Ein Kampf um Rom
und kaufte seine Büste.«
»Ja, sie liebt ihn. Aber er nicht sie. Und die Marsbüste ward zerschlagen in der Brautnacht.«
»Das hat sie dir doch schwerlich selbst gesagt.«
»Aber Aspa, die Tochter meines Landes, ihre Sklavin. Sie sagt mir alles. Sie liebt mich. Und sie liebt ihre Herrin, fast wie
ich dich. Und Mataswintha will mit dir das Gotenreich verderben. Und sie wird durch Aspa alles schreiben in den Zauberzeichen
unsers Stammes. Und ich würde diese Sonnenkönigin zu meinem Weibe nehmen, wenn ich Cethegus wäre.«
»Ich auch, wenn ich Syphax wäre. Aber deine Botschaft ist eine Krone wert! Ein listig, rachedürstend Weib wiegt Legionen auf!
Jetzt Trotz euch, Belisar, Witichis und Justinian! Erbitte dir eine Gnade, jede, nur nicht deine Freiheit – ich brauche dich
noch.«
»Meine Freiheit ist – dir dienen. Eine Gunst: laß mich morgen neben dir fechten.«
»Nein, mein hübscher Panther, deine Klauen kann ich noch nicht brauchen – nur deinen Leisegang. Du schweigst gegen jedermann
von der Goten Nähe und Stärke. Lege mir die Rüstung an, und gib den Plan der salarischen Straße dort aus der Kapsel. Jetzt
rufe mir Marcus Licinius und den Führer meiner Isaurier, Sandil.«
Syphax verschwand. Cethegus warf einen Blick auf den Plan.
»Also dorther, von Nordwesten, kommen sie, die Hügel herab. Wehe dem, der sie dort aufhalten will. Darauf folgt der tiefe
Talgrund, in dem wir lagern. Hier wird die Schlacht geschlagen und verloren. Hinter uns, südöstlich, zieht sich unsre Stellung
entlang dem tiefen Bach; in diesen werden wir unfehlbar geworfen: die Brücken werden nicht zu halten sein. Darauf eine Strecke
flachen Landes – welch schönes Feld für die gotischen Reiter, uns zu verfolgen! – Noch weiter rückwärts endlich ein dichter
Wald und eine enge Schlucht mit dem zerfallnen Castell Hadrians.– Marcus«, rief er dem Eintretenden entgegen, »meine Scharen
brechen auf. Wir ziehn hinab den Bach in den Wald, und jedem, der dich fragt, dem sagst du: wir ziehn zurück nach Rom.«
»Nach Hause? ohne Kampf?« fragte Marcus erstaunt, »du weißt doch: es steht der Kampf bevor?«
»Eben deswegen!« Damit schritt er hinaus, Belisar in seinem Zelt zu wecken.
Aber er fand ihn schon wach: Prokop stand bei ihm.
»Weißt du’s schon, Präfect? flüchtendes Landvolk meldet, ein Häuflein gotischer Reiter naht: die Tollkühnen reiten in ihr
Verderben: sie wähnen die Straße frei bis Rom.«
Und er fuhr fort, sich zu rüsten.
»Aber die Bauern melden, die Reiter seien nur die Vorhut. Es folge ein furchtbares Heer von Barbaren«, warnte Prokop.
»Eitle Schrecken! Sie fürchten sich, diese Goten – Witichis wagt gar nicht, mich aufzusuchen. Endlich habe ich, vierzehn Stadien vor Rom, die Aniobrücke durch einen Turm geschützt
– Martinus hat ihn gebaut nach meinem Gedanken –, der allein hält der Barbaren Fußvolk mehr als eine Woche auf – mögen auch ein paar Gäule durch den Fluß geschwommen sein.«
»Du irrst, Belisarius! ich weiß es gewiß: das ganze Heer der Goten naht«, sprach Cethegus.
»So geh nach Hause, wenn du es fürchtest.«
»Ich mache Gebrauch von dieser deiner Erlaubnis. Ich habe mir in diesen Tagen das Fieber geholt. Auch meine Isaurier leiden
daran – ich ziehe mit deiner Gunst nach Rom zurück.«
»Ich kenne dieses Fieber«, sagte Belisar – »das heißt:– an andern. Es vergeht, sowie man Graben und Wall zwischen sich und
dem Feinde hat. Zieh ab, wir brauchen dich sowenig wie deine Isaurier.«
Cethegus verneigte sich und ging.
»Auf Wiedersehen«, sprach er, »o Belisarius. Gib das Zeichen zum Aufbruch meinen Isauriern«, sprach er im Lager laut zu Marcus.
»Und meinen Byzantinern auch«, setzte er leiser bei.
»Aber Belisar hat –«
»Ich bin ihr Belisar. Syphax, mein Pferd.«
Während er aufstieg, sprengte ein Zug römischer Reiter heran: Fackeln leuchteten dem Anführer vorauf.
»Wer da? Ah du, Cethegus? wie, du reitest ab? Deine Leute ziehn sich nach dem Fluß? Du wirst uns doch nicht verlassen, jetzt,
in dieser höchsten Gefahr?« Cethegus beugte sich vor.
»Sieh, du, Calpurnius! ich erkannte dich nicht: du siehst so bleich. Was bringst du von den Vorposten?«
»Flücht’ge Bauern sagen«, sprach Calpurnius ängstlich, »es sei gewiß mehr als eine Streifschar. Es sei der König der Barbaren,
Witichis selbst, im raschen Anzug durch die Sabina: sie seien schon auf dem linken Tiberufer: Widerstand ist dann –
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