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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Anblick, auseinanderstoben.
    Calpurnius hatte sein Pferd wieder bemeistert und suchte jetzt Schutz hinter den dichtesten Geschwadern seiner Reiter. Umsonst.
     Witichis verlor ihn nicht aus dem Auge und ließ nicht von ihm ab. Wie dicht er sich unter seinen Reitern barg, wie rasch er
     floh,– er entging nicht dem Blicke des Königs, der alles erschlug, was sich zwischen ihn und den Mörder seines Sohnes drängte.
    Knäuel auf Knäuel, Gruppe auf Gruppe löste sich vor dem furchtbaren Schwert des rächenden Vaters: die ganze Masse der Hunnen
     war quer geteilt von dem Flüchtenden und seinem Verfolger. Sie vermochte nicht, sich wieder zu schließen. Denn ehe noch Totila
     ganz heran war, hatte der alte Bannerträger mit Reitern und Fußvolk ihre rechte Flanke durchbrochen, in zwei Teile gespalten.
     Als Totila ansprengte, hatte er nur noch Flüchtlinge zu verfolgen. Der Teil zur Rechten wurde alsbald von Totila und Hildebrand
     in die Mitte genommen und vernichtet. Der größere Teil zur Linken floh zurück auf Belisar.
    Calpurnius jagte indessen, wie von Furien gehetzt, über das Schlachtfeld. Er hatte einen großen Vorsprung, da sich Witichis
     siebenmal erst hatte Bahn hauen müssen. Aber ein Dämon schien Boreas, des Goten Roß, zu treiben: näher und näher kam er seinem
     Opfer. Schon vernahm der Flüchtling den Ruf,zu stehen und zu fechten. Noch hastiger spornte er sein Pferd. Da brach es unter ihm zusammen.
    Noch bevor er sich aufgeraft, stand Witichis vor ihm, der vom Sattel gesprungen war. Er stieß ihm, ohne ein Wort, mit dem
     Fuß das Schwert hin, das ihm entfallen. Da faßte sich Calpurnius mit dem Mut der Verzweiflung. Er hob das Schwert auf und
     warf sich mit einem Tigersprung auf den Goten. Aber mitten im Sprung stürzte er rücklings nieder. Witichis hatte ihm die Stirn
     mitten entzwei gehauen. Der König setzte den Fuß auf die Brust der Leiche und sah in das verzerrte Gesicht. Dann seufzte er
     tief auf:
    »Jetzt hab’ ich die Rache. O hätt’ ich mein Kind.«
    Mit Ingrimm hatte Belisar die so ungünstige Eröffnung des Kampfes mit angesehen. Aber seine Ruhe, seine Zuversicht verließ
     ihn nicht, als er Ambazuchs und Bessas’ Armenier weggefegt, als er des Calpurnius Reiter durchbrochen und geworfen sah. Er
     erkannte jetzt die Übermacht und Überlegenheit des Feindes. Aber er beschloß, auf der ganzen Linie vorzurücken, eine Lücke
     lassend, um den Rest der fliehenden Reiter aufzunehmen.
    Jedoch scharf bemerkten dies die Goten und drängten, Witichis voran, Totila und Hildebrand, welche die Umzingelten vernichtet
     hatten, folgend, den Flüchtlingen jetzt so ungestüm nach, daß sie mit ihnen zugleich die Linie Belisars zu erreichen und zu
     durchdringen drohten. Das durfte nicht sein. Belisar füllte diese Lücke selbst durch seine Leibwache zu Fuß und schrie den
     fliehenden Reitern entgegen, zu halten und zu wenden.
    Aber es war, als ob die Todesfurcht ihres gefallnen Führers sie alle ergriffen hätte. Sie scheuten das Schwert des Gotenkönigs
     hinter sich mehr als den drohenden Feldherrn vor sich: und ohne Halt und Fassung rasten sie, als wollten sie ihr eignes Fußvolk
     niederreiten, im vollen Galopp heran. Einen Augenblick ein furchtbarer Stoß – ein tausendstimmiger Schrei der Angst und Wut
     – ein wirrer Knäuel von Reitern und Fußvolk minutenlang – darunter einhauende Goten – und plötzlich ein Auseinanderstieben
     nach allen Seiten unter gellendem Siegesrufder Feinde.– Belisars Leibwache war niedergeritten, seine Hauptschlachtlinie durchbrochen.– Er befahl den Rückzug ins Lager.
     Aber es war kein Rückzug mehr: es war eine Flucht.
    Hildebads, Guntharis’ und Tejas Fußvolk waren jetzt auf dem Schlachtfeld eingetroffen: die Byzantiner sahen ihre Stellung
     im ganzen geworfen: sie verzweifelten am Widerstand, und mit großer Unordnung eilten sie nach dem Lager zurück. Gleichwohl
     hätten sie dasselbe noch in guter Zeit vor den Verfolgern erreicht, hätte nicht ein unerwartetes Hindernis alle Wege gesperrt.
     So siegesgewiß war Belisar ausgezogen, daß er das ganze Fuhrwerk, die Wagen und das Gepäck des Heeres, ja selbst die Herden,
     welche ihm nachgetrieben wurden nach der Sitte jener Zeit, den Truppen auf allen Straßen zu folgen befohlen hatte. Auf diesen
     langsamen, schwerbeweglichen und schwer zu entfernenden Körper stießen nun überall die weichenden Truppen, und grenzenlose
     Hemmung und Verwirrung trat ein. Soldaten und Packknechte wurden

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