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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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erfüllt von gotischen
     Waffen. Es war ein herrliches Schauspiel. Aus allen Lagertoren wogte die ganze Streitmacht des gotischen Heeres heran, die
     ganze Ausdehnung der Stadt umgürtend. Der Angriff sollte offenbar gegen alle Tore zugleich unternommen werden und war nach
einem
Gedanken entworfen.
    Voran in dem ganzen, zu drei Vierteln geschlossnen Kreise schritten Bogenschützen und Schleuderer, in leichten Plänklerschwärmen,
     die Zinnen und Brustwehren von Verteidigern zu säubern. Darauf folgten Sturmböcke, Widder, Mauerbrecher aus römischen Arsenalen
     entnommen oder römischen Mustern, wiewohl oft ungeschlacht genug, nachgebildet, mit Pferden und Rindern bespannt, bedient
     von Truppen, die, ohne Angriffswaffen, nur mit breiten Schilden sich und die Bespannung gegen die Geschosse der Belagerten
     decken sollten. Dicht hinter ihnen schritten die zum eigentlichen Angriff bestimmtenKrieger: in tiefen Gliedern, mit voller Bewaffnung, zum Handgemeng mit Beilen und starken Messern gerüstet, und lange, schwere
     Sturmleitern schleppend. In großer Ordnung und Ruhe rückten diese drei Angriffslinien überall gleichmäßigen Schrittes vor:
     die Sonne glitzerte auf ihren Helmen: in gleichen Zwischenräumen erschollen die langgezognen Rufe der gotischen Hörner.
    »Sie haben etwas von uns gelernt«, rief Cethegus in kriegerischer Freude. »Der Mann, der diese Reihen geordnet hat, versteht
     den Krieg.«
    »Wer ist es wohl?« fragte Kallistratos, der, in reicher Rüstung, neben Lucius Licinius hielt.
    »Ohne Zweifel Witichis, der König«, sagte Cethegus.
    »Das hätte ich dem schlichten Mann mit den bescheidnen Zügen nie zugetraut.«
    »Diese Barbaren haben manches Unergründliche.«
    Und vom Capitol herab ritt er nun, über den Fluß, nach der Umwallung am pankratischen Tor, wo der nächste Angriff zu drohen
     schien, und bestieg mit seinem Gefolge den dortigen Eckturm.
    »Wer ist der Alte dort, mit dem wehenden Bart, der mit dem Steinbeil den Seinen voranschreitet? Er sieht aus, als hätte ihn
     der Blitz des Zeus vergessen in der Gigantenschlacht.«
    »Es ist der alte Waffenmeister Theoderichs; er rückt gegen das pankratische Tor«, antwortete der Präfect.
    »Und wer ist der Reichgerüstete dort, auf dem Braunen, mit dem Wolfsrachen auf dem Helm? Er zieht gegen die Portuensis.«
    »Das ist Herzog Guntharis, der Wölsung«, sprach Lucius Licinius.
    »Und sieh, auch drüben auf der Ostseite der Stadt, überm Fluß, so weit man schauen kann, gegen alle Tore, rücken Sturmreihen
     der Barbaren«, sagte Piso.
    »Aber wo ist der König selbst?« frug Kallistratos.
    »Siehe, dort in der Mitte ragt die gotische Hauptfahne: dort hält er, oberhalb des pankratischen Tors«, antwortete der Präfect.
    »Er allein steht regungslos mit seiner starken Schar, weit, um dreihundert Schritt zurück, hinter der Linie«, sprach Salvius
     Julianus, der junge Jurist.
    »Sollte er nicht mit kämpfen?« frug Massurius.
    »Wäre gegen seine Weise. Aber laß uns vom Turm auf den Wall hinab: das Gefecht beginnt«, schloß Cethegus.
    »Hildebrand hat den Graben erreicht.«
    »Dort stehen meine Byzantiner, unter Gregor. Die Gotenschützen zielen gut. Die Zinnen am pankratischen Tor werden leer. Auf,
     Massurius, schicke meine abasgischen Jäger und von den römischen Legionären die besten Pfeilschützen dorthin: sie sollen auf
     die Rinder und Rosse der Sturmböcke zielen.«
    Bald war der Kampf auf allen Seiten entbrannt: und mit Verdruß bemerkte Cethegus, daß die Goten überall Fortschritte machten.
     Die Byzantiner schienen ihren Feldherrn zu vermissen: sie schossen unsicher und wichen von den Wällen, indes die Goten heute
     mit besonderer Todesverachtung vordrangen. Schon hatten sie an mehreren Stellen den Graben überschritten, und Herzog Guntharis
     hatte sogar schon Leitern angelegt an den Wällen bei dem portuensischen Tore, während der alte Waffenmeister einen starken
     Widderkopf herangeschleppt und denselben durch ein Schirmdach gegen die Feuergeschosse von oben gesichert hatte. Schon donnerten
     die ersten Stöße laut durch das Getümmel des Kampfes gegen die Balken des pankratischen Tors.
    Dieser wohlbekannte Ton erschütterte den Präfecten, der eben hier anlangte: »Offenbar«, sagte er zu sich selbst, »machen sie
     jetzt bittern Ernst, nachdem der Scheinversuch so gut gelungen.«
    Und wieder ein dröhnender Stoß. Gregor, der Byzantiner, sah ihn fragend an.
    »Das darf nicht lange währen!« rief Cethegus zürnend,

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