Ein Kampf um Rom
Wahnsinn – Verderben. Ich folge dir, ich schließe mich dir an.«
»Nein«, sagte Cethegus herb, »du weißt, ich bin abergläubisch: ich reite nicht gern mit den Furien verfallnen Männern. Dich
wird die Strafe für deinen feigen Knabenmord sicher ereilen. Ich habe nicht Lust, sie mit dir zu teilen.«
»Doch flüstern Stimmen in Rom, auch Cethegus verschmähe manchmal einen bequemen Mord nicht«, sprach Calpurnius grimmig.
»Calpurnius ist nicht Cethegus«, sprach der Präfect, stolz davonsprengend. »Grüße mir einstweilen den Hades!« rief er.
Siebentes Kapitel
»Verfluchtes Omen«, knirschte Calpurnius. Und er eilte zu Belisar: »Befiehl den Rückzug, rasch, Magister Militum.« »Warum,
Vortrefflicher?«
»Es ist der Gotenkönig selbst.«
»Und ich bin Belisar selbst«, sagte dieser, den prachtvollen Helm mit dem weißen Roßschweif aufsetzend. »Wie konntest du deinen
Posten im Vordertreffen verlassen.«
»Herr, um dir das zu melden.«
»Das konnte wohl kein Bote? Höre, Römer, ihr seid nicht wert, daß man euch befreit. Du zitterst ja, Mann des Schreckens. Zurück
mit dir ins Vordertreffen. Du führst unsre Reiter zum ersten Angriff: ihr, meine Leibwächter Antallas und Kuturgur, nehmt
ihn in die Mitte. Er
muß
tapfer sein, hört ihr? Weicht er,– nieder mit ihm. So lehrt man Römer Mut. Der Lagerrufer sagte eben die letzte Stunde der
Nacht an. In einer Stunde geht die Sonne auf. Sie muß unser ganzes Heer auf jenen Hügeln finden. Auf! Ambazuch, Bessas, Constantinus,
Demetrius, das ganze Lager bricht auf, dem Feind entgegen.«
»Feldherr, es ist, wie sie sagen«, meldete Maxentius, der treueste der Leibwächter, »zahllose Goten rücken an.«
»Sie sind zwei Heere gegen uns«, meldete Salomo, Belisars Hypaspistenführer.
»Ich rechne Belisar ein ganzes Heer.«
»Und der Schlachtplan?« fragte Bessas.
»Im Angesicht des Feinds entwerf ’ ich ihn, während des Calpurnius Reiter ihn aufhalten. Vorwärts, gebt die Zeichen, führt
Balion vor.«
Und er schritt aus dem Zelte; nach allen Seiten stoben die Heerführer, die Hypaspisten, Prätorianer, Protektoren und Doryphoren
auseinander, Befehle gebend, verteilend, empfangend.
In einer Viertelstunde war alles in Bewegung gegen die Hügel. Man nahm sich nicht Zeit, das Lager abzubrechen. Aber der plötzliche
Aufbruch brachte vielfache Verwirrung. Fußvolk und Reiter gerieten in der dunkeln, mondlosen Nacht untereinander. Auch hatte
die Kunde von der Übermacht der vordringendenBarbaren Mutlosigkeit verbreitet. Es waren nur zwei nicht sehr breite Straßen, welche gegen die Hügel führten: so gab es manche
Stockung und Hemmung.
Viel später, als Belisar gerechnet, langte das Heer im Angesicht der Hügel an, und als die ersten Sonnenstrahlen sie beleuchteten,
sah Calpurnius, der den Vortrab führte, von allen Höhen gotische Waffen blitzen. Die Barbaren waren Belisar zuvorgekommen.
Erschrocken machte Calpurnius halt und sandte Belisar Nachricht.
Dieser sah ein, daß Calpurnius mit seinen Reitern nicht die Berge stürmen könne. Er schickte Ambazuch und Bessas mit dem Kern
des armenischen Fußvolks ab, um auf der breitern Straße zu stürmen. Den linken und rechten Flügel führten Constantinus und
Demetrius, er selbst brachte im Mitteltreffen seine Leibwachen als Rückhalt heran. Calpurnius, froh des Wechsels im Plan,
stellte seine Reiter unter den steilsten Abfall der Hügel, links seitab der Straße, von wo kein Angriff zu befürchten schien,
den Erfolg von Ambazuchs und Bessas Sturm abzuwarten und die fliehenden Goten zu verfolgen oder die weichenden Armenier aufzunehmen.
Oben auf den Höhen aber stellten sich die Goten in langer Ausdehnung in Schlachtordnung.
Totilas Reiter waren zuerst eingetroffen: ihm hatte sich Teja, zu Pferd, vor Kampfbegier fiebernd, angeschlossen,– sein beiltragendes
Fußvolk war noch weit zurück – er hatte sich ausgebeten, ohne Befehlführung, überall, wo es ihn reizte, ins Handgemenge zu
greifen. Darauf war Hildebrand eingetroffen und hierauf der König mit der Hauptmacht gefolgt. Herzog Guntharis mit seinen
und Tejas Leuten wurden noch erwartet. Pfeilschnell war Teja zu Witichis zurückgeflogen.
»König«, sagte er, »unter jenen Hügeln steht Belisar. Er ist verloren, beim Gott der Rache! Er hat den Wahnsinn gehabt, vorzurücken.
Dulde nicht die Schmach, daß er uns zuvorkommt im Angriff.«
»Vorwärts!« rief König Witichis, »gotische Männer vor!«
In
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