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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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sagte Cethegus nach einigem Besinnen.
    »Und die Goten, Feldherr?«
    »Bah! das Grabmal ist fest, es schützt sich selbst. Erst müssen vom Süden her die Stürmenden über den Fluß: und dann diese
     eisglatten Wände von parischem Marmor hinan, meine und des Korinthers Freude. Und zudem«, lächelte er, »sieh nur hinauf: da
     oben steht ein Heer von marmornen Göttern und Heroen: sie mögen selber ihren Tempel schirmen gegen die Barbaren. Siehst du,–
     ich sagte es ja – es geht nur hier gegen das Sanct-Pauls-Tor«, schloß er, auf das Lager der Goten deutend, aus welchem eben
     eine starke Abteilung in dieser Richtung aufbrach.
    Licinius gehorchte und führte alsbald dreitausend Isaurier, etwa die Hälfte der Deckung, ab: von dem Grabmal über den Fluß
     und den Viminalis hinab gegen die Thermen Diokletians. Belisars Armenier am tiburtinischen Tor löste er dann auch durch dreihundert
     Isaurier und Legionäre ab. Cethegus aber wandte sich nach dem salarischen Tor, wo jetzt Constantinus als Vertreter Belisars
     hielt.
    »Ich muß ihn aus dem Wege haben«, dachte er, »wenn die Nachricht eintrift.«
    »Wenn du die Barbaren zurückgeworfen«, sprach er ihn an, »wirst du doch wohl einen Ausfall machen müssen? Welche Gelegenheit,
     Lorbeern zu sammeln, während der Feldherr fern ist!«
    »Jawohl«, rief Constantinus, »sie sollen’s erfahren, daß wir sie auch ohne Belisarius schlagen können.«
    »Ihr müßt aber ruhiger zielen«, sagte Cethegus, einem persischen Schützen den Bogen abnehmend.
    »Seht den Goten dort, den Führer zu Pferd! Er soll fallen.«
    Cethegus schoß; der Gote fiel vom Roß, durch den Hals geschossen.
    »Und meine Wallbogen,– ihr braucht sie schlecht! Seht ihr dort die Eiche? ein Tausendführer der Goten steht davor, gepanzert.
     Gebt acht!«
    Und er richtete den Wallbogen, zielte und schoß: durchbohrt war der gepanzerte Gote an den Baum genagelt. Da sprengte ein
     saracenischer Reiter heran:
    »Archon«, redete er Constantinus an, »Bessas läßt dich bitten, Verstärkungen an das Vivarium, das pränestinische Tor zu senden,
     die Goten rücken an.«
    Zweifelnd sah Constantinus auf Cethegus.
    »Possen:« sagte dieser, »der einzige Angriff droht an meinem Tore von Sanct Paul: und das ist gut gehütet: ich weiß es gewiß:
     laß Bessas sagen: er fürchte sich zu früh. Übrigens, im Vivarium habe ich noch sechs Löwen, zehn Tiger und zwölf Bären für
     mein nächstes Circusfest! Laßt sie einstweilen los auf die Barbaren! Es ist auch ein Schauspiel für die Römer dann!«
    Aber schon eilte ein Leibwächter den Mons Pincius herab: »Zu Hilfe, Herr, zu Hilfe! Constantinus, dein eignes, das flaminische
     Tor! Unzählige Barbaren! Ursicinus bittet um Hilfe!«
    »Auch dort?« fragte sich Cethegus ungläubig.
    »Hilfe an die gebrochne Mauer! zwischen dem flaminischen und dem pincianischen Tor!« rief ein zweiter Bote des Ursicinus.
    »Diese Strecke braucht ihr nicht zu decken! Ihr wißt, sie steht unter Sanct Peters besonderem Schutz: das reicht!« sprach
     beruhigend Constantinus.
    Cethegus lächelte: »Ja, heute gewiß: denn sie wird gar nicht angegriffen.«
    Da jagte Marcus Licinius atemlos heran. »Präfect, rasch aufs Capitol, von wo ich eben komme. Alle sieben Lager der Feinde
     speien Barbaren zugleich aus allen Lagerpforten: es droht ein allgemeiner Sturm gegen alle Tore Roms.«
    »Schwerlich!« lächelte Cethegus. »Aber ich will hinauf. Du aber, Marcus Licinius, stehst mir ein für das tiburtiner Tor. Mein
     muß es sein, nicht Belisars! Fort mit dir! Führe deine zweihundert Legionäre dorthin!«
    Er stieg zu Pferd und ritt zunächst gegen das Capitol zu, um den Fuß des Viminal. Hier traf er auf Lucius Licinius und seine
     Isaurier.
    »Feldherr«, sprach ihn dieser an, »es wird ernst da draußen. Sehr ernst! Was ist’s mit den Isauriern? Bleibt es bei deinem
     Befehl?«
    »Habe ich ihn zurückgenommen?« sagte Cethegus streng. »Lucius, du folgst mir und ihr andern Tribunen. Ihr Isaurier rückt unter
     eurem Häuptling Asgares zwischen die Thermen des Diokletian und das tiburtiner Tor.«
    Er glaubte an keine Gefahr für Rom. Meinte er doch zu wissen, was allein in diesem Augenblick die Goten wirklich beschäftigte.
    »Dieser Schein eines allgemeinen Angriffs soll«, dachte er, »die Byzantiner nur abhalten, ihres bedrohten Feldherrn vor den
     Toren zu gedenken.«
    Bald hatte er einen Turm des Capitols erreicht, von welchem er die ganze Ebne überschauen konnte. Sie war

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