst, ohne Zorn auf die Barbaren!«
    Aber ruhig schüttelte Julius das Haupt.
    »Du hast sie noch nicht gesehen, die Hunnen und Massageten Belisars, die euch die Freiheit bringen sollen. Wo sind denn die
     Römer, von denen du sprichst? Hat sich Italien erhoben, seine Fesseln abzuwerfen? Kann es sich noch erheben? Justinian kämpft
     mit den Goten, nicht wir. Wehe dem Volk, das ein Tyrann befreit.«
    Cethegus gab ihm im geheimen recht, aber er wollte solcheWorte nicht billigen vor Fremden: »Ich muß allein mit diesem Philosophen disputieren. Berichtet mir, wenn bei den Frommen
     etwas geschieht.«
    Und die Kriegstribunen gingen, mit verächtlichen Blicken auf Julius.
    »Ich möchte nicht hören, was die von dir reden!« sagte Cethegus, ihnen nachsehend.
    »Das gilt mir gleich. Ich folge meinen eignen und nicht fremden Gedanken.«
    »Er ist Mann geworden«, sagte Cethegus zu sich selbst.
    »Und meine tiefsten und besten Gedanken, die diesen Krieg verfluchen, führen mich hierher. Ich komme, dich zu retten und zu
     entführen aus dieser schwülen Luft, aus dieser Welt von Falschheit und Lüge. Ich bitte dich, mein Freund, mein Vater: folge
     mir nach Gallien.«
    »Nicht übel«, lächelte Cethegus. »Ich soll Italien aufgeben im Augenblick, da die Befreier nahen! Wisse: ich war es, der sie
     herbeigerufen, ich habe diesen Kampf entfacht, den du verfluchst.«
    »Ich dacht’ es wohl«, sprach Julius schmerzlich. »Aber wer befreit uns von den Befreiern? wer endet diesen Kampf?«
    »Ich«, sprach Cethegus ruhig und groß. »Und du,

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